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Meinung Islam-Satire

Wer hat eigentlich Grund, sich beleidigt zu fühlen?

Reporter
Der Kabarettist Dieter Nuhr erwidert am 18.10.2014 in Kassel (Hessen) die Laudatio, nachdem ihm der mit 30.000 Euro dotierte Jacob-Grimm-Preis der Deutschen Sprache verliehen wurde. Nuhr mache „intelligentes Kabarett“, begründete die Jury die Wahl. Außerdem rege der 53-Jährige sein Publikum an, über die Wirkung von Sprache nachzudenken. Foto: Uwe Zucchi/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Der Kabarettist Dieter Nuhr erwidert am 18.10.2014 in Kassel (Hessen) die Laudatio, nachdem ihm der mit 30.000 Euro dotierte Jacob-Grimm-Preis der Deutschen Sprache verliehen wurde. Nuhr mache „intelligentes Kabarett“, begründete die Jury die Wahl. Außerdem rege der 53-Jährige sein Publikum an, über die Wirkung von Sprache nachzudenken. Foto: Uwe Zucchi/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Kabarettist Dieter Nuhr wird für seinen Umgang mit dem Islam kritisiert
Quelle: dpa
In Deutschland wird gegen Dieter Nuhr ermittelt – im Iran das Opfer einer versuchten Vergewaltigung hingerichtet. Das wirft einige Fragen auf. Beleidiger und Beleidigte messen mit zweierlei Maß.

Während eine deutsche Staatsanwaltschaft gegen Dieter Nuhr ermittelt, weil sich ein deutscher Muslim durch die exzessiv harmlosen Witzeleien des Kabarettisten über den Islam beleidigt fühlt, wurde in einem iranischen Gefängnis eine Frau hingerichtet, die vor fünf Jahren zum Tode verurteilt worden war, nachdem sie einen Mann erstochen hatte, der sie vergewaltigen wollte.

Es ist nicht der erste Fall. Die „Süddeutsche“ berichtete über ein 16 Jahre altes Mädchen im Iran, das wegen „unkeuschen Verhaltens“ zum Tode verurteilt und gehängt wurde. Die Autorin des Berichts, eine bekannte Islamexpertin, wies darauf hin, dass die Steinigung im Iran „faktisch abgeschafft“ wurde.

Und dass „iranische Menschenrechtler“ allein die Tatsache, „dass man darüber nachdenkt, die Steinigung durch andere Strafen zu ersetzen“, als „einen Schritt in die richtige Richtung“ sehen, „als Abkehr vom angeblich unflexiblen Korsett des islamischen Rechts“.

Barbarei im Namen einer barmherzigen Religion

So betrachtet, hat die Justiz der Islamischen Republik Iran wieder einmal bewiesen, wie flexibel sie das islamische Recht auslegt, indem sie nicht mehr steinigen, sondern hängen lässt. Und zwar nicht den Mann, der versucht hat, eine Frau zu vergewaltigen, sondern die Frau, die sich dagegen gewehrt hat.

Von der unfassbaren Logik des Urteils einmal abgesehen, wirft der Fall noch andere Fragen auf. Wer hat eigentlich einen Grund, sich beleidigt zu fühlen? Gläubige Muslime durch die Schriften von Salman Rushdie, die Karikaturen von Kurt Westergaard und die Witze von Dieter Nuhr? Oder alle anderen: Agnostiker, Atheisten, Christen, Heiden, Juden und säkulare Muslime durch eine Barbarei, die im Namen einer barmherzigen Religion begangen wurde?

Und ist angesichts dieser Praxis die feine Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus noch tragbar? In Pakistan hat vor Kurzem ein Berufungsgericht das Todesurteil gegen eine Christin bestätigt, die sich angeblich abfällig über den Propheten Mohammed geäußert hat. Auch diese Frau soll am Galgen sterben. Wenn das mal kein weiterer Schritt in die richtige Richtung ist.

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