Der Patriarch von Babylon zelebriert in München

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz

Vergangenes Wochenende (15.-17. Februar 2019) war der Patriarch von Babylon, Louis Raphaël I. Kardinal Sako auf der Münchner Sicherheitskonferenz . Er war dort die Stimme zur Situation der Christen im Irak.

Hl. Messe in München Sankt Wolfgang

Den abschließenden Sonntag um 15 Uhr zelebrierte er im Anschluss an den ostaramäisch gebeteten Rosenkranz die heilige Messe in München, Sankt Wolfgang. Ebenfalls auf Aramäisch, versteht sich, doch gab es diesen Sonntag ausnahmsweise eine Lesung auf Deutsch, sicherlich zu Ehren eines konzelebrierenden deutschen Vertreters des Erzbistums München und Freising.
Sankt Wolfgang wurde während des Zweiten Weltkrieges durch Bomben zerstört. Nur die große Gottesmutter-Statue mit der Schlange unter ihren Füßen, einer Schlange, die einen Apfel im Maul hat, blieb völlig unversehrt. Die Kirche wurde wieder aufgebaut, sieht leider etwas betonmäßig aus.

Die chaldäisch-katholische Kirche

Der Patriarch von Babylon der Chaldäer ist das Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche, einer mit Rom unierten Ostkirche mit ostsyrischem Ritus (Sprache: ostaramäisch; Aramäisch ist die Sprache Jesu). Ihr Sitz ist seit 1950 Bagdad. Sie bildet den katholischen Zweig der „Kirche des Ostens“, das heißt des altkirchlichen Katholikats von Seleukia-Ktesiphon. Sie steht in voller Kirchengemeinschaft mit dem Papst in Rom.

Die Persönlichkeit des Patriarchen

Schon das Bild zeigt einen Patriarchen, der fähig ist, das Herz des Menschen zu erobern. Erlebt man sein gewinnendes Wesen, spürt man dies noch deutlicher. Im Übrigen spricht Patriarch Sako 12 (in Worten: zwölf) Sprachen, darunter auch Deutsch.

Zum Lebenslauf

Aus seinem Lebenlauf möchte ich nur ein Faktum herausgreifen, nämlich dass er am 1. Februar 2013 von der Bischofssynode der Chaldäisch-katholischen Kirche zum Patriarchen gewählt wurde und ihn Papst Benedikt XVI. noch am gleichen Tag in einem Schreiben die sogenannte ecclesiastica communio (kirchliche Gemeinschaft) gewährte. Erinnern wir uns: bereits 10 Tage später kündigte der Papst seinen Gang ins Gefängnis an.

Der Patriarch macht den Mund auf

Im Gegensatz zum deutschen Episkopat scheut Patriarch Sako keine deutlichen Worte:
Im Juli 2014 initiierte er eine Kampagne gegen diejenigen sunnitischen Islamisten, die die Christen des Landes zwingen, entweder zu konvertieren, eine Abgabe zu zahlen oder aber durch das Schwert hingerichtet zu werden.
Im September 2014 kritisierte er sowohl die Vereinigten Staaten „Die USA sind indirekt verantwortlich für das, was jetzt im Irak vor sich geht“ als auch die Anrainerstaaten: „Unsere muslimischen Nachbarn helfen uns nicht (...) ich bitte die muslimischen Prediger eindringlich, sich eindeutig gegen die Tötung jedweder unschuldiger Menschen auszusprechen. Eine Fatwa, dass Muslime keine Glaubensbrüder töten sollen, ist nicht genug.“
DrMartinBachmaier
@Oenipontanus: (cc @Klaus Elmar Müller, @Vered Lavan)
Nur "sklavisch wörtliche" Übersetzungen sind interessant. Ich habe sogar vor, Wortbestandteil-Übersetzungen hinzuzufügen, etwa:
Moran bzw. Maran
Herr unser
.
Ihre Version wird von Abir Nehme gesungen.
Es ist fast dieselbe Version wie die, die Madschda Rumi (engl.: Magda Roomy) singt. Da fehlt nur moran und der Messias. Im Rumi-Text sind …Mehr
@Oenipontanus: (cc @Klaus Elmar Müller, @Vered Lavan)
Nur "sklavisch wörtliche" Übersetzungen sind interessant. Ich habe sogar vor, Wortbestandteil-Übersetzungen hinzuzufügen, etwa:
Moran bzw. Maran
Herr unser
.

Ihre Version wird von Abir Nehme gesungen.
Es ist fast dieselbe Version wie die, die Madschda Rumi (engl.: Magda Roomy) singt. Da fehlt nur moran und der Messias. Im Rumi-Text sind die nicht gesprochenen Konsonanten unterstrichen. So wird ja etwa statt "anti" "at" gesprochen (sozusagen ursemitisch konservativ (hier arabisch) geschrieben, aber schon hebräisch gesprochen).

Zur Grammatik: Schwierigkeiten hatte ich nur beim Verbsystem, wo ich noch nicht (oder nicht mehr) drin strecke, etwa mit den Partizipien "mbarachtu" und "mbarach", wo ich mir nicht sicher war, ob es wirklich PPPs sind, und dem hu: Westaramäisch klingt es ja "wambarachu", wie ein Wort mit verschlucktem h von "hu". Dann weiß ich nicht, ob "firu" (westaram.) bzw. "pera" (ostaram.) weiblich oder männlich ist, ob sich also das männliche "hu" auf "firu" beziehen kann oder Jesus direkt anspricht. Im Hebräischen kann ein vorangestelltes hu (eigtl: er) auch eine demonstrative Bedeutung wie "jener" haben.
Sie gehen also mit dem "ipse" davon aus, dass sich "hu" bereits auf Jesus vorausweist, was auch ich für wahrscheinlicher halte.

Zu Mort Mariam bzw. Marti Mariam (gesprochen eher wie Marta Mariam):
Der Priester in Sankt Wolfgang sagte mir, dass "heilig" bei Frauen "mar" heiße. Bin aber genauso wie Sie der Meinung, dass es von morä = Herr kommt, aber es ist wohl adjektivisch zu gebrauchen. mar = erilis = dem Herrn gehörig. Man stellt sich wohl eine Jungfrau als heilig vor, wenn sie ganz ihrem Herrn, dem sie geweiht ist gehört.
(Ich finde es jetzt nicht mehr, aber habe irgendwo gelesen, dass das Mar../Mor.. eine indogermanische Entlehnung ist, ich vermute Partizip-Mem + erus = Herr, dürfte wohl ganz deutsch sein.)
In dieser Version aber heißt "heilig" ganz gewöhnlich "qadisch".

Ein ganzes Thema ist ja das chlofajn (chlapajn).
chlof/chlap heißt im biblisch Aramäischen "statt" und "für" und entspricht damit exakt dem lateinischen "pro". Ein "propter" erkenne ich nicht.
Im sfarmele steht nur "anstatt" und Ähnliches. Zusammen mit dem "Chnan chatoje" offenbart uns das nämlich die Idee im Confiteor:
Bete (flehe) an unserer Statt, denn wir sind Sünder (quia peccavi nimis).

Das doppelte Confiteor ist ja ein Demutsspiel. Der Priester denkt: domine non sum dignus, das Opfer darzubringen, quia peccavi nimis, und sagt endlich: ideo precor . . . Mariam, Michaelem, . . . et vos (bloß nicht ich), an meiner Statt zu Gott zu beten. Doch dem Subdiakon (meist ein Ministrant) geht's nicht besser und sagt dasselbe, doch endet er mit "et te pater", sodass das Gebet und das Opfer dann am "pater" kleben bleibt.

Zum Abschluss noch zwei ostaramäische Versionen:
www.youtube.com/watch
www.youtube.com/watch
Klaus Elmar Müller
Wunderschöne Gesänge, die Geist und Herz erquicken und in ihren Koloraturen zeigen, was die menschliche Stimme vermag! In der himmlischen Liturgie dereinst werden wir das wohl alles hören, vielleicht wunderbar verschmolzen oder im Nacheinander mit einer Mozart-Messe - aber "kein Ohr hat gehört..., was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben" (1 Kor 2,9), und doch geben die hiesigen orientalischen …Mehr
Wunderschöne Gesänge, die Geist und Herz erquicken und in ihren Koloraturen zeigen, was die menschliche Stimme vermag! In der himmlischen Liturgie dereinst werden wir das wohl alles hören, vielleicht wunderbar verschmolzen oder im Nacheinander mit einer Mozart-Messe - aber "kein Ohr hat gehört..., was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben" (1 Kor 2,9), und doch geben die hiesigen orientalischen Kirchengesänge eine tiefe Vorahnung!
Nicolaus
Der Patriarch spricht 12 Sprachen, zwölf, die Zahl der biblischen Fülle nach den 12 Stämmen Israels, ich werde dunkelgrün vor Neid.
PaulK
... und ich dachte, der Patriarch von Babylon sei Kardinal Marx! 😎 🚬
DrMartinBachmaier
Ein Titel ist immer dann gelungen, wenn er Fragen aufwirft, wenn er spannend ist. Schließlich ist ja Babylon biblisch negativ belegt.
Ich persönlich glaube, dass es sich bei diesen Aramäisch-Sprechern um Juden (dem Stamme nach) handeln könnte, die nach der 70jährigen Babylonischen Gefangenschaft in Babylon geblieben sind, nicht also die vom Perserkönig Kurusch (Kyros) gebotene Rückkehrmöglichkeit …Mehr
Ein Titel ist immer dann gelungen, wenn er Fragen aufwirft, wenn er spannend ist. Schließlich ist ja Babylon biblisch negativ belegt.

Ich persönlich glaube, dass es sich bei diesen Aramäisch-Sprechern um Juden (dem Stamme nach) handeln könnte, die nach der 70jährigen Babylonischen Gefangenschaft in Babylon geblieben sind, nicht also die vom Perserkönig Kurusch (Kyros) gebotene Rückkehrmöglichkeit nach Jersualem genutzt haben, sondern nach den 70 Jahren in Babylon sich dort zuhause fühlten. Sie haben immerhin den katholischen Glauben vor Islam und syrisch-orthodoxem Glauben bewahrt.
Klaus Elmar Müller
Sehr geehrter Herr @DrMartinBachmaier, für den orthodoxen Ritus bin ich schon bis nach Belgien gefahren, und der orientalische chaldäisch-katholische Ritus würde mich sehr reizen. Doch München liegt 500 km im Süden - das ist leider zu weit! Aber könnten sie diese oder eine andere chaldäisch-katholische Liturgie wenigstens teilweise hier auf gloria tv einstellen?
DrMartinBachmaier
Da überschätzen Sie mich. Ich war bisher auch nur Zuseher. Ich versuche derzeit, das Ave Maria im Rosenkranz mitbeten zu können. Da gibt's leider viele Versionen. Beim Zuhören während des Rosenkranzes versteht man es zu schlecht. Ich muss es mir nur noch einmal vorsagen lassen.
Werde mal einige aramäische Ave-Maria-Gesänge mit Übersetzung hier einstellen, würde aber gerne auch die Grammatik verstehen.
tomy
@Klaus Elmar Müller
Die Heilige Qurbana der Syro-Malabar Kirche (ehemals Teil der Chaldäisch Katholischen Kirche vor der Lateinisierung durch die Portugiesen): www.youtube.com/watch
Oenipontanus
@DrMartinBachmaier: Ich habe eine der syrischen Ave Maria-Versionen sklavisch wörtlich ins Lateinische übersetzt. Vielleicht ist das ja eine erste Hilfe zum Verständnis der Grammatik! Den syrischen Text gebe ich in hebräischer Schrift wieder, da ich es bis jetzt nicht geschafft habe, Syrisch auf meinem Computer zu installieren.
שלמלכי מרים
מלית טיבותא
מרן עמכי
מברכתא אנתי בנשא
ומברך הו פארא דכרסכי …Mehr
@DrMartinBachmaier: Ich habe eine der syrischen Ave Maria-Versionen sklavisch wörtlich ins Lateinische übersetzt. Vielleicht ist das ja eine erste Hilfe zum Verständnis der Grammatik! Den syrischen Text gebe ich in hebräischer Schrift wieder, da ich es bis jetzt nicht geschafft habe, Syrisch auf meinem Computer zu installieren.

שלמלכי מרים
מלית טיבותא
מרן עמכי
מברכתא אנתי בנשא
ומברך הו פארא דכרסכי מרן ישוע משיחא
מרתי מרים אמה דאלהא
אתכשפי חלפין חנן חטיא
השא ובשעתא דמותן
אמין

Pax tibi, Maria
plena gratia
Dominus noster tecum
benedicta tu inter mulieres
et benedictus ipse, fructus ventris tui, Dominus noster Jesus Messias
Domina Maria, mater Dei
supplica propter nos, nos peccatores
nunc et in hora mortis nostrae
Amen
Klaus Elmar Müller
An @tomy: Herzlichen Dank für den Link! Die instrumentale Einbettung der Gesänge gefällt mir sehr, die Zelebration versus Deum sowieso.
DrMartinBachmaier
@tomy: Danke für den Link und die Info. Ich weiß, dass die syro-malabarische Kirche heute die Messe in der Landessprache liest, was ja wohl doch keine Pflicht sein dürfte, aber von einer Latinisierung und dass diese zur Abspaltung geführt hat, wusste ich nichts. Könnten Sie darüber Genaueres sagen?