Angesichts der Stellungnahme von Kardinal Müller, die die Überschrift des Artikels formuliert, scheint es mir nützlich zu sein, dass man sich an den folgenden Brief der Bischöfe Tissier de Mallerais, Galarreta und Williamson zu erinnern, den sie seinerzeit an das Generalhaus schrieben und der im Internet zum Missfallen des Generalhauses veröffentlicht wurde.
Aus diesem Brief spricht die große …Mehr
Angesichts der Stellungnahme von Kardinal Müller, die die Überschrift des Artikels formuliert, scheint es mir nützlich zu sein, dass man sich an den folgenden Brief der Bischöfe Tissier de Mallerais, Galarreta und Williamson zu erinnern, den sie seinerzeit an das Generalhaus schrieben und der im Internet zum Missfallen des Generalhauses veröffentlicht wurde.
Aus diesem Brief spricht die große Sorge dieser Bischöfe, dass es zu einem Abkommen kommen könnte:
Verehrter Generaloberer, Verehrter Erster Assistent, Verehrter Zweiter Assistent
Wie vielen bekannt ist, erwägt der Generalrat der Priesterbruderschaft St. X, seit einigen Monaten ernsthaft, das römische Angebot für ein praktisches Abkommen anzunehmen, nachdem die doktrinellen Verhandlungen von 2009 bis 2011 gezeigt haben, dass ein doktrinelles Abkommen mit dem jetzigen Rom unmöglich ist. Anhand dieses Briefes möchten die 3 Bischöfe der Bruderschaft St. X, welche nicht zum Generalrat gehören, mit dem gebührenden Anstand bekannt geben, dass sie sich geschlossen von solch einem Abkommen distanzieren.
Natürlich wünschen sich viele sowohl auf Seiten der Konzilskirche, als auch auf Seiten der Bruderschaft St. X, dass die katholische Einheit wiederhergestellt werden würde. Da allerdings die Realität alles regiert und alles sich dieser Realität beugen muss, bedeutet das im Klartext, dass seit dem 2. Vatikanum die offiziellen Autoritäten der Kirche von der katholischen Wahrheit abgewichen sind und dass sie sich auch heute noch willig zeigen den Praktiken und Lehren des Konzils immer treu zu bleiben. Die römischen Verhandlungen, die „doktrinelle Präambel“ und Assisi III sind leuchtende Beispiele dafür.
Die Probleme welche für Katholiken durch das 2. Vatikanum entstanden sind, sind tiefgründig. In einer Konferenz für Priester der Bruderschaft in Econe, welche als das letzte doktrinelle Testament von Erzbischof Lefebvre betrachtet werden kann, und welche ein halbes Jahr vor dessen Tod gehalten wurde, beschreibt der Erzbischof kurz zusammenfassend die Geschichte des liberalen Katholizismus, welche aus der Französischen Revolution resultierte; er rief in Erinnerung wie die Päpste immer den Versuch die Kirche mit der modernen Welt zu versöhnen bekämpft haben, und er erklärte, dass der Kampf der Priesterbruderschaft St. Pius X gegen das 2. Vatikanum genau derselbe Kampf sei. Er schlussfolgerte:
„Desto mehr man die Dokumente des 2. Vatikanums und deren Interpretation durch die kirchlichen Autoritäten analysiert, desto mehr erkennt man, dass diese weder oberflächliche Fehler noch ein paar wenige spezielle Fehler enthalten, wie zum Beispiel Ökumenismus, Religiöse Freiheit, Kollegilität, sondern vielmehr eine totale Perversion des Geistes, eine vollständig neue Philosphie gegründet auf Subjektivismus bedeuten…. Es ist sehr ernst! Eine totale Perversion! …. Das ist sehr alarmierend.“
Ist nun aber die Denkweise Benedikt XVI diesbezüglich besser, als die von Johannes Paul II? Es ist ausreichend die Untersuchung von einem von uns Dreien zu lesen, „Der Glaube gefährdet durch den Verstand.“, um zu erkennen, dass die Denkweise des derzeitigen Papstes ebenso durchtränkt ist von Subjektivismus. Es ist alles subjektive Fantasie des Menschen statt der objektiven Realität Gottes. Es ist der ganze katholische Glaube der modernen Welt untergeordnet. Wie kann man glauben, dass ein praktisches Abkommen solche Probleme regeln könnte?
