Interview mit Boualem Sansal :
Die Anschläge werden nicht aufhören

Lesezeit: 5 Min.
Stilles Gedenken am Place de la Republique, zwei Tage nach dem verheerenden Anschlag mit 132 Toten
Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal beschreibt in seinem Roman „2084“ den Totalitarismus einer islamischen Diktatur. Er sagt: Der Westen hat die islamistische Gefahr zu lange unterschätzt. Ein Gespräch.
Herr Sansal, Sie beschäftigen sich in Ihrem Werk seit Jahren mit der islamistischen Gefahr. Was denken Sie heute, wenige Tage nach den Anschlägen in Paris?

Ich bin, ehrlich gesagt, nicht überrascht. Die Islamisten sind dabei, sich in Europa einzurichten. Am Freitag haben sie in Paris zugeschlagen, morgen wird es woanders sein. Sie werden nicht aufhören. Die Strategie der Anschläge weist dabei auf ein Ziel hin, das man benennen muss: Es geht ihnen um die Eroberung der Welt. Und dieser Krieg wird längst nicht nur über Gewalt geführt. Die Islamisten nutzen für ihre Mission die verschiedensten Mittel, sie wirken politisch, sie predigen in Moscheen, sie kommunizieren über das Internet und lassen ihre Publikationen weltweit zirkulieren. Das halte ich für das Wesentliche. Mit den Attentaten wollen sie uns terrorisieren, aber die Arbeit im Hintergrund ist mindestens so wichtig.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.