Nachrichten
2K

Patriarch von Alexandrien sieht „eine historische Chance"

Bild: Patriarch Antonios Kardinal Naguib, Kirche in Not

(gloria.tv/ Kirche in Not) Der koptisch-katholische Patriarch von Alexandrien, Antonios Naguib, begrüßt die aktuellen Entwicklungen zur Demokratisierung in Ägypten und die Ziele der Übergangsregierung. Wie er in einem Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" sagte, sei eine demokratische Regierung schon seit langer Zeit ein Traum und eine Hoffnung gewesen.

Er unterstützt die Pläne der Übergangsregierung, die autokratischen Strukturen zu beseitigen, die Präsident Hosni Mubarak und seine Minister in den vergangenen 30 Jahren aufgebaut haben. Der Patriarch begrüßte zudem die Zusage der ägyptischen Regierung für neue Wahlen. "Wir werden alle Mitglieder der Kirche ermutigen, an den Wahlen teilzunehmen. Es ist für uns eine historische Gelegenheit", sagte Patriarch Naguib wörtlich.

Auch andere koptische Bischöfe befürworten die aktuellen politischen Entwicklungen und den Sturz Mubaraks. Sie betonten, dass Muslime und Christen vereint hinter dieser Bewegung stünden.

Bischof Antonios Mina aus Gizeh sagte gegenüber "Kirche in Not": "In den letzten Jahrzehnten gab es kaum Freiheit. Es war nicht human. Wir freuen uns über das, was geschehen ist, denn es gibt uns die Gelegenheit für einen Neubeginn."

Bischof Ibrahim Sidrak aus der Diözese Minya ergänzte: "Mubarak und sein Regime hatten die Rufe nach einem Wechsel nicht verstanden, die es schon seit fünf oder mehr Jahren gegeben hat. Wir sind nun in einer kritischen Situation – sowohl politisch als auch sozial."

Patriarch Naguib und die beiden Bischöfe betonten, dass die Regierung vor allem zwei Prioritäten habe: die Sicherheit bewahren und die sozialen Probleme lösen. Diese seien aber so vielschichtig, dass sie nicht auf einmal beseitigt werden könnten, sagte er.

Er sieht keine Gefahr, dass die momentane politische Unsicherheit im Land extremistische Gruppen und politische Bewegungen, wie die Muslimbruderschaft, stärke. Naguib erklärte: "Wenn die Muslimbrüder innerhalb des Rahmens einer Bürgergesellschaft als Partei mit einem klaren Programm auftreten, sind sie genauso willkommen, wie jede andere Partei auch. Falls sie Ägypten in ein religiöses Land umwandeln wollen, in dem die Scharia gilt, dann, denke ich, werden nicht nur die Christen, sondern auch mehr als die Hälfte der Bevölkerung diesen Weg nicht akzeptieren."