Das Papsttum scheint entmachtet. Der Bruch ist schon da.
Von Georg May.
"Der Heilige Stuhl meint, durch Nachgiebigkeit Schlimmeres zu verhüten. Ich stelle fest: Nachsicht hat Schlimmeres nicht verhütet, sondern ihm den Weg freigemacht. Wer Missbräuche duldet, wahrt nicht die Einheit der Kirche, sondern den Schein der Einheit. Noch niemals hat sich ein gebrochener Damm von allein wieder geschlossen.
In Rom kursiert die Parole; Nulla rottura- es nur nicht zum Bruch kommen lassen. Ich bin der Meinung, der Bruch braucht nicht erst zu kommen, er ist schon da, nur wird er nicht zugegeben.
Wer den Glauben der Kirche nicht mehr teilt, der hat mit ihr gebrochen, und derer sind viele.
Leo Scheffczyk hat festgestellt, dass die jahrzehntelange Glaubenskrise " nun zu einer nicht mehr zu leugnenden Spaltung der Kirche dieses Landes geführt hat". ( Scheffczyk, Einen Kompromiss 223).
Die Spaltung der Kirche ist längst da; nur tun die Verantwortlichen so, als gäbe es sie nicht. Tatsachen werden aber durch Wegsehen nicht zum Verschwinden gebracht. Die Kirche kann nicht so tun, als ob diejenigen noch zu ihr gehören, die durch Rebellion längst mit ihr gebrochen haben. Durch dieses fiktive Verhalten büsst sie immer mehr ihre Glaubwürdigkeit , ja ihre Identität ein.
Es ist offenkundig: Der Heilige Stuhl ist in vieler Hinsicht nicht konsequent, sondern lässt sich erpressen. Der Rückzug aus einer Regelung beginnt immer damit, dass man Ausnahmen für angebliche Notlagen zulässt. Die Ausnahmen werden in kurzer Zeit zur Regel, aus angeblichen Notlagen wird die alltägliche Uebung. Jedes Nachgeben von seiten der kirchlichen Autorität ruft das Verlangen nach weiteren Konzessionen hervor...
Ich komme um das Urteil nicht herum: Der Heilige Stuhl ist seit Jahrzehnten nicht mehr Herr der Lage; er hat das Regieren verlernt. Regieren ist etwas anderes als Lavieren. Das Papsttum scheint entmachtet. Der Papst leitet die Kirche nicht mehr. .. Er hat sich geweigert, das kleine Feuer auszutreten, dafür hat er nun den grossen Brand bekommen.
Der Heilige Stuhl steht heute vor der Alternative: entweder weiter so tun, als gehörten Abgefallene noch zur Kirche, oder offen zu erklären, dass sie sich von der Kirche getrennt haben.
Wer die Spaltung nicht in Kauf nimmt, der tritt die Macht in der Kirche an die Spalter ab.
( aus: Georg May" Die Sendung der Kirche", 1999)
"Der Heilige Stuhl meint, durch Nachgiebigkeit Schlimmeres zu verhüten. Ich stelle fest: Nachsicht hat Schlimmeres nicht verhütet, sondern ihm den Weg freigemacht. Wer Missbräuche duldet, wahrt nicht die Einheit der Kirche, sondern den Schein der Einheit. Noch niemals hat sich ein gebrochener Damm von allein wieder geschlossen.
In Rom kursiert die Parole; Nulla rottura- es nur nicht zum Bruch kommen lassen. Ich bin der Meinung, der Bruch braucht nicht erst zu kommen, er ist schon da, nur wird er nicht zugegeben.
Wer den Glauben der Kirche nicht mehr teilt, der hat mit ihr gebrochen, und derer sind viele.
Leo Scheffczyk hat festgestellt, dass die jahrzehntelange Glaubenskrise " nun zu einer nicht mehr zu leugnenden Spaltung der Kirche dieses Landes geführt hat". ( Scheffczyk, Einen Kompromiss 223).
Die Spaltung der Kirche ist längst da; nur tun die Verantwortlichen so, als gäbe es sie nicht. Tatsachen werden aber durch Wegsehen nicht zum Verschwinden gebracht. Die Kirche kann nicht so tun, als ob diejenigen noch zu ihr gehören, die durch Rebellion längst mit ihr gebrochen haben. Durch dieses fiktive Verhalten büsst sie immer mehr ihre Glaubwürdigkeit , ja ihre Identität ein.
Es ist offenkundig: Der Heilige Stuhl ist in vieler Hinsicht nicht konsequent, sondern lässt sich erpressen. Der Rückzug aus einer Regelung beginnt immer damit, dass man Ausnahmen für angebliche Notlagen zulässt. Die Ausnahmen werden in kurzer Zeit zur Regel, aus angeblichen Notlagen wird die alltägliche Uebung. Jedes Nachgeben von seiten der kirchlichen Autorität ruft das Verlangen nach weiteren Konzessionen hervor...
Ich komme um das Urteil nicht herum: Der Heilige Stuhl ist seit Jahrzehnten nicht mehr Herr der Lage; er hat das Regieren verlernt. Regieren ist etwas anderes als Lavieren. Das Papsttum scheint entmachtet. Der Papst leitet die Kirche nicht mehr. .. Er hat sich geweigert, das kleine Feuer auszutreten, dafür hat er nun den grossen Brand bekommen.
Der Heilige Stuhl steht heute vor der Alternative: entweder weiter so tun, als gehörten Abgefallene noch zur Kirche, oder offen zu erklären, dass sie sich von der Kirche getrennt haben.
Wer die Spaltung nicht in Kauf nimmt, der tritt die Macht in der Kirche an die Spalter ab.
( aus: Georg May" Die Sendung der Kirche", 1999)
