Seit Beginn des Schuljahrs ist darüber verhandelt worden, nun haben sich ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek und die Lehrergewerkschaft auf ein Maßnahmenpaket zur Entlastung von Schulleitungen und Lehrpersonal bei Verwaltung und Organisation geeinigt.
Im Rahmen eines Pilotprojekts soll es bis 2026 rund 80 Millionen Euro etwa für Administratorenstunden und Vereinfachungen zentraler Verwaltungsprozesse durch Digitalisierung geben, wie aus dem von Polaschek gestern bekanntgegebenem Plan hervorgeht.
Diese Entlastung sei Polascheks Angaben zufolge wichtig, damit sich die Lehrerinnen und Lehrer wieder verstärkt auf das Unterrichten, die Begleitung und Betreuung der Schülerinnen und Schüler konzentrieren könnten. Die Schulleitungen ihrerseits sollten wieder für ihre Leitungs- und Schulmanagementaufgaben freigespielt werden.
Polaschek hofft auf Beschluss vor dem Sommer
Zur Umsetzung der meisten Punkte des Pakets sind allerdings Gesetzesänderungen notwendig, diese wolle er in den nächsten Wochen „mit Nachdruck“ mit dem grünen Koalitionspartner diskutieren. Er hoffe auf einen Beschluss im Nationalrat noch vor dem Sommer. Zufrieden zeigte sich der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) bei dem Termin, das Paket sei „ein starkes Zeichen für mehr Pädagogik und weniger Bürokratie“.
Der Kern des Pakets betrifft die Pflichtschulen: Schulleitungen sollen dort künftig bei der Unterrichtsorganisation und der Kommunikation mit Eltern und Behörden entlastet werden, so wie das an den Bundesschulen (AHS, Berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) jetzt schon der Fall ist.
„Pädagogisch-administrative Fachkraft“
Unter dem Titel „pädagogisch-administrative Fachkraft“ sollen erstmals Lehrerinnen und Lehrer, die solche Aufgaben übernehmen, diese als Mehrdienstleistung abgegolten bekommen. Bisher stehen den Pflichtschulen nicht standardmäßig Administratorinnen und Administratoren zur Verfügung, teilweise hätte das Lehrpersonal diese Aufgaben bisher unbezahlt übernommen, so Polaschek.
An den Pflichtschulen müssen Schulleitungen die Administration in der Regel alleine organisieren, dabei sind in den vergangenen Jahren zunehmend Aufgaben dazugekommen. Erst seit Herbst gibt es die Möglichkeit, über den Finanzausgleich von Bund und Land kofinanzierte Sekretariatskräfte anzustellen, einige Zeit davor auch über ein Projekt des Arbeitsmarktservice (AMS). Pädagogisch-administrative Fachkräfte wie die Administratoren an den Bundesschulen gibt es bisher hingegen noch nicht.
Insgesamt zehn Punkte
Das Zehnpunktepaket, auf das sich Ministerium und Lehrervertretung verständigt haben, umfasst unter anderem auch etwaige Zulagen für Unterricht in Deutschförderklassen an Volksschulen und Erleichterungen beim sonderpädagogischen Förderbedarf.
Der innerhalb der Regierung wohl strittigste Punkt von Polascheks Paket ist sein Plan, dass Schulen künftig selbst entscheiden sollen, ob es bei ihnen Kind-Eltern-Lehrer-Gespräche und in der Volksschule neben den Ziffernnoten eine ergänzende differenzierte Leistungsbeschreibung geben soll. Kimberger sprach in diesem Zusammenhang von „mehr Autonomie und mehr pädagogischer Freiheit“.
Absage von Grünen
Eine Absage für die Abschaffung von verpflichtenden Kind-Eltern-Lehrer-Gesprächen und differenzierten Leistungsbeurteilungen kam postwendend von der grünen Bildungssprecherin Sibylle Hamann. Vielmehr wolle man die Kind-Eltern-Lehrer-Gespräche „aus grüner Sicht“ sogar noch ausbauen. Schließlich sei die kontinuierliche Einbindung der Eltern für den Lernerfolg der Kinder „extrem wichtig“, so Hamann. Auch eine differenzierte Leistungsbeurteilung als Ergänzung oder anstelle von Ziffernnoten findet man bei den Grünen „sinnvoll“.
Wenig Zuspruch von FPÖ und NEOS
Wenig Zuspruch kam von den Oppositionsparteien NEOS und FPÖ. Für NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre habe die Bundesregierung in ihrer Amtszeit im Bildungsbereich nichts bewegt. Auch das nun präsentierte Entlastungspaket sei „zu wenig substanziell und nachhaltig“. Der freiheitliche Bildungssprecher Hermann Brückl sah in der präsentierten Entlastung „wieder nur eine der üblichen Polaschek-Ankündigungen“ und „reine Augenauswischerei“.
SPÖ mit mehr Wohlwollen
Von der SPÖ kam mehr Wohlwollen. „Spät, aber doch beginnt sich Schwarz-Grün in der Bildungspolitik endlich zu bewegen“, sagten SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler und SPÖ-Kinderrechtesprecher Christian Oxonitsch in einer Aussendung. Die „gewerkschaftliche Nachhilfe“ scheine geholfen zu haben. Nun sei schnelles Handeln gefragt, da einige der präsentierten Maßnahmen noch gesetzliche Änderungen im Dienst- und Schulrecht notwendig machten.