Sascha2801
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Kritische Bemerkungen zu Ratzingers „Klassiker“ von Pater Gaudron FSSPX

In der DT vom 29.3. hat Michael Karger an die Erstveröffentlichung von Joseph Ratzingers „Einführung in das Christentum“ erinnert. Zweifellos enthält dieses Buch interessante Denkanstöße und ist der …Mehr
In der DT vom 29.3. hat Michael Karger an die Erstveröffentlichung von Joseph Ratzingers „Einführung in das Christentum“ erinnert. Zweifellos enthält dieses Buch interessante Denkanstöße und ist der Versuch zu würdigen, den katholischen Glauben einer Zeit neu verständlich zu machen, die daran war, die Glaubenswahrheiten als drückenden Ballast abzuwerfen. Trotzdem muss festgestellt werden, dass dem jungen Ratzinger dieser Versuch nur teilweise gelungen ist und es in diesem Buch Aussagen gibt, denen man widersprechen muss. Von daher ist es unverständlich, dass Ratzinger dieses Buch auch als Glaubenspräfekt und Papst immer wieder unverändert auflegen ließ. Ich greife vier Punkte heraus:
1. Die Übernatürlichkeit des Glaubens kommt in diesem Werk wenig zum Ausdruck. Glaube und Unglaube werden vielmehr in einer Weise auf eine Stufe gestellt, die der katholischen Lehre nicht entspricht. Der Glaubende und der Ungläubige hätten beide „am Zweifel und am Glauben Anteil“. Keiner könne „dem Zweifel …Mehr
Plaisch
Eine Wahrheit auf das Leben anwenden ist das eine, die Wahrheit entleeren ist das andere.
Ich glaube nicht dass JR das will, aber es läuft spirituell darauf hinaus.
In Gott ist Sein = Akt, aber Akt ist nicht gleich Dienst.
Ich denke, JR wollte sagen, dass sein äusserliches Leben gänzlich mit der Seelenhaltung und der Gottessohnschaft zusammenhängt.
Und probierte das den modernen Menschen (der er …Mehr
Eine Wahrheit auf das Leben anwenden ist das eine, die Wahrheit entleeren ist das andere.

Ich glaube nicht dass JR das will, aber es läuft spirituell darauf hinaus.

In Gott ist Sein = Akt, aber Akt ist nicht gleich Dienst.

Ich denke, JR wollte sagen, dass sein äusserliches Leben gänzlich mit der Seelenhaltung und der Gottessohnschaft zusammenhängt.

Und probierte das den modernen Menschen (der er auch ist) periphrasierend klarzumachen. Was aber misslingen MUSS.
Melchiades
Wie kann er Tod und Hölle miteinander gleichsetzen?
Vielleicht weil er den ewigen Tod ( die ewige Verdammnis) nicht als gegeben betrachtet ? Denn gibt es keine Hölle/ kein Ort der ewigen Verdammnis, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass jede Seele gerettet wird ! Und dies, obwohl uns Der Herr in der heiligen Schrift vor den doppelten Tot warnt .
Eugenia-Sarto
Unfasslich: Zitat Ratzinger „Christus das Tor unserer letzten Einsamkeit durchschritten hat, dass er in seiner Passion eingetreten ist in diesen Abgrund unseres Verlassenseins. … Damit ist die Hölle überwunden, oder genauer: der Tod, der vordem die Hölle war, ist es nicht mehr“ (S. 220).
Also gibt es keine Hölle mehr? Oder was will er sagen? Wie kann er Tod und Hölle miteinander gleichsetzen?Mehr
Unfasslich: Zitat Ratzinger „Christus das Tor unserer letzten Einsamkeit durchschritten hat, dass er in seiner Passion eingetreten ist in diesen Abgrund unseres Verlassenseins. … Damit ist die Hölle überwunden, oder genauer: der Tod, der vordem die Hölle war, ist es nicht mehr“ (S. 220).

Also gibt es keine Hölle mehr? Oder was will er sagen? Wie kann er Tod und Hölle miteinander gleichsetzen?
Theresia Katharina
@alfredus P.Benedikt XVI hat die Messlatte für die FSSPX kurz vor seinem Rücktritt nicht noch mal angehoben, sondern den früheren Vorschlag zur Eingliederung in die Katholische Kirche erneut vorgebracht! Der Vorschlag war fair und ein großes Entgegenkommen!
alfredus
Ja der Mozart des Wortes, Benedikt XVI. ist nicht leicht zu erfassen. Er hat selber von sich gesagt, dass er ein gemäßigter Progressist sei. Um ein Verständnis hierzu zu bekommen, muss man sehen, dass Benedikt XVI. ein Kind des Konzils mit seiner heroischen und überspitzten Euphorie war und ist. Er hat zwar einiges als Glaubenspräfekt und Papst abgemildert, aber er blieb seiner inneren Überzeugung …Mehr
Ja der Mozart des Wortes, Benedikt XVI. ist nicht leicht zu erfassen. Er hat selber von sich gesagt, dass er ein gemäßigter Progressist sei. Um ein Verständnis hierzu zu bekommen, muss man sehen, dass Benedikt XVI. ein Kind des Konzils mit seiner heroischen und überspitzten Euphorie war und ist. Er hat zwar einiges als Glaubenspräfekt und Papst abgemildert, aber er blieb seiner inneren Überzeugung treu. Deshalb waren seine Beteuerungen : .. das Konzil habe mit der Tradition nicht gebrochen .. nicht glaubhaft. Ein weiteres Beispiel war die vermeinte Unterstützung und Freigabe der " Hl.Messe aller Zeiten " , wobei sie Benedikt XVI. nicht ein einziges mal öffentlich zelebriert hat. Genauso war es mit der Piusbruderschaft. Hier hat er die Messlatte für die FSSPX kurz vor seinem Rücktritt nochmal angehoben und eine Eingliederung damit verhindert. Das war und ist für viele Christen nicht nachzuvollziehen. 😇 🤨 🙄
aufwachen
@Thomas2612 : Ich weiß.
Rückkehr-Ökumene
Weniger bekannt ist die Uminterpretation des Asumpta-Dogmas durch Ratzinger; in demselben Buch von W. Schüler liest man dazu:
Uminterpretation des Assumpta-Dogmas durch den Dogmatikprofessor Ratzinger
Am 1. November 1950 verkündete Papst Pius XII. durch die Apostolische Konstitution Munificentissimus Deus das Dogma:
„ ... Es ist von Gott geoffenbarte Glaubenslehre, daß die Unbefleckte Gottesgebärerin …Mehr
Weniger bekannt ist die Uminterpretation des Asumpta-Dogmas durch Ratzinger; in demselben Buch von W. Schüler liest man dazu:
Uminterpretation des Assumpta-Dogmas durch den Dogmatikprofessor Ratzinger

Am 1. November 1950 verkündete Papst Pius XII. durch die Apostolische Konstitution Munificentissimus Deus das Dogma:

„ ... Es ist von Gott geoffenbarte Glaubenslehre, daß die Unbefleckte Gottesgebärerin und immerwährende Jungfrau Maria nach Vollendung des irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde. ...“[1]

In seinem Buch „Die Tochter Zion – Betrachtungen über den Marienglauben der Kirche“ kommt Ratzinger auf das Assumpta-Dogma zu sprechen und bemerkt zu dem Unterschied zwischen der Auferstehung Christi und der Aufnahme Mariens in den Himmel:

„Der Text der dogmatischen Bulle von 1950 hat diesem Unterschied Rechnung getragen, indem er bei Maria nicht von ‚resurrectio’ (anastasis) spricht, sondern von assumptio ad caelestem gloriam – nicht von ‚Auferstehung’, sondern von ‚Aufnahme’ dem Leib und der Seele nach in die himmlische Herrlichkeit. Er definiert damit den Inhalt dieses Glaubenssatzes deutlich nicht als historische, sondern als theologische Aussage.“[2]

Ratzinger bestreitet also, dass die Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel eine historische Tatsache ist, und versucht seine Überzeugung mit dem Unterschied zwischen „Auferstehung“ und „Aufnahme“ zu begründen.
Gewiss besteht hier ein Unterschied, denn Christus ist als der ewige Gottsohn aus eigener Machtfülle auferstanden, wogegen Maria, die nur ein Mensch ist, wenn auch weit über allen anderen Menschen stehend, ihre Aufnahme in den Himmel nicht aus eigener Kraft bewirken konnte, sondern von Gott in die ewige Herrlichkeit aufgenommen wurde.
Dieser Unterschied ändert aber nichts daran, dass sowohl die Auferstehung Christi als auch die Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel historische Tatsachen sind! Diese Wahrheit bestreitet Ratzinger in Bezug auf Maria, und er leugnet dadurch den authentischen Sinn des Assumpta-Dogmas.
Dabei hebt Pius XII. doch gerade bei der Formulierung des Dogmas hervor, dass die Aufnahme Mariens in den Himmel eine historische Tatsache ist, sagt er doch in der Formulierung des Dogmas, dass die Gottesmutter „nach Vollendung des irdischen Lebenslaufes [!] mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen wurde.“
Darüber hinaus liefert der Papst in Munificentissimus Deus eine ausführliche Begründung für das Assumpta-Dogma, aus der ebenfalls hervorgeht, dass die Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel eine historische Tatsache ist.
Es kann also gar keine Rede davon sein, dass Pius XII. „den Inhalt dieses Glaubenssatzes deutlich nicht als historische ... Aussage“ definiert, vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Die Entgegensetzung von historischer und theologischer Aussage, die Ratzinger im Schlusssatz des Zitates behauptet, geht also völlig an der Problematik vorbei.
Aus dem in der Tat bestehenden Unterschied zwischen „Auferstehung“ und „Aufnahme“ zieht der Dogmatikprofessor also eine falsche Folgerung.

Welchen Sinn Ratzinger dem Assumpta-Dogma gibt, geht aus der folgenden Passage hervor, derzufolge es sich bei dem Inhalt des Assumpta-Dogma nicht um eine historische, sondern um eine theologische Aussage handelt:

„Aber was bedeutet dies? Um es zu klären, müßte man auf die Entwicklungsgeschichte des Dogmas wie auch auf die bestimmenden Faktoren seiner Gestaltwerdung eingehen. Dann würde sich zeigen, daß die entscheidende Triebkraft zu dieser Aussage die Verehrung für Maria war; daß das Dogma sozusagen weniger im Inhaltlichen einer Aussage als im Akt der Huldigung, der Verherrlichung seinen Ursprung, seine Triebkraft und auch seine Zielsetzung hat.
Das wird auch im Dogmatisierungstext erkennbar, wenn dort gesagt wird, das Dogma werde erlassen zu Ehren des Sohnes, zur Verherrlichung der Mutter und zur Freude der Kirche. Dieses Dogma wollte ein Akt der Verehrung sein, höchste Form des Marienlobes, der Preisung. ...
Bei der Dogmatisierung von 1950 handelt es sich um einen Akt der Verehrung Marias, der sozusagen durch die Gestalt des Dogmas höchste und höchstbeständige Preisung der Mutter, Liturgie des Glaubens sein will.
Die inhaltliche Aussage, die hier gemacht wird, ist ganz auf Verehrung zugeordnet, aber die Verehrung bedient sich umgekehrt dieses Inhalts und findet hier ihren stärksten Grund: Die Verehrung bezieht sich auf die, die lebt; die zu Hause ist; die wirklich jenseits des Todes, am Ziele angekommen ist.“[3]

Oft enthält eine falsche Lehre einen berechtigten Anteil und das gilt auch für die Lehre, die in dieser Passage vertreten wird. Dieser berechtigte Anteil besteht darin, dass das Assumpta-Dogma auch eine Verherrlichung der Gottesmutter ist.
Diese Eigenschaft besitzen aber auch die anderen Mariendogmen. Der Inhalt eines jeden Mariendogmas, der auf je eigene Weise die einzigartige Stellung der Gottesmutter darstellt, stellt auch einen Lobpreis Mariens dar. Aber bei keinem Mariendogma ist ihre Verherrlichung der Inhalt des betreffenden Dogmas, sondern die Verherrlichung geht aus dem Inhalt des Dogmas hervor. Die Verherrlichung ist eine Eigenschaft, die durch den Inhalt des betreffenden Mariendogmas mitgegeben ist. Aber diese Eigenschaft ist nicht der Inhalt des Dogmas. Das gilt, wie gesagt, für alle Mariendogmen also auch für das Assumpta-Dogma.
Ratzinger deutet dieses Dogma in der zitierten Passage um, indem er seinen eigentlichen Inhalt wegnimmt und an seine Stelle einen anderen Inhalt, die Verherrlichung Mariens, setzt. Auf diese Weise erfolgt eine Ersetzung des wahren Inhalts des Assumpta-Dogmas, nämlich die historische Tatsache der Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel, durch eine Eigenschaft dieses Inhalts, die an seiner Stelle von Ratzinger zum Inhalt des Assumpta-Dogmas erklärt wird.

Die Uminterpretation des Assumpta-Dogmas durch den Dogmatikprofessor Ratzinger erfolgt in dieser Abhandlung also in zwei Schritten: Im ersten Schritt wird der wahre Inhalt des Dogmas von ihm dadurch geleugnet, dass er behauptet, die Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel sei keine historische Tatsache. Im zweiten Schritt ersetzt er den wahren Inhalt des Dogmas durch einen anderen Inhalt, der lediglich eine Eigenschaft des wahren Inhalts ist. -

Bei manchen glaubenstreuen Katholiken besteht zumindest die Tendenz, derartige Uminterpretationen von Dogmen durch den Dogmatikprofessor Ratzinger unter den Teppich zu kehren. Als der Autor dieser Zeilen einst ein Mitglied einer Ecclesia-Dei-Gemeinschaft auf diese Uminterpretationen hinwies, erhielt er die Antwort: „Damals waren sie ja alle kontaminiert.“
Das ist nicht wahr, denn z. B. waren die glaubenstreuen Konzilsväter auf dem Zweiten Vatikanum, allen voran Erzbischof Lefebvre, keineswegs „kontaminiert“, sondern sie verteidigten die überlieferte Lehre der Kirche.
Aber selbst wenn viele Vertreter der Kirche kontaminiert waren, so ist das noch lange kein Grund, darüber den Mantel des Stillschweigens zu breiten.
Wenn Erdreich kontaminiert ist, dann muss es abgetragen werden, bevor das Grundstück neu genutzt werden kann. In analoger Weise müssen die Irrlehren widerrufen werden, denn der mit ihnen erhobene Wahrheitsanspruch wird erst durch einen Widerruf getilgt, der ihm die Existenzberechtigung abspricht. Erst nach einem Widerruf kann sich niemand mehr zur Verteidigung einer Irrlehre rechtens auf jene Irrlehre berufen.
Wir stimmen deshalb auch nicht der Ansicht zu, man könne auf einen Widerruf der Uminterpretationen verzichten, weil sie einige Jahrzehnte zurück lägen; die Zeit spielt hier keine Rolle. Abgesehen davon, gibt Benedikt XVI. nacheinander seine Gesammelte(n) Schriften heraus, und zwar offenbar ohne inhaltliche Veränderungen. Sollte das auch für die hier analysierten Abhandlungen zutreffen, dann würde er sich auch als Papst hinter seine damaligen Uminterpretationen jener Dogmen stellen.

[1] H. Denzinger: „Kompendium der Glaubensbekenntnisse und kirchlichen Lehrentscheidungen“, Hrsg. P. Hünermann, Freiburg 1991, Nr. 3903, S. 1101.
[2] J. Ratzinger: „Die Tochter Zion – Betrachtungen über den Marienglauben der Kirche“, Einsiedeln 1977, S. 72f.
[3] Ebenda, S. 73f.
Sascha2801
Unglaublich wie man manchen Fans wie @Tradition und Kontinuität und @Eremitin Irrlehren aufzeigen kann und diese dann noch sagen sie fallen gerne darauf rein.
Rückkehr-Ökumene
Ratzinger hat in seiner "Einführung in das Christentum" das Gottsein Christi uminterpretiert. In W. Schüler: "Benedikt XVI. und das Selbstverständnis der katholischen Kirche" liest man:
„So will ich den Beschluß des Herrn verkünden: Der Herr sprach zu mir: ‚Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.’“ Ps 2,7 ...
"Um diese Stelle geht es, wenn wir jetzt untersuchen, ob Ratzinger an ihr in …Mehr
Ratzinger hat in seiner "Einführung in das Christentum" das Gottsein Christi uminterpretiert. In W. Schüler: "Benedikt XVI. und das Selbstverständnis der katholischen Kirche" liest man:
„So will ich den Beschluß des Herrn verkünden: Der Herr sprach zu mir: ‚Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.’“ Ps 2,7 ...

"Um diese Stelle geht es, wenn wir jetzt untersuchen, ob Ratzinger an ihr in seiner „Einführung in das Christentum“ eine Uminterpretation vornimmt, wobei wir uns nur auf einige Kernaussagen zu beziehen brauchen. Er zitiert diesen Psalmvers, nennt ihn ein Orakel und führt aus:

'Ihm, dem völlig Gescheiterten, der am Galgen hängend kein Stück Boden mehr unter den Füßen hat, um dessen Gewänder gelost wird und der selbst von Gott preisgegeben scheint, ihm, gerade ihm gilt das Orakel: ‚Mein Sohn bist du, heute – an dieser Stelle – habe ich dich gezeugt. ...'[1]

Danach wäre Christus nicht der Gottsohn, der von Ewigkeit her aus dem Vater gezeugt ist, sondern er wäre am Kreuz vom Vater zum Sohn erwählt worden. Hier wird einer falschen „Bewährungstheologie“ das Wort geredet, die aus dem Menschen Jesus aufgrund seiner Verdienste den Gottessohn werden lässt.
Das ist ein glatter Widerspruch gegen die zitierten Stellen aus den Konzilien von Konstantinopel und Chalkedon sowie gegen das außerdem zitierte Dogma. Die Interpretation von Psalm 2.7. erfährt auf diese Weise eine Sinnmutation und stellt damit eine gravierende Uminterpretation desselben dar.
An späterer Stelle geht Ratzinger erneut auf die Stelle ein und erklärt in eigentümlich wolkiger Diktion:

„Die Benennung Jesu als Sohn ist für Johannes nicht Ausdruck einer Eigenmacht, die Jesus sich zulegen würde, sondern Ausdruck der totalen Relativität seiner Existenz. Wenn Jesus ganz unter diese Kategorie gestellt wird, so bedeutet dies, daß seine Existenz als gänzlich relative ausgelegt wird, die nichts anderes als ‚Sein von’ und Sein für’ ist, aber eben in dieser Totalrelativität mit dem Absoluten ineins fällt.[2]

Der Sinn dieser Worte wird schon etwas klarer, wenn man anschließend liest:

„Der Kern dieser Sohneschristologie des Johannes ... liegt demnach genau in dem ...: in der Identität von Werk und Sein, von Tat und Person, im totalen Aufgehen der Person in ihrem Werk und im totalen Gedecktseins des Tuns mit der Person selber, die sich nichts dahinter vorbehält, sondern sich in ihrem Werke ganz gibt.“[3]

Noch deutlicher wird die Aussageabsicht des Dogmatikprofessors in den folgenden Sätzen:

„Das Knechtsein wird nicht mehr als eine Tat erklärt, hinter der die Person Jesu in sich stehenbleibt, es wird in die ganze Existenz Jesu eingelassen, so daß sein Sein selber Dienst ist. Und gerade darin, daß dieses Sein als Ganzes nichts als Dienst ist, ist es Sohnsein. ... das Sein Christi ... ist nicht ein in sich ruhendes Sein, sondern der Akt des Gesandtseins, des Sohnseins, des Dienens. Umgekehrt: Dies Tun ist nicht bloß Tun, sondern Sein, es reicht in die Tiefe des Seins hinab und fällt mit ihm zusammen.“[4]

Hier wird erneut der Widerspruch zu den zitierten Passagen aus den beiden Konzilien und dem zitierten Dogma offensichtlich. Das Gottsein Christi wird uminterpretiert: Christi Werk ist angeblich zugleich sein Sein und dieses fällt auch mit seinem Dienst zusammen. Da ist keine Rede davon, dass Christus als der ewige Gottsohn von Ewigkeit her ist und darin sein göttliches Sein besteht, und dass er „in den letzten“ Tagen sein Werk, sein Erlösungswerk auf Erden vollbringt. Das Sein Christi ist also seiner Erlösungstat vorgeordnet, wogegen Ratzinger Sein und Tat identifiziert. Die Erlösungstat Christi wird von dem Dogmatikprofessor nicht als Tat erfasst, welche die in sich stehende Person Christus aus Liebe zu den Menschen in völliger Freiheit vollbringt, sondern die Tat selbst, der Dienst am Menschen, ist nach dieser Irrlehre das Sein Christi.

Man fragt sich, warum Ratzinger nicht den Widerspruch seiner Thesen zur Lehre der genannten Konzilien erkannt hat. Er hat ihn wohl deshalb nicht erkannt, weil er den Sinn dieser Dogmen uminterpretierte, was aus seinen folgenden Worten hervorgeht:

Der Sinn der Dogmen von Nizäa und Chalcedon wird deutlich, die nichts anderes als diese Identität von Dienst und Sein aussagen wollten, in der der ganze Gehalt der Gebetsbeziehung ‚Abba-Sohn’ zutage tritt.“[5]

Dem ist entgegen zu halten: In den zitierten Passagen der beiden Konzilien findet sich keine Spur von einer Identität von Dienst und Sein. Massiver als Ratzinger kann man doch wohl nicht die Aussage dieser Passagen uminterpretieren. –

[1] J. Ratzinger: „Einführung in das Christentum“, München 1971, S. 156.
[2] Ebenda, S. 160.
[3] Ebenda, S. 161.
[4] Ebenda, S. 161 und 164.
[5] Ebenda, S. 161f.
aufwachen
@Svizzero : wenn Sie das meinen, sind Sie eben auch ein Häretiker. Davon gibt es jetzt sehr viele. Das Traurige ist, dass lt. Lehre der Kirche ein solcher bei beständigem Anhängen an seinen Irglauben auch ipso facto exkommuniziert ist.
aufwachen
Ja, Ratzinger ist ein Häretiker.
Er hat noch Schlimmeres behauptet: Jesus sei nicht wegen unserer Sünden am Kreuz gestorben, weil Gott so nicht sei. (Gott verlange nicht so ein schreckliches Opfer, meint er. ) Bis vor Kurzem noch verehrte ich ihn als rechtmäßigen Papst - jetzt weiß ich es besser.
Die Bulle von Papst Paul IV. §6 : Wenn der Papst vor seiner Erhebung vom Glauben abgewichen oder in …Mehr
Ja, Ratzinger ist ein Häretiker.
Er hat noch Schlimmeres behauptet: Jesus sei nicht wegen unserer Sünden am Kreuz gestorben, weil Gott so nicht sei. (Gott verlange nicht so ein schreckliches Opfer, meint er. ) Bis vor Kurzem noch verehrte ich ihn als rechtmäßigen Papst - jetzt weiß ich es besser.

Die Bulle von Papst Paul IV. §6 : Wenn der Papst vor seiner Erhebung vom Glauben abgewichen oder in eine Häresie gefallen ist - er ist nicht Papst, er ist nicht Bischof, selbst wenn er einstimmig gewählt worden wäre under kann niemals mehr irgendein Amt in der Kirche erlangen. Er verliert AUTOMATISCH (keine Untersuchung, keine Verurteilung durch die Bischöfe - nein, EO IPSO sein Amt und alle damit verbundene Autorität!

Wieso das so viele, v. A. die Pius-und Petrusbrüder, das so hartnäckig ausblenden und behaupten, dass es sehr wohl sein kann, dass ein Papst häretisch ist (M. Lefevbre!), obwohl doch ein gültiger Papst mit allen Kardinälen es für alle Zeiten es anders verfügt hat, das verstehe wer will. Sie versuchen die Quadratur des Kreises. Sie haben schreckliche Angst vor den Konsequenzen - Vielleicht werden sie exkommuniziert (ungültig), für schismatisch erklärt (ungültig), verlieren ihre Ämter und alle finanzielle Sicherheit (schrecklich!) müssten sich ganz auf Gottes Vorsehung verlassen ( ob das funktioniert???) und das Schlimmste: Marginalisiert, verlacht und als Spinner verachtet - nein, nein, da stecken wir lieber ganz schnell das Köpfchen wieder in den Sand.
Eremitin
oh ja ich falle gerne auf "Ratzinger" rein....er ist ein großartiger Kirchenlehrer und Papst.
Tradition und Kontinuität
Pater Gaudron und die FSSPX täten besser daran, sich kritisch mit den offensichtlichen Irrtümern in den Schreiben von Papst Franziskus auseinanderzusetzen. Was die inkriminierten Punkte aus "Einführung in das Christentum betrifft", so gibt es in meinen Augen daran nichts auszusetzen. Ich bin Professor Ratzinger sehr dankbar für seine Sicht der Dinge.
Bethlehem 2014
Mutig von Pater Gaudron, es mit "Ratzinger" aufzunehmen. Aber bei seiner Bildung wohl kein "Kunststück".