Tina 13
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Der geistliche Kampf

Der geistliche Kampf, (von Lorenzo Scupoli)

Kapitel 15

Ratschläge für die Art des Kampfes

Du hast nun gesehen, in welcher Weise du kämpfen mußt, um dich selbst zu überwinden und mit Tugenden zu schmücken.

Außerdem mußt du dich überzeugen lassen, daß du, um über deine Feinde mit größerer Schnelligkeit und Leichtigkeit den Sieg davonzutragen, wie es sich geziemt, Tag für Tag besonders gegen deine Eigenliebe zu kämpfen hast und dich gewöhnst, die Verachtung und Widerwärtigkeiten, welche die Welt dir antut, als liebenswerte Wohltaten zu betrachten.

Vernachlässigst du diesen Kampf und legst ihm zu wenig Gewicht bei, so bleibt der Sieg schwierig und nur vereinzelt, unvollkommen und unsicher.

Auch darauf mache ich dich aufmerksam, daß du den Kampf mit Starkmut führen mußt. Die Tugend wirst du von Gott leicht erlangen, wenn du darum inständig flehst und einerseits die Wut und den unversöhnlichen Haß deiner Feinde sowie die große Zahl ihrer Schlachtreihen und Heere bedenkst, anderseits aber auch erwägst, daß Gottes Güte und Liebe zu dir unendlich größer ist und unvergleichlich mehr Engel und Heilige des Himmels mit ihrem Gebet an unserer Seite kämpfen.

Dieser Gedanke ist von solcher Wirkung, daß eine Menge schwach scheinender Personen die gesamte Macht und Weisheit der Welt, alle Angriffe des Fleisches und die ganze Wut der Hölle überwand und besiegte.

Deshalb brauchst du nie zu erschrecken und mutlos zu werden, wenn es dir auch scheint, als würde der Ansturm deiner Feinde immer heftiger und als sollte der Kampf dein ganzes Leben andauern und als drohten dir gleichsam von vielen Seiten sichere Niederlagen. Außer dem oben Gesagten vergiß nicht, daß alle Macht und List unserer Feinde in der Hand unseres göttlichen Herrn ruhen, für dessen Ehre wir ja streiten. Da dieser uns unsagbar liebt und uns selbst mit strengem Befehl zum Kampfe ruft, wird er nicht zulassen, daß wir überwältigt werden, sondern auch selbst für dich kämpfen und dir deine Feinde unterwerfen, wann es ihm gefällt und falls es dir von größerem Nutzen ist; sollte er damit auch bis zum letzten Tage deines Lebens zögern.

Deine Sache ist es also, hochherzig zu kämpfen, niemals die Waffen zu strecken und die Flucht zu ergreifen, auch wenn du verwundet wirst. Um tapfer streiten zu können, merke dir noch zum Schlusse, daß niemand dem Kampfe entfliehen kann und daß jeder, der nicht kämpft, unausweichlich gefangen oder getötet wird. Überdies haben wir es in diesem Kampfe mit Feinden zu tun, die mit einem derartigen Haß gegen uns erfüllt sind, daß wir in keinem Falle Frieden oder Waffenstillstand zu erwarten haben.

49. Kapitel

Vom gläubigen Vertrauen auf Maria, die allerseligste Jungfrau

Willst du in all deinen Nöten mit gläubigem Vertrauen zur allerseligsten Jungfrau Maria deine Zuflucht nehmen, dann kannst du dieses Vertrauen durch folgende Erwägungen erlangen.

Erstens: Schon aus Erfahrung wissen wir, daß alle Gefäße, in denen sich Balsam oder eine andere kostbare Flüssigkeit befand, lange Zeit den Geruch davon bewahren, auch wenn sie nichts mehr enthalten, und das umso mehr, je länger sie damit angefüllt waren, und erst recht, wenn noch ein Rest in ihnen zurückgeblieben ist. Und dennoch besitzen der Balsam oder jene andere Flüssigkeit nur eine beschränkte und vorübergehende Kraft und Wirkung. Ebenso verspürt auch derjenige, der in der Nähe eines großen Feuers stand, noch längere Zeit nach seiner Entfernung die Wärme der Glut.

Wenn dem so ist: Von welchem Feuer der Liebe und von welchen Gefühlen der Erbarmung und Güte muß dann das Herz der allerseligsten Jungfrau Maria glühen und erfüllt sein? Sie, die den Sohn Gottes neun Monate in ihrem jungfräulichen Schoß trug und ihn noch immer in ihrem Herzen und ihrer Seele trägt, der die Liebe, Erbarmung und Güte selbst ist, deren Kraft keine Grenzen und Schranken kennt und von unendlicher und grenzenloser Gewalt ist.

Wie es aber unmöglich ist, daß jemand zu einem großen Feuer hintritt, ohne von dessen Hitze etwas zu verspüren, ebenso und noch viel mehr ist es ausgeschlossen, daß ein Hilfsbedürftiger, der sich diesem Feuer der Liebe, Erbarmung und Güte, das im Herzen der allerseligsten Jungfrau immerfort brennt, nähert, ohne Hilfe, Gnaden und Gaben bleibt. Und diese werden umso reicher sein, je häufiger er sich ihr naht und je größer sein Glaube und sein Vertrauen sind.

Zweitens: Kein Geschöpf liebte jemals den göttlichen Heiland Jesus Christus so innig und kein Geschöpf stimmte jemals mit seinem Willen so vollständig überein, wie seine heiligste Mutter.

Nun hat der Sohn Gottes selber sein Leben und sich selbst ganz für uns Sünder und unsere Bedürfnisse hingegeben und seine Mutter zu unserer Mutter und Fürsprecherin bestellt, damit sie uns beistehe und nach ihm Mittlerin zu unserem Heile sei; wie könnte daher unsere Mutter und Fürsprecherin uns im Stich lassen und sich gegen den Willen ihres Sohnes auflehnen?

Nimm deshalb in jeder Not mit Zuversicht deine Zuflucht zur heiligsten Mutter und Jungfrau Maria. Beseligend und bereichernd ist dieses Vertrauen und Sicherheit bietet die Zuflucht zu ihr, die da immer noch Gnade und Erbarmung spendet.

61. Kapitel

Wir müssen im geistlichen Kampf bis zum Tode durchhalten

Zu den Hauptbedingungen des geistlichen Kampfes gehört die Beharrlichkeit, mit der wir auf die Abtötung unserer Leidenschaften bedacht sein müssen, weil dieselben im Leben nie sterben, sondern wie Unkraut immer wieder aufschießen.

Gleichwie dieser Kampf erst mit dem Leben ein Ende nimmt, so können wir ihm auch niemals entgehen; und wer nicht kämpft, verfällt entweder der Gefangenschaft oder dem Tode.

Außerdem haben wir es mit Feinden von unversöhnlichem Haß zu tun, von denen wir weder einen Frieden noch einen Waffenstillstand erwarten dürfen, da sie denjenigen umso grausamer zugrunde richten, der mit ihnen Freundschaft schließen will.

Dennoch darfst du dich vor ihrer Macht und großen Zahl nicht ängstigen. Denn in diesem Kampfe kann der nicht überwunden werden, der selbst nicht zustimmt, da ja alle Macht unserer Feinde in der Hand unseres Herrn liegt, für dessen Ehre wir kämpfen sollen.

Gott wird auch nicht zugeben, daß du unterliegst, sondern für dich streiten und als der Stärkere dir den Sieg über alle deine Feinde verleihen, sofern du mit ihm vereint tapfer kämpfst und nicht auf dich, sondern auf seine Macht und Güte baust.

Sollte der Herr dir auch nicht sogleich die Siegespalme verleihen, so verliere trotzdem nicht den Mut! Du darfst überzeugt sein - was dich auch zum zuversichtlichen Kampfe aufmuntern soll -, daß er alles Widrige zu deinem Besten und Vorteil wandelt, wenn du nur ausdauernd und heldenmütig kämpfst.

Folge daher deinem himmlischen Herrn, der deinetwegen die Welt überwand und sich in den Tod dahingab. Widme dich großmütigen Herzens diesem Kampfe und der völligen Vernichtung aller deiner Feinde. Würdest du auch nur einem einzigen das Leben schenken, so wäre er dir wie ein Pfeil im Auge oder wie eine Lanze in der Seite und würde dich auf der glorreichen Siegesbahn behindern.

63. Kapitel

Von den feindlichen Angriffen in der Todesstunde - Insbesondere von der Versuchung wider den Glauben und ihrer Abwehr

Mit vier ungemein gefährlichen Versuchungen pflegen unsere Feinde uns in der Todesstunde vornehmlich zu bestürmen; nämlich mit der Versuchung wider den Glauben, der Verzweiflung, der törichten Eitelkeit und mancherlei trügerischen Vorspiegelungen und Erscheinungen des Teufels als Engel des Lichtes.

Bezüglich der ersten Anfechtung: Beginnt der böse Feind dir mit falschen Beweisgründen zuzusetzen, dann laß unverzüglich alles Vernünfteln und sprich ganz energisch: „Weiche von mir, Satan, du Vater der Lüge, ich will von dir nichts wissen; es genügt mir der Glaube, den die heilige katholische Kirche lehrt!"

Selbst solchen Gedanken, die dem Glauben günstig scheinen, hänge möglichst wenig nach. Betrachte sie vielmehr als Fallstricke, mit denen der böse Feind dich zu fangen sucht.

Solltest du aber keine Zeit mehr finden, deine Gedanken von solchen Bildern abzulenken, so bleibe dennoch fest und standhaft und schenke keinem Beweise und Zeugnis, das der Widersacher aus der Heiligen Schrift anführt, Beachtung. Sie sind ja alle verstümmelt, schlecht angewandt oder falsch ausgelegt, so