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Erneuerung aus der Tiefe des Christentums. Ein Studientag über Romano Guardini mit Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz Teil 1.Mehr
Erneuerung aus der Tiefe des Christentums.
Ein Studientag über Romano Guardini mit Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz
Teil 1.
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Gerl-Falkovitz
Anja39
Der Glaube an Gott gibt uns geistige Entwicklung, sondern auch Selbst-Bewusstsein.Erkenntnis,die Wahrheiten des Glaubens vereint sich die sichtbare mit der unsichtbaren Welt.Es gibt keinen anderen Weg zu Gott als durch Jesus 😌
dornbusch
„Es ist ja ... eines der fundamentalsten Ereignisse in der Geschichte des Geistes und der Menschenkultur, dass diese Kirche, immer schöpfend aus dem Glauben an die Erscheinungen des Göttlichen im Fleische, die Einheit zwischen Geist und Körper, zwischen Idee und Symbolik, zwischen Unsichtbarem und Sichtbarem unzerrissen bewahrt hat. Ihr ist alles Irdische ein Mysterium geblieben, sie lehrt uns, …Mehr
„Es ist ja ... eines der fundamentalsten Ereignisse in der Geschichte des Geistes und der Menschenkultur, dass diese Kirche, immer schöpfend aus dem Glauben an die Erscheinungen des Göttlichen im Fleische, die Einheit zwischen Geist und Körper, zwischen Idee und Symbolik, zwischen Unsichtbarem und Sichtbarem unzerrissen bewahrt hat. Ihr ist alles Irdische ein Mysterium geblieben, sie lehrt uns, durch die sichtbaren Dinge, Sonne, Mond, Wasser, Wein und Öl, durch die vordergründige Geschichte hindurchzuschauen auf das von Gott Gemeinte, auf das Bleibende. Sie ist ein einziges Sakramentum. Der Einbruch des Göttlichen, der sich vollzieht im gesprochenen Wort der Schrift und am Ende der Zeiten, im Logos selbst, ist ihr ein immer neu greifbares Geschehen, eine von Gott selbst gesprochene Parabel, im Vordergrund hörbar und betastbar, im Hintergrund voll der unaussprechlichen Geheimnisse. Und eben daher kann sich alles Sichtbare als ein unaufhörliches Spiel Gottes betrachten, als eine ‚Geste des Körpers’ ...
Hier liegt die theologische Begründung verborgen für das, was uns R. Guardini von der Liturgie als göttlichem Spiel gelehrt hat. Immer wird diese Kirche des menschgewordenen Logos ihr tiefstes Geheimnis einhüllen in die Fülle der schönen Gesten, der gemessenen Schritte und der edlen Gewänder. Immer wird sie die ‚spielende Kirche’ sein. Denn sie nimmt das Fleisch, den Menschen, göttlich ernst.
Von da aus gewinnen wir nun auch einen Einstieg in ein Lehrstück, das ... gepflegt wurde in den heimlichen Zellen der Mystiker: in die Lehre vom göttlichen Spiel der Gnadenwahl. Der christliche Mystiker ist ein Mensch, der durch die sichtbaren Dinge hindurchschaut auf des Unaussprechliche. Wenn er auf das Kreuz seines Herrn blickt, dann eröffnen sich ihm hinter der qualvollen Torheit des Sichtbaren die lichten Weiten der Geborgenheit in Gottes Gnade und Erlösung, dann beginnt zwischen seinem Seelengrund und dem Herzen Gottes jenes commercium admirable, das er empfindet als das ‚Spielen der Gnade’... Diese Begnadigung empfindet der Mystiker als ein göttliches Spiel, weil sie gefühlt wird als ein Aufreißen aller Tore ... Es wiederholt sich darin im tiefsten Seelengrund, was sich einst begab in den Tiefen der dreifaltigen Gottheit, wo das Spiel der Menschwerdung begann in dem aus grundloser Liebe gefallenen Entschluss der Erlösung. Die kühne Mechtild von Magdeburg wagte es, dies so auszusprechen: ‚Da spielt der Heilige Geist dem Vater ein Spiel mit großer Milde und sprach: Herr lieber Vater, wir wollen nicht länger unfruchtbar sein.’ Darum erfährt der mystische Mensch sein Hingabe an die Gnade als ein Untertauchen in die Flut einer ganz neuen Freiheit, als den Beginn einer kindlichen Ungebundenheit, als Auslieferung an eine grenzenlose Liebe. So bittet Mechtild die Menschheit des Herrn, ihr ‚aufzuschließen die spielende Flut, die in der Dreifaltigkeit schwebt und wovon allein die Seele lebt.’ Und Gott spricht zu ihr:
‚Meine Seligkeit wird die Seele wohl fühlen,
wenn sie nur recht einfach still
sich in meinen göttlichen Arm legen will,
so, dass ich muss mit ihr spielen.’
...
Warum darf der Mystiker wo vom Spiel der Gnade sprechen? Er rührt hier an das tiefste theologische Geheimnis der Gnadenwahl: aus Erfahrung wissend, dass Gott seine Liebe souverän und seit Ewigkeit vorherbestimmend schenkt, ohne die geistige Freiheit seines Geschöpfes zu überwältigen, unberechenbar und dennoch sinnvoll; er weiß darum, dass er sich nur einfach in diesen Abgrund stürzen darf, ohne sich selbst zu verlieren, dass er kindlich sein darf und töricht. Denn die Grundregel dieses göttlichen Spiels der Gnade lautet: ‚Wer verliert, gewinnt.’ ...
Auf dieser höchsten Ebene des Menschentums, im Bereich des Heiligen, wiederholt sich noch einmal die Einheit zwischen Ernst und Spiel, von der schon Platon etwas geahnt hat: alles zu tun und sich doch für nichts zu erachten, gemäß jenem Wort des Herrn: ‚Und wenn ihr alles getan habt, was vorgeschrieben war, dann saget: Unnütze Knechte sind wir.’ (Lk 17. 10).
...
Der Christ weiß glaubend, ... der Himmel wird ein Spiel sein, weil der Mensch eingehen darf in einen Zustand, den die Mystikerin Mechtild mit der unnachahmlichen Prägnanz des gläubigen und dichterischen Genius beschrieben hat: ‚Dort werden wir sein froh und frei, schnell, gewaltig und minnereich, klar und so viel wie möglich Gott gleich.’ Dieses Spiel des Himmels wird ein Spiel des Heiligen Geistes sein, ein ewiges Mitschwingen mit dem Pneuma, das ‚weht wo es will’. ... Hier endet unsere Theologie vom himmlischen Spiel. Der erlöste Mensch ist wieder ein Kind geworden, so wie er es am Beginn seiner Erdengeburt und seiner Zeugung aus dem Ursakrament der Kirche gewesen ist. Er spielt. Er ist aufgenommen in den ‚Chor der seligen Knaben’, wie es Goethe am Ende seines Faust ehrfürchtig geahnt hat. Umgewandelt und gelöst ‚von den Flocken seines Puppenstands’ geht er ein in die ewige Jugend:
‚Sieh, wie er jedem Erdenbande
der alten Hülle sich entrafft,
und aus ätherischem Gewande
hervortritt erste Jugendkraft.’

hugo rahner
Josephus
Einfach großartig.
Danke.
Josephus Monacensis