Santiago_
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"Ihr Katholiken betet ja die Heiligen an..."

Das Problem: Ihr Katholiken stellt in euren Kirchen Bilder von angeblich heiligen Leuten auf und verrichtet Gebete davor. Diese Bräuche sind doch nichts anderes als heidnische Vielgötterei und eine Missachtung der Einzigkeit Gottes. Die Internetseite www.basisreligion.de – nach eigenen Angaben „sachlich, kritisch, unabhängig“ – erklärt: „Die Vorstellung, dass Heilige jetzt bei Gott und so eine Art Fürsprecher für uns sind, zeugt wohl eher von einer heidnischen Vorstellung.“

Die Antwort: Keine Anbetung, sondern Verehrung und Bitte um Fürbitte
Um die Verehrung der Heiligen richtig zu verstehen, muss man genau zwischen Anbetung und Verehrung unterscheiden. Anbetung gebührt allein dem dreifaltigen Gott. Jemanden anzubeten, bedeutet, ihn als Gott anzuerkennen. Dagegen können wir Verehrung auch Menschen entgegenbringen. Jeder Ehemann verehrt (hoffentlich) seine Frau; als kleines Zeichen trägt er vielleicht sogar ein Bild von ihr immer bei sich. Aber er wird sie deswegen nicht anbeten (außer in einem übertragenen Sinn – wenn er von seiner »Angebeteten« spricht). Ähnlich verehren wir Katholiken die Heiligen; auch durch Bilder. Aber wir beten sie nicht an.

Erster Einwand: Die Heiligenverehrung lenkt den Gläubigen von Gott ab. Für einen Christen sollte eigentlich nur Christus wichtig sein. Nur er hat uns erlöst, nicht die Heiligen. Folglich ist die Verehrung von Heiligen für das Glaubensleben schädlich, oder zumindest überflüssig.

Lösung: Freilich, wenn jemand vor lauter Heiligenverehrung Christus »vergessen« würde, dann wäre das falsch. Aber wir haben ja schon gesehen, dass die Heiligenverehrung nicht die Anbetung Gottes ersetzt. Wenn wir die Heiligen richtig verehren, dann bilden sie keine »Konkurrenz« zu Jesus, sondern führen uns schnurstracks zu ihm. Warum? Was die Heiligen sind, sind sie nur durch und in und wegen Jesus. Er ist der Weinstock, die Heiligen sind Rebzweige an ihm. Alles, was sie auf Erden Gutes getan haben und im Himmel an Gutem wirken, können sie nur wegen ihrer Verbindung mit Jesus, »denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun« (Joh 15,5). Wenn wir also die Heiligkeit der Heiligen betrachten, dann sind sie wie Wegweiser, die auf Jesus zeigen. Der Blick auf die Heiligen schmälert nicht die einzigartige Stellung Christi, im Gegenteil: ihr Leben macht uns klar, wie lebendig und fruchtbar der Weinstock »Christus« in seinen Reben ist. Darum verehren wir – wenn wir die Heiligen verehren – letztlich Jesus selber, der sie heilig gemacht hat.

Zweiter Einwand: Im NT gibt es keine Stelle, an der Jesus oder die Apostel irgendwelche Heiligen angerufen hätten. Also ist das eine nachträgliche Erfindung der Kirche.

Lösung: Es ist richtig, dass sich die Heiligenverehrung in der Kirche erst allmählich entwickelt hat, nämlich ausgehend von der Verehrung der Martyrer, die man als Vorbilder im Glauben angesehen hat. Es lässt sich aber zeigen, dass die Grundsätze der Heiligenverehrung schon in der Bibel vorhanden sind, wo wir z.B. klar die Unterscheidung zwischen Anbetung und Verehrung finden; oft werden andere Gläubige gebeten, für jemanden anderen zu beten; auch den verstorbenen Gläubigen (und den Engeln) wird eine Fürsprechermacht bei Gott zugeschrieben. Nehmen wir ein paar Stellen unter die Lupe:

Gott allein gebührt Anbetung. Den ersten Christen im NT war völlig klar, dass man bloße Menschen nicht anbeten darf. Als Paulus in Lystra einen gelähmten Mann heilt, beginnt das dortige Volk, ihn und Barnabas als Götter zu verehren und ihnen Opfer darzubringen (Apg 14,8ff). Paulus wehrt sich strikt gegen diese Anbetung: »Männer, was tut ihr? Auch wir sind nur Menschen, von gleicher Art wie ihr« (Apg 14,15). Anders verhält es sich bei der Ehrerbietung, die auch gegenüber Menschen möglich ist, manchmal sogar gefordert wird. Petrus verlangt z.B. ausdrücklich: »Erweist allen Menschen Ehre, liebt die Brüder, . . . und ehrt den Kaiser« (1Petr 2,17). Um wie viel mehr wird es dann erlaubt sein, die Heiligen zu ehren.

Gegenseitiges Fürbittgebet der Gläubigen. Auch wenn das NT nicht von Gebeten zu verstorbenen Gläubigen berichtet, wird häufig das Gebet füreinander erwähnt. Paulus fordert seine Briefleser immer wieder auf, für ihn zu beten. »Betet für mich zu Gott« (Röm 15,30; ebenso in Kol 4,3-4; 1Thess 5,25; 2Thess 3,1; Hebr 13,18). Schon im AT begegnet man dieser Praxis, wobei man der Fürbitte von hervorragenden Persönlichkeiten eine ganz besondere Wirksamkeit zusprach. So baten die Juden in einer Dürreperiode Judith: »Doch bete du jetzt für uns, denn du bist eine gottesfürchtige Frau. Dann wird der Herr Regen schicken, um unsere Zisternen zu füllen« (Jud 8,31). Ganz ähnlich auch beim Propheten Jeremias (vgl. Jer 37,3; 42,2). Schon zu biblischen Zeiten hat man also in gewissem Sinn zu heiligmäßigen Menschen gebetet.

Die Fürsprecherdienste der Heiligen im Himmel. Sowohl das AT, als auch das NT bezeugt, dass Engel und Heilige für uns Menschen Fürbitte bei Gott einlegen. In 2Makk 15,12-14 heißt es, der Prophet Jeremias und der Hohepriester Onias würden im Jenseits bei Gott »für das ganze jüdische Volk« Fürbitte einlegen. In Jer 15,1 wird die Möglichkeit erwähnt, Moses und Samuel könnten als Fürbitter für das Volk vor das Angesicht Gottes treten. In Tob 12,12 trägt der Erzengel Raphael das Gebet des Tobit »vor den heiligen Gott«. Auch das Buch Job kennt Engel als Fürbitter (33,23-25), ebenso Sach 1,12-13. Im NT beschreibt die Apokalypse, wie die Heiligen (Apk 5,8) und die Engel (Apk 8,4) im Himmel Gebete vor Gott darbringen. Bemerkenswert ist Wsh 3,8, wonach die Gerechten nach ihrem Tod eine Einflussnahme in Bezug auf die Völker besitzen: »Sie werden Völker richten und über Nationen herrschen.« Nicht anders Jesus selber, der dem guten Menschen im Gleichnis vom Himmelreich verspricht: »Ich werde dich über vieles setzen.« (Mt 25,21. Im KKK 2683 wird mit dieser Stelle die Heiligenverehrung begründet).
An manchen Stellen der Bibel klingt sogar ein direktes Beten zu herausragenden Verstorbenen an. So wird im Buch Jesus Sirach (48,4-11) der in den Himmel aufgenommene Prophet Elias direkt angesprochen: »Wie Ehrfurcht gebietend warst du, Elias. . . . Wohl dem, der dich sieht und stirbt; denn auch er wird leben.« Die Stelle meint wohl nicht nur ein zufälliges Sehen von Elias, sondern eher das Beten zu ihm. Dass man Elias als besonderen Schutzpatron verehrt hat, wird indirekt bei der Kreuzigung Christi deutlich (Mt 27,46-49). Der Ruf Jesu »Eli, Eli, lema sabachtani?« – »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« wurde von manchen Juden als Gebet zu Elias verstanden. »Lass doch, wir wollen sehen, ob Elias kommt und ihm hilft.« Folglich war schon zurzeit Jesu bei den Juden das Bittgebet zu den Gerechten des AT gebräuchlich.

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Josephus
Die Verehrung der Heiligen ist neben ihrer theologischen Bedeutung ein wunderschönes Alleinstellungsmerkmal unserer geliebten Kirche, das sie so erfrischend tröstlich und lebensbejahend macht.
Elista
"Ich, Johannes, sah ich vom Osten her einen anderen Engel emporsteigen; er hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief den vier Engeln, denen die Macht gegeben war, dem Land und dem Meer Schaden zuzufügen, mit lauter Stimme zu:
Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu, bis wir den Knechten unseres Gottes das Siegel auf die Stirn gedrückt haben.
Und ich erfuhr die Zahl derer, …Mehr
"Ich, Johannes, sah ich vom Osten her einen anderen Engel emporsteigen; er hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief den vier Engeln, denen die Macht gegeben war, dem Land und dem Meer Schaden zuzufügen, mit lauter Stimme zu:
Fügt dem Land, dem Meer und den Bäumen keinen Schaden zu, bis wir den Knechten unseres Gottes das Siegel auf die Stirn gedrückt haben.
Und ich erfuhr die Zahl derer, die mit dem Siegel gekennzeichnet waren. Es waren hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Söhne Israels, die das Siegel trugen:
Danach sah ich: eine große Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen; niemand konnte sie zählen. Sie standen in weißen Gewändern vor dem Thron und vor dem Lamm und trugen Palmzweige in den Händen.
Sie riefen mit lauter Stimme: Die Rettung kommt von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm.

Und alle Engel standen rings um den Thron, um die Ältesten und die vier Lebewesen. Sie warfen sich vor dem Thron nieder, beteten Gott an
und sprachen: Amen, Lob und Herrlichkeit, Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Stärke unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.
Da fragte mich einer der Ältesten: Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen, und woher sind sie gekommen?
Ich erwiderte ihm: Mein Herr, das musst du wissen. Und er sagte zu mir: Es sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht."
Buch der Offenbarung 7,2-4.9-14.
Tina 13
"Um die Verehrung der Heiligen richtig zu verstehen, muss man genau zwischen Anbetung und Verehrung unterscheiden. Anbetung gebührt allein dem dreifaltigen Gott. Jemanden anzubeten, bedeutet, ihn als Gott anzuerkennen. Dagegen können wir Verehrung auch Menschen entgegenbringen. Jeder Ehemann verehrt (hoffentlich) seine Frau; als kleines Zeichen trägt er vielleicht sogar ein Bild von ihr immer bei …Mehr
"Um die Verehrung der Heiligen richtig zu verstehen, muss man genau zwischen Anbetung und Verehrung unterscheiden. Anbetung gebührt allein dem dreifaltigen Gott. Jemanden anzubeten, bedeutet, ihn als Gott anzuerkennen. Dagegen können wir Verehrung auch Menschen entgegenbringen. Jeder Ehemann verehrt (hoffentlich) seine Frau; als kleines Zeichen trägt er vielleicht sogar ein Bild von ihr immer bei sich. Aber er wird sie deswegen nicht anbeten (außer in einem übertragenen Sinn – wenn er von seiner »Angebeteten« spricht). Ähnlich verehren wir Katholiken die Heiligen; auch durch Bilder. Aber wir beten sie nicht an."
Tina 13