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Tina
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Predigt von Bischof Msgr. Dr. Vitus Huonder. Eine Gebetsgruppe hielt am 10. November 2007 einen feierlichen Gottesdienst mit Bischof Dr. Vitus Huonder in der Kathedrale Chur. In seiner Predigt betonte …Mehr
Predigt von Bischof Msgr. Dr. Vitus Huonder.

Eine Gebetsgruppe hielt am 10. November 2007
einen feierlichen Gottesdienst mit Bischof
Dr. Vitus Huonder in der Kathedrale Chur.
In seiner Predigt betonte er die Wichtigkeit
des Gebetes: Wir alle, Priester und Bischöfe
sollen Menschen des Gebetes sein.
Luzli
Bischof Vitus Huonder
Ansprache an die Priesteramtskandidaten
während der Vesper am Karsamstag, 22. März 2008,
in der Kathedrale Chur
Meine lieben Priesteramtskandidaten, wir stehen am Ende der Heiligen Woche, der höchsten der Wochen des ganzen Kirchenjahres. Deshalb wünschte ich auch diese Begegnung mit euch und vor allem die Mitfeier der bischöflichen Liturgien dieser heiligen Zeit. Denn es ist …Mehr
Bischof Vitus Huonder
Ansprache an die Priesteramtskandidaten
während der Vesper am Karsamstag, 22. März 2008,
in der Kathedrale Chur