Einige hingegen werden uns sagen, Benedikt XVI ist der Priesterbruderschaft St. Pius X und ihren Lehren wirklich wohlgesinnt. Dies kann als ein Subjektivist sehr leicht der Fall sein, denn liberale Subjektivisten können sogar die Wahrheit tolerieren, aber nicht, wenn man sich weigert den Irrtum zu tolerieren. Er würde uns innerhalb eines pluralistischen und relativistischen Rahmens akzeptieren, unter der Bedingung, dass wir in der vollen Gemeinschaft mit der Obrigkeit und anderen kirchlichen Einrichtungen bleiben. Aus diesem Grund können die römischen Autoritäten tolerieren, dass die Bruderschaft fortfährt, die katholische Doktrin zu lehren, aber sie werden jedwede Verurteilung vom Konzil strikt verbieten. Aus diesem Grunde, würde ein auch nur praktisches Abkommen die Bruderschaft, einschließlich Ihrer Kritik am Konzil oder der Neuen Messe, langsam aber sicher zum Schweigen verurteilen. Indem man aufhört die wesentlichen Siege der Revolution zu verurteilen, würde die bedauernswerte Bruderschaft aufhören sich gegen die universelle Apostasie unserer beklagenswerten Zeiten zu stellen und allmählich daran sogar teilnehmen. Was garantiert uns letztendlich, dass wir geschützt werden von der römischen Kurie und den Bischöfen? Papst Benedikt XVI?
Vergeblich versucht man es zu leugnen, aber ein Abgleiten ist unvermeidlich. Stellt man nicht bereits jetzt in der Bruderschaft ein Nachlassen ihres Glaubensbekenntnisses fest? Leider wird heutzutage ein gegenteiliges Handeln als anormal bezeichnet. Kurz vor den Bischofsweihen 1988, als viele gute Gläubige bei Monsieur Lefebvre so auf ein praktisches Abkommen mit Rom bestanden haben, um dadurch ein neues Feld des Apostolates zu öffnen, unterbreitete er seinen 4 Bischöfen seine Gedanken:
„Ein großer Bereich des Apostolats, vielleicht, aber in Unklarheit, und in zwei entgegengesetzte Richtungen auf einmal, die uns schließlich verrotten würde.“ Wie können wir fortfahren zu gehorchen und gleichzeitig die Wahrheit zu predigen? Wie kann man ein Abkommen machen, ohne dass die Bruderschaft verrottet in diesem Widerspruch?“
Und auch wenn ein Jahr später Rom anscheinend eindeutige Gesten des Wohlwollens gegenüber der Tradition zeigte, blieb Erzbischof Lefebvre doch immer vorsichtig. Er befürchtete, dass dies nur „Manöver seien um uns von der größtmöglichen Anzahl von Gläubigen zu trennen. Das scheint die Perspektive zu sein unter der Sie immer mehr zu geben scheinen und dabei auch sehr weit gehen. Wir müssen unsere Gläubigen unter allen Umständen überzeugen, dass dies nichts weiter als Manöver sind, dass es gefährlich ist, dass wir uns in die Hände von Konzilsbischöfen und dem modernistischen Rom geben. Dies ist die größte Gefahr, welche unseren Gläubigen droht. Wenn wir seit 20 Jahren kämpfen die konziliaren Fehler zu meiden, war es nicht um uns nun in die Hände jener zu geben, welche diese Konzilsirrtümer praktizieren.“
Nach Erzbischof Lefebvre sind die Kennzeichen der Bruderschaft weit mehr als nur die Irrtümer bei ihrem Namen zu nennen, sondern vielmehr effektiv und öffentlich den römischen Autoritäten zu widerstehen, welche diese Irrtümer verbreitet haben. Wie kann man ein Abkommen machen und gleichzeitig diesen öffentlichen Widerstand leisten, auch gegenüber dem Papst? Nachdem wir mehr als 40 Jahre gekämpft haben, möchte sich die Bruderschaft nun in die Hände der Modernisten und Liberalen geben, deren Hartnäckigkeit wir beobachtet haben?
Eure Exzellenz, hochwürdige Priester, passen sie auf! Sie stehen in der Absicht die Bruderschaft auf den Punkt hinzuführen, wo es kein Zurück mehr gibt, auf eine tiefe Spaltung ohne Ausweg, und wenn Sie ein solches Abkommen treffen, dann wird die Bruderschaft einem starken, zerstörerischen Einfluss ausgesetzt sein, dem Sie nicht mehr standhalten kann. Wenn die Priester der Bruderschaft es bis jetzt geschafft haben, die Bruderschaft davor zu bewahren, dann genau aus dem Grund, dass der Erzbischof kein praktisches Abkommen mit Rom getroffen hat. Da sich die Situation nicht im Wesentlichen geändert hat, da die Bedingungen welche vom Generalkapitel 2006 vorgeschrieben wurden keinesfalls erfüllt wurden (eine doktrinelle Veränderung in Rom, welche ein praktisches Abkommen erlauben würde), hören Sie zumindest auf unseren verehrten Gründer. Er hatte vor 25 Jahren Recht. Er hat auch heute Recht. In diesem Sinne, flehen wir Sie an: wagen Sie mit der Bruderschaft kein rein praktisches Abkommen.
Mit unseren äußerst herzlichen und brüderlichen Grüßen,
In Christo und Maria,
Mgr. Alfonso de Galarreta
Mgr. Bernard Tissier de Mallerais
Mgr. Richard Williamson