Pornographie im Vatikan

6. Januar 2015


Bisher galt Michelangelos Erschaffung des Menschen als eines der Hauptattraktionen in den Vatikanischen Museen. Der fast verschwindend kleine Ausschnitt des gigantischen Deckenfreskos in der Sixtinischen Kapelle galt zudem als eines der bekanntesten Werke der Kunstgeschichte; zahlreiche Bücher übernahmen es auf dem Titel, vornehmlich solche, die sich mit (schöpfungs)theologischen Fragen befassen. Alles falsch. Denn die Erschaffung des Menschen ist letztlich nur eines: Pornographie.

Facebooks „Michelle“ jedenfalls meint, das Bild sei „übermäßig sexualisiert“, erwecke „den Eindruck von Nacktheit“, zeige „viel Haut bzw. Dekolleté“ und konzentriere sich „unnötigerweise auf bestimmte Körperteile“. Facebooks „Michelle“ lehnt deshalb im Namen und im Auftrag ihres Arbeitgebers das Schalten einer Werbeanzeige für ein Buch ab, das Michelangelos Erschaffung des Menschen auf dem Titel zeigt. Weil es „nicht unseren Werberichtlinien entspricht“. Weil es Pornographie ist. Pornographie im Vatikan.

(Josef Bordat)

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