Meine lieben Priesteramtskandidaten, wir stehen am Ende der Heiligen Woche, der höchsten der Wochen des ganzen Kirchenjahres. Deshalb wünschte ich auch diese Begegnung mit euch und vor allem die Mitfeier der bischöflichen Liturgien dieser heiligen Zeit. Denn es ist die Zeit, da das Band zwischen Bischof und Priestern bildet und festigt; die Zeit der Einsetzung des besonderen priesterlichen Dienstes - der Einsetzung der heiligsten Eucharistie und Priesterweihe am Hoher Donnerstag - sowie des Sakramentes der Buße am Ostertag selber. Es ist also die Zeit, welche Bischof und Priester ganz besonders miteinander eint. Das müssen schon die Priesteramtskandidaten spüren und in sich aufnehmen.
Anderseits stehen wir in der Zeit des Leidens und Sterbens unseres Herrn. Wir begleiten den Herrn bei allen besonderen Ereignissen, die er setzt oder denen er sich für das Heil der Welt unterzieht. Wir spüren in dieser Zeit wie sonst nie, wie sehr das Priestertum mit dem Leiden unseres Herrn verbunden ist. Wir erfahren: Wer Christus als Priester nachfolgen will, muss bereit sein, am Leiden Christi teilzunehmen. Es ist ein unerlässliches, unerbittliches Muss. Und das ist sehr, sehr schwer. Denn dagegen bäumt sich unsere menschliche Natur auf. - In sich bäumt sie sich zu Recht auf, denn der Mensch ist nicht für das Leiden geschaffen, sondern um Gott zu erkennen, ihn zu lieben und in ihm die ewige Seligkeit, das ewige Glück zu erlangen. Doch nachdem die Sünde zwischen Gott und den Menschen trat, führt der Weg zum Glück und zur Seligkeit nur über das Leiden und Sterben, vor allem und einzigartig über das Leiden und Sterben unseres Herrn Jesus Christus. Wer Christus nachfolgen will, wer sich zum Priestertum berufen weiß und diesen Weg auch gehen will, muss bereit sein, am Leiden Christi teilzunehmen und sich selber zu verleugnen, oder mit einem starken neutestamentlichen Ausdruck gesagt, sich zu hassen. Das bedeutet, dass eine solche Person sich selber aufgeben muss, um ganz dem Herrn zu gehören.
Dieser Weg der Selbstaufgabe und der Ganzhingabe an unseren Herrn ist nicht leicht. Das hat uns die heutige Lesung der Lesehore gezeigt, wo uns Jeremias tief in sein Herz schauen lässt. Sein Prophetendienst stößt auf harten Widerstand. Er wird zum Stein des Anstoßes für seine eigenen Leute. Er wird zurückgestoßen, und dies eben, weil er nichts anderes tut, als den Willen Gottes zu verkünden und zur Gottesfurcht anzuhalten. Seine Aufgabe erscheint ihm so hart, dass er sogar den Tag seiner Geburt verflucht. Er möchte gar nicht geboren sein, um diese Rolle des Widerstandskämpfers zu spielen und den Hass seiner Volksgenossen auf sich zu ziehen: “Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde, der Tag, an dem meine Mutter mich gebar, sei nicht gesegnet. Verflucht der Mann, der meinem Vater die frohe Kunde brachte: Ein Kind, ein Knabe ist dir geboren!, und ihn damit hoch erfreute. Jener Tag gleiche den Städten, die der Herr ohne Erbarmen zerstört hat. Er höre Wehgeschrei am Morgen und Kriegslärm um die Mittagszeit, weil er mich nicht sterben ließ im Mutterleib. So wäre meine Mutter mir zum Grab geworden, ihr Schoß auf ewig schwanger geblieben. Warum denn kam ich hervor aus dem Mutterschoß, um nur Mühsal und Kummer zu erleben und meine Tage in Schande zu beenden” (Jer. 20,14-18).” Wir dürfen sagen: Das ist ein starkes Stück, das sich Jeremias hier leistet. Und doch hat Gott diese Klage des Jeremias angenommen und ihr sogar in der Heiligen Schrift einen Platz eingeräumt. Wohl um uns auf der einen Seite zu belehren, dass es uns Mühe kosten wird, in seinem Dienst zu stehen. Anderseits aber auch um zu zeigen, dass sein Diener freimütig mit ihm sprechen und seine ganze Not vor ihn tragen darf. Schließlich aber vor allem um den Schritt vom Alten zum Neuen Bund deutlich werden zu lassen, wo der Sohn Gottes sein Leiden ohne Widerspruch und Fluch annimmt und am Kreuz zu Vollendung bringt. Dadurch löst er den Fluch der Sünde, der über der Schöpfung steht, und ermöglicht jedem Menschen guten Willens den Zugang zu Gott.
Es bleibt die Feststellung bestehen: Wer sich als Priester in den Dienst des Herrn begibt, steht vor dem Kreuz, geht auf dem Weg zum Kreuz hin. Aber die Verheißung, die er empfängt, ist ohne gleichen - er darf zu Tische sitzen im Reich Gottes, wenn er sich dem Werk des Herrn ganz zur Verfügung gestellt hat und den Kreuzweg nicht scheute.
Ich bitte euch, liebe Priesteramtskandidaten, euch im Laufe eures Studiums in das Direktorium “Dienst und Leben der Priester” zu vertiefen, welches 1994 von der Kongregation für den Klerus herausgegeben wurde. Es enthält wichtige Leitlinien für den priesterlichen Auftrag und kann euch dienen, um euch immer wieder selber zu prüfen. Vor allem hilft euch dieses Direktorium, euch für eine priesterliche Existenz zu bilden. Denn es gibt eine Lebensweise, die dem Priester zusteht, es gibt aber auch eine Lebensweise, die dem Priester nicht zusteht und die ihm schadet, ja ihn unter Umständen sogar von seinem priesterlichen Versprechen abbringt und großen geistig-seelischen Schaden zufügt - seiner Person, aber auch vielen Gläubigen. Deshalb ist es wichtig, dass ihr euch zu einer guten, erbaulichen priesterlichen Lebensweise erzieht und formen lässt.
