Das Referendum in Irland - eine legitime Entscheidung?

Die Medien hierzulande sind sich einig: Die Iren haben mit überwältigender Mehrheit für die Homo-Ehe gestimmt! Wirklich? Bei näherer Betrachtung sieht die Sache weniger eindeutig aus. Drei Fragen drängen sich auf:

1. Wie groß ist diese Mehrheit tatsächlich?
Die offiziellen Stellen sprechen von über 60% Zustimmung, und diese Zahl ist auch die einzige, die in den meisten Medienberichten genannt wird. Viel entscheidender jedoch ist die Anzahl der absoluten Yes-Stimmen und ihr Verhältnis zur Wahlbeteiligung. Diese lag bei 60,52%. Von 3.221.681 Wahlberechtigten gaben also insgesamt 1.949.725 Wähler ihre Stimme ab, 62,07% von diesen, sprich: 1.201.607 Wähler, votierten mit Yes, also für die Verfassungsänderung, die homosexuelle Partnerschaften der Ehe zwischen Mann und Frau rechtlich gleichstellen soll.
Und spätestens hier sprechen die Zahlen ein keineswegs eine so "überwältigend eindeutige" Sprache, wie uns weisgemacht werden soll. Setzt man die Yes-Stimmen nämlich in Relation zur wahlberechtigten Bevölkerung, sieht das Ergebnis ganz anders aus. Lediglich gut 37% der wahlberechtigten Iren stimmten für die Gesetzesänderung, 63% enthielten sich der Stimme oder votierten dagegen. Verrechnet man die Yes-Stimmen nun mit der Gesamtbevölkerung der Irischen Republik, ist das Ergebnis noch nüchterner: 26% der irischen Gesamtbevölkerung machten ihr Kreuz im Sinne einer Gleichstellung.
Nun ist es Teil demokratischer Spielregeln, auf derlei Gewichtungen keinen Wert zu legen. Wer an einer Abstimmung nicht teilnimmt, und zwar aus welchem Grund auch immer, hat Pech - er beeinflusst das Ergebnis nicht, das nun von denen "gemacht" wird, die votieren. Und seien es noch so wenige. Bei politischen Wahlen ist dieses Prozedere ja durchaus sinnvoll, und solange die Wahlbeteiligung nicht deutlich unter 50% fällt, wird niemand die Legitimität des Wahlergebnisses anzweifeln. Dies ist allerdings bei dem am vergangenen Freitag abgehaltenen Referendum nicht der Fall - die Mehrheit der Iren nahm an der Abstimmung teil. Doch ein unangenehmer Beigeschmack bleibt, denn wir werden auf eine weitere Frage gestoßen:

2. Ist ein Referendum über eine derart weitreichende und tiefgreifende Entscheidung wie eine gewöhnliche Wahl durchzuführen oder erfordert es ein spezielles Quorum?
Verfassungsänderungen in der Bundesrepublik Deutschland erfordern - da Volksabstimmungen nicht vorgesehen sind - eine parlamentarische Zweidrittelmehrheit. Ein solches Quorum verhindert, dass wichtige Grundsatzentscheidungen leichtfertig und nach dem gewöhnlichen Mehrheitsprinzip (50%+1 Stimme) entschieden werden. Und dies aus gutem Grund. Kaum eine Regierung (außer großen Koalitionen, was schon gegen diese spricht) verfügt in der Regel über eine derartig riesige Mehrheit und kann daher ohne Unterstützung der Opposition keine Verfassungsänderungen durchdrücken.
Diese Regelung ist weise - warum gilt sie nicht in Irland für das verfassungsändernde Referendum zur Homoehe? In anderen Ländern sind Volksabstimmungen doch auch an ein Quorum gebunden. Weshalb galt die Zweidrittelmehrheit weder bezüglich der Wahlbeteiligung noch der erforderlichen Yes-Stimmen. In beiden Punkten wurde eine solche Mehrheit klar verfehlt. Es mag zwar auf den ersten Blick lächerlich erscheinen, darauf zu verweisen, dass nur ein gutes Viertel der Gesamtbevölkerung Irland für das Gesetz gestimmt hat, da etwa Kinder selbstverständlich kein Wahlrecht besitzen.
Aber, so frage ich, ist die Entscheidung für die Gleichsetzung von Homo-Partnerschaften mit der traditionellen Ehe keine generationenübergreifende Entscheidung? Kann es wirklich 26% der Bevölkerung erlaubt sein, einen Wandel herbeizuführen, der mit jahrhundertealten Überzeugungen bricht und die Gesellschaft möglicherweise auf immer verändert? Diese Überlegung führt notwendigerweise zu einer dritten Frage:

3. Darf ein Volk überhaupt über eine derartige Gesetzesänderung abstimmen?
Diese Frage führt uns tief in die Problematik der Rechtsauffassungen. Wenn man, wie alle Christen (und auch alle Juden und Muslime) per definitionem ein Naturrecht annimmt, das göttliche Gebote widerspiegelt, kann diese Frage nur verneint werden. Denn naturrechtlich gesehen ist die Ehe eine unauflösliche Bindung zwischen Mann und Frau. Diesem Rechtsgrundsatz liegt neben den göttlichen Geboten die unbezweifelbare Tatsache zugrunde, dass nur Mann und Frau Kinder zeugen und diese gemeinsam (!) erziehen können.
Naturrechtliche Überzeugungen, so scheint es, spielen jedoch in einer immer areligiöser werdenden Gesellschaft, die von rot-grünen Ideologien geprägt ist, eine immer geringere Rolle. Doch auch und gerade jeder Linke wird einen fundamentalen Naturrechtsgrundsatz wohl kaum infrage stellen: die Würde des Menschen. Diese lässt sich als unhinterfragbare Tatsache ausschließlich aus naturrechtlichen Überlegungen ableiten, da nur das Naturrecht ewige Gültigkeit beanspruchen kann. Wer sich die Menschenwürde auf die Fahnen schreibt, der kann das Naturrecht nicht verneinen. Und wer das Naturrecht nicht verneint, der kann die Ehe als lebenslängliche Bindung von Mann und Frau nicht aufgeben. Keine Volksabstimmung kann daran etwas ändern.
elisabethvonthüringen
Eine klare Diagnose... 👍
Die Erdrutschabstimmung zugunsten der Legalisierung einer fiktiven Form der Ehe zwischen Personen gleichen Geschlechts widerspricht allen Gesetzen, den natürlichen und den göttlichen und gräbt den Druidismus wieder aus, den der Hl. Patrick und seine Gefährten besiegt hatten.
Die geschätzten 17 Millionen $ von Pressure Groups aus den USA sind keine Entschuldigung, weil …Mehr
Eine klare Diagnose... 👍

Die Erdrutschabstimmung zugunsten der Legalisierung einer fiktiven Form der Ehe zwischen Personen gleichen Geschlechts widerspricht allen Gesetzen, den natürlichen und den göttlichen und gräbt den Druidismus wieder aus, den der Hl. Patrick und seine Gefährten besiegt hatten.
Die geschätzten 17 Millionen $ von Pressure Groups aus den USA sind keine Entschuldigung, weil Menschen sich nur unter Druck setzen lassen, wenn sie unter Druck gesetzt werden wollen.
Eine andere bedauernswerte Tatsache ist, daß mehr als 90% der jungen Leute, die beeinflußt wurden, bei dieser Abstimmung mit Ja zu stimmen, in Katholischen Schulen erzogen wurden.
Josephus
Da die Ehe als Verbindung von Mann und Frau definiert wird, könnte logischerweise selbst eine 100 % -Abstimmung eine Homo-Verbindung nicht zur Ehe machen. Was rechtlich allenfalls möglich wäre, ist, allen möglichen Verbindungen die Rechtswirkung einer Ehe zugute kommen zu lassen. Etwa auch, um es ironisch auf die Spitze zu treiben, einer Verbindung Mensch & Haustier.
liabchrist
Der Teufel sieht die modernen, verblendeten, elektronischinfizierten seelenlosen "Europäer (-ischen Führungswesen)" als Spielwiese seiner Schlangenmacht.
Aber keine Angst: Gott trennt die Spreu (Todwesen) vom Weizen (Leben), wie er uns immer im AT und zuletzt vor 2Tsd. mit JESUS verheißen hat.
Libertas Ecclesiae
Man könnte auch umgekehrt fragen: Warum sind die Guten so schwach?
Nur rund 734.000 Iren haben sich gegen die Einführung der Homo-Ehe ausgesprochen.Mehr
Man könnte auch umgekehrt fragen: Warum sind die Guten so schwach?

Nur rund 734.000 Iren haben sich gegen die Einführung der Homo-Ehe ausgesprochen.
CrimsonKing
Wenn man es weglässt, gibt es keine Gesetzgebung mehr, auch keine Exekutive, welche die nicht vorhandenen Gesetze ausführt, oder Judikative, welche die Exekutive überprüfen würde. Womöglich fehlt mir einfach die Phantasie, wie dann ein Gemeinwesen überhaupt noch bestehen soll (falls noch eines bestehen sollte). Jeder macht einfach, was er will? Wenn jemand einen anderen erschlägt, dann richtet …Mehr
Wenn man es weglässt, gibt es keine Gesetzgebung mehr, auch keine Exekutive, welche die nicht vorhandenen Gesetze ausführt, oder Judikative, welche die Exekutive überprüfen würde. Womöglich fehlt mir einfach die Phantasie, wie dann ein Gemeinwesen überhaupt noch bestehen soll (falls noch eines bestehen sollte). Jeder macht einfach, was er will? Wenn jemand einen anderen erschlägt, dann richtet niemand über ihn bzw. man überlasst es der Lynchjustiz? Mich interessiert einfach, wie Sie sich das vorstellen.
Delphina
Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin hat das Ja der Iren zur Homo-Ehe scharf kritisiert. Der Vertraute von Papst Franziskus bezeichnete das Votum als "Niederlage für die Menschheit".
27. Mai 2015
Gelesen in WEB.de
Delphina
Polen hat über 38 Millionen Einwohner, Irland 4,5 Millionen Einwohner.
Das Wahlergebnis in Polen sollte uns beeinflussen, nicht das Ergebnis des Referendums in Irland.
Alles Gute und Gottes Segen!
🙏 🙏 🙏
CrimsonKing
Dann stellen Sie doch endlich mal Ihre Gegenmodell/Alternativmodell zur Demokratie vor. Ich bin gespannt.
CrimsonKing
Viel bedenklicher daran, dass man solche Änderungen per Volksentscheid beschließt, ist eigentlich, dass eine Mehrheit über eine Minderheit beschließt. Das ist etwa so, als würde man per gesamtdeutschen Volksentscheid darüber abstimmern, wer der Bürgermeister von München wird, obwohl es nur die Münchner angehen sollte. Oder ob man darüber abstimmen würde, ob Juden oder Muslime in Deutschland …Mehr
Viel bedenklicher daran, dass man solche Änderungen per Volksentscheid beschließt, ist eigentlich, dass eine Mehrheit über eine Minderheit beschließt. Das ist etwa so, als würde man per gesamtdeutschen Volksentscheid darüber abstimmern, wer der Bürgermeister von München wird, obwohl es nur die Münchner angehen sollte. Oder ob man darüber abstimmen würde, ob Juden oder Muslime in Deutschland heiraten dürfen.

Nicht vergessen: Es handelt sich lediglich um eine staatliche Ehe, nicht um eine kirchliche. Es gibt bereits jetzt schon Millionen staatlicher Ehen, die nach katholischem Verständnis unwirksam sind: Sämtliche Ehen von Geschiedenen. Widersprechen die etwa auch em Naturrecht? Oder einfach nur der katholischen Lehre?
Ein weiterer Kommentar von CrimsonKing
CrimsonKing
Und was soll der Unfug? Jeder wahlberechtigte Ire konnte abstimmen und hätte mit "NO" votieren können. Man kann niedrige Wahlbeteiligung beklagen. Aber das Ergebnis muss man nunmal hinnehmen, auch wenn es einem nicht passt. Für Verfassungsänderungen gibt es wie in Deutschland bestimmte Vorgaben. Diese sind entweder erfüllt oder nicht. Hier waren sie erfüllt.
Die Ausführungen zum Naturrecht sind …Mehr
Und was soll der Unfug? Jeder wahlberechtigte Ire konnte abstimmen und hätte mit "NO" votieren können. Man kann niedrige Wahlbeteiligung beklagen. Aber das Ergebnis muss man nunmal hinnehmen, auch wenn es einem nicht passt. Für Verfassungsänderungen gibt es wie in Deutschland bestimmte Vorgaben. Diese sind entweder erfüllt oder nicht. Hier waren sie erfüllt.

Die Ausführungen zum Naturrecht sind Unsinn. Es gab zu allen Zeiten der Menschheitsgeschichte gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Auch gab (und gibt!) es Polygamie, schon die Bibel ist voll davon. Wer da mit dem Naturrecht argumentiert, der müsste also auch für die Polygamie sein.
Iacobus
Was schließt @erdenpilger86 daraus?
Gerti Harzl
Wenn ich das auch erst abends lesen werde können, so will ich dennoch danken und alle auf den Beitrag von erdenpilger86 aufmerksam machen ...