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Charakterfrage
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Charisma: Licht und Schatten. Peter Hofmann „Hereinspaziert meine Damen und Herren! Besuchen Sie unser Seminar „Wie werde ich charismatische Leaderfigur“. Werden Sie in zwei Tagen wie unsere Vorbilder …Mehr
Charisma: Licht und Schatten.

Peter Hofmann
„Hereinspaziert meine Damen und Herren! Besuchen Sie unser Seminar „Wie werde ich charismatische Leaderfigur“. Werden Sie in zwei Tagen wie unsere Vorbilder die Charismatiker wie Obama, Clinton, Ghandi, Bono (von U2) etc. Charisma kann man lernen! Das ist unser Motto. So oder so ähnlich klingen Werbeslogans für einschlägige, meist sehr teure Veranstaltungen. Wer wäre nicht gerne ein Führer dem die Menschen gerne folgen – scheint's eine Kernessenz des modernen Charismabegriffes. Interessanterweise werden immer Vorbilder ins Treffen geführt, welche es durch Ihren Lebensweg geschafft haben mit multinationalen Medien professionell umzugehen. Was ist daran das Charismatische? Weil die so locker wirken, so gelassen?
Andere meinen man hat's oder man hat's nicht. Charisma sei quasi etwas Angeborenes. Eine Grundeigenschaft, die es einem ermöglicht auf andere positiv zu wirken, sie zu beeindrucken kraft der Strahlstärke der eigenen Persönlichkeit. Hier werden dann gerne politische Führer durchaus mit diktatorischem Element genannt. Dabei übersieht man gerne, dass es doch eher einfache massenpsychologische Phänomene sind, die diese Persönlichkeiten ganz gezielt nützen, um sich entsprechend in Szene zu setzen, um zu erreichen, dass Ihnen die Menschen folgen. Welche Gnadengaben liegen hier zugrunde? Keine.
Tatsächlich angeboren sind überzeugende Grundeigenschaften bei Menschen mit speziellen Persönlichkeitsstörungen. Hier sind es oberflächlicher Charme, gewinnende Umgangsformen und Sprache, bei völligem Fehlen von Skrupeln und Empathie, die zum Erfolg führen. Dieser Erfolg ist meist eine Tragödie für die Opfer – Paradebeispiele sind hier die Heiratsschwindler, Hochstapler und Grossbetrüger. In der Schilderung der Opfer klingen Beschreibungen an, als hätte man es mit charismatischen Menschen zu tun, dabei ist es meist nur der „Charme des Psychopathen“ der hier wirkt und auf das Prinzip „Mundus vult decipi“ (Die Welt will betrogen sein) beim anderen trifft.
Die Religion sieht aber auch noch die Gaben des Heiligen Geistes wie Weisheit, Einsicht, Erkenntnis Rat etc., die uns in eine völlig andere, ursprüngliche Welt des Charismabegriffes führen. Über diese Bandbreite wird zu sprechen sein.