Heute möchte ich euch auf drei Themen aufmerksam machen: Auf den priesterlichen Zölibat, auf den Gehorsam und auf die priesterliche Armut. Ihr findet diese Themen im Direktorium in der angeführten Reihenfolge unter den Nummern 57-67. Dazu eine kleine Bemerkung eures Bischofs: Der Ordensmann verpflichtet sich zu den drei evangelischen Räten der Armut, des Gehorsams und der Keuschheit. Der Diözesanpriester tut das nicht in der gleichen Art und Weise, und doch bin ich fest davon überzeugt, dass auch der Diözesanpriester sein Leben auf diesen drei Räten aufbauen muss, um seiner Aufgabe gerecht zu werden. Er muss sich sozusagen in Stille und ohne äußere Feier für die evangelischen Räte entschließen und sich am Tag seiner Priesterweihe in dieser Haltung dem Bischof zur Verfügung stellen. Deshalb bitte ich euch, diese drei Räte zu bedenken, zu verinnerlichen und euer Leben nach ihnen auszurichten.
Grundlegend ist für mich der Rat der Armut oder das, was das Direktorium mit dem Titel umschreibt “Priesterliche Armut”. Wohl steht dieser Titel an dritter Stelle, doch beim Aufbau einer Spiritualität steht er an erster Stelle, vor allem wenn wir zurückgreifen auf den entsprechenden Schrifttext, auf Mt 5,3: “Selig, die im Geiste Armen.” Wenn ihr mich fragt, was das bedeute, dieses arm sein im Geiste, dann kann ich euch nur sagen: Schaut auf Christus, schaut auf ihn, er hat uns vorgelebt, was Armut im Geiste ist. Vor allem seine Passion, sein Leiden und Sterben, sind das Zeugnis der Armut im Geiste. Damit spürt ihr auch, wie ihr im Geiste arm leben sollt: In einer restlosen Offenheit für den Auftrag Gottes, in einer bedingungslosen Verfügbarkeit für den Auftrag der Kirche, in einem furchtlosen Eintreten für die Wahrheit des Evangeliums. Es ist eine Hingabe an Jesus Christus, bei der ihr dem Herrn sagt: “Hier bin ich, mit meinen Fähigkeiten und Talenten, aber auch mit meinen Schwächen und Fehlern. Hier bin ich, um ganz dir und deinem Auftrag zu gehören, um mich, meinen Gaben entsprechend und mit großem Vertrauen auf dich, meinen Herrn, für die Kirche einzusetzen. Hier bin ich, auch wenn ich schwere materielle und geistige Opfer bringen muss. Für dich riskiere ich jede Art von Armut und Benachteiligung. Wie du ganz für deinen Vater lebtest und für ihn da warst, so will auch ich ganz für dich und deine Sendung leben, ohne Wenn und Aber, ohne Bedenken und Ängste, mit dem festen Vertrauen, dass du mich einzusetzen, zu leiten und zu führen vermagst, wie es deinem Willen entspricht. Und dieser ist heilig, zuverlässig und sicher. Ja, ich rechne immer mit deiner Gnade und deiner Hilfe.”
Wenn ihr diese Armut im Geiste lebt, euch dazu durchringt, um die Gnade dieses Geistes betet, werden die anderen zwei Räte - nämlich Keuschheit und Gehorsam - leichter ein Teil eurer Lebensgestaltung werden. Sicher braucht die Befolgen jedes Rates seine eigene Aszese, sein eigenes Training. Aber der Geist der Armut stärkt euch für ein reines und keusches Leben und ganz besonders für den so wichtigen Gehorsam der Kirche, der kirchlichen Lehre und, konkret, dem Bischof gegenüber. Denn wie oft ist der Ungehorsam, den wir bei vielen Priestern in unsrer Zeit in einem erschreckenden Maß erfahren, ein Mangel an Armut im Geiste; anders gesagt, dieser Ungehorsam ist ein Ausdruck jenes Stolzes, der den Menschen sich gegen Gott erheben und aufbäumen ließ. So möchte ich euch sagen: Übt euch ganz besonders ein in die Tugend dieser Seligpreisung, in die Tugend der Armut im Geiste, und alles andere wird euch dazu gegeben werden. Und darf ich noch hinzufügen, - und dies ist keineswegs von weniger großer Bedeutung - dass wir leichter priesterlich leben können - in Keuschheit, Gehorsam und Armut - wenn wir eng miteinander verbunden bleiben, die brüderliche Achtung und Liebe pflegen, ja, nach Möglichkeit, in Gemeinschaft leben und im Bischof den Vater sehen und lieben, der die ganze priesterliche Familie zusammenhält und zusammenführt.
Ich schließe diese Ermahnung mit der Bitte, jederzeit und ständig auf unseren Herrn zu blicken, auf sein Leiden, auf sein Sterben, auf sein Kreuz, auf seine Erbärmlichkeit im Angesichte von Pontius Pilatus und des ganzen Volkes, auf den “Ecce Homo”, auf diesen Herrn in Schande und Not. Er soll euer Vorbild sein, er soll euch euren eigenen Weg vorgeben. Und wenn das Bild des Leidensmannes euch ängstigen, ja zurückstoßen sollte - das kann unserer menschlichen Natur entsprechend geschehen und wird wohl noch oft geschehen - dann werft immer denn Blick darüber hinaus, auf den Ostermorgen, auf den Herrn in Herrlichkeit. Dorthin führt alles Leid, alle Not, jedes Kreuz. Amen.
Rübezahl
Bischof Huonder Gründonnerstags-Predigt 2008:
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Bischof Huonder Gründonnerstags-Predigt 2008:

- noch einmal "nach oben" damit -
Rübezahl
Bischof Huonder Gründonnerstags-Predigt 2008:
Brüder und Schwestern im Herrn, am Palmsonntag nahmen wir die eben zitierten Worte aus der Karfreitagsliturgie zum Leitgedanken für die ganzen Heilige Woche. Sie sollen uns durch diese Tage begleiten und uns hineinwachsen lassen ins Leiden und Sterben unseres Herrn und seine Liebe zu uns erfahren lassen.
Heute feiern wir miteinander jenen Abend, da er …Mehr
Bischof Huonder Gründonnerstags-Predigt 2008:

Brüder und Schwestern im Herrn, am Palmsonntag nahmen wir die eben zitierten Worte aus der Karfreitagsliturgie zum Leitgedanken für die ganzen Heilige Woche. Sie sollen uns durch diese Tage begleiten und uns hineinwachsen lassen ins Leiden und Sterben unseres Herrn und seine Liebe zu uns erfahren lassen.

Heute feiern wir miteinander jenen Abend, da er uns das höchste der Sakramente geschenkt hat: Das allerheiligste Sakrament seines Leibes und Blutes; das Sakrament seiner göttlichen Gegenwart unter den Zeichen von Brot und Wein; das Sakrament des Kreuzesopfers.

So lassen wir uns mit Blick auf dieses höchste Sakrament vom Herrn befragen: “Mein Volk, was habe ich dir getan, womit habe ich dich betrübt? Antworte mir. Was habe ich dir getan, dass du dieses Sakrament so unwürdig behandelst?

Was habe ich dir getan, dass du über dieses Sakrament Lehren verbreitest, die nicht meiner Stiftung entsprechen; dass du sagst, dies sei gewöhnliches Brot und gewöhnlicher Wein, und es sei nicht denkbar, dass die Verwandlung des Brotes in meinen heiligen Leib und des Weines in mein kostbares Blut möglich sei? Ich selber habe doch gesagt: ‘Das ist mein Leib, das ist mein Blut.’ Warum glaubst du meinen Worten nicht?

Mein Volk, was habe ich dir getan, dass du die Kinder nicht mehr in Ehrfurcht und Liebe vor diesem heiligsten Sakrament erziehst; dass du ihnen nicht mehr die Wahrheit dieses Sakramentes vermittelst; dass du ihnen auch nicht mehr sagst, dass sie dieses Sakrament mit reinem, von Sünden freiem Herz empfangen sollen? Mein Volk, was habe ich dir getan? Antworte mir.

Was habe ich dir getan, dass du dieses Sakrament nicht mehr als das Sakrament meines Opfers am Kreuz anerkennen willst; dass du sagst, die heilige Messe sei nicht die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers; dass du das Wort Opfer vermeiden willst, obwohl ich gesagt habe: ‘Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird?’

Was habe ich dir getan, dass du aus dieser heiligen Feier ein Mahl der Belustigung und deiner Selbstbestätigung gemacht hast? Mein Volk, antworte mir. Mein Volk, was habe ich dir getan, dass Dir das Messopfer so wenig wert ist; dass du alles andere tust, nur nicht am eucharistischen Opfer teilnimmst und dich Sonntag für Sonntag davon fern hältst?

Was habe ich dir getan, dass du meine Gegenwart im Tabernakel übersiehst und gering achtest? Was hätte ich für dich noch mehr tun können, als dir dieses Sakrament zu schenken und mein Kreuzesopfer auf diese Weise durch alle Zeiten und für alle Menschen wirksam bleiben zu lassen?

Was hätte ich mehr tun können als meinen Aposteln aufzutragen: ‘Tut dies zu meinem Gedächtnis?’ Mein Volk, was habe ich dir getan, womit habe ich dich betrübt? Antworte mir.” - Amen.