Galahad
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Kann die Kirche einen „Dialog ohne Vorurteile“ führen?

Kann die Kirche einen „Dialog ohne Vorurteile“ führen? – Einige kritische Einwände an Papst Franziskus

In ihrem neuen Gastkommentar befaßt sich die freischaffende Schriftstellerin und Künstlerin Hanna Jüngling ausgehend vom Brief von Papst Franziskus an den Atheisten Eugenio Scalfari mit dem Spannungsfeld Kirche und Dialog mit der modernen Welt. Hanna Jüngling geht der Frage nach, ob die Kirche überhaupt einen „Dialog ohne Vorurteile“ führen kann, und macht einige „kritische Einwände“ an Papst Franziskus.
Zuletzt veröffentlichten wir von Hanna Jüngling den Beitrag: „Geister im Weizenfeld – Gegenwärtiger Zustand der Kirche: Versuch einer heilsgeschichtlichen Einordnung“.

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Gastkommentar von Hanna Jüngling*
Die Kommunikation kam zwischen der Kirche und der christlich inspirierten Kultur einerseits und der modernen, durch die Aufklärung geprägten, Kultur andererseits zum Stillstand. Das Zweite Vatikanische Konzil ebnete den Weg für einen offenen Dialog ohne Vorurteile, auf dessen Grundlage eine ernsthafte und fruchtbare Begegnung erneut ermöglicht wird. Nun ist die Zeit gekommen.(Papst Franziskus an Eugenio Scalfari, La Repubblica 11. September 2013)1
1. “Omnia tempus habent … tempus tacendi et tempus loquendi…”2
Die Kommunikation kam zum Stillstand“ – ja, das gehört zum schmalen Weg der Nachfolge Christi. Hat ER nicht auch ab einem bestimmten Zeitpunkt mit dem Hohen Rat, den Schriftgelehrten und Pharisäern und mit Pilatus nicht mehr diskutiert? Die gelegentliche Notwendigkeit des Kommunikationsabbruches in finsteren Zeiten hat unser Herr uns gelehrt.
Wir kennen alle diese oder ähnlich lautende Sätze, wie sie Franziskus’ Brief an den Atheisten Eugenio Scalfari formuliert, stets wohltönend, auf beiden Seiten hinkend, voller Spitzen gegen Ungenannte und mit einem Sendungsbewusstsein vorgetragen, das in eigenartigem Gegensatz zu seiner argumenatorischen Dürftigkeit steht.
Natürlich zeugen solche Sätze von naiver Friedenssehnsucht und dem Wunsch, etwas Wichtiges und Besonderes zu tun, einen der vordersten Plätze im Reich Gottes einzunehmen.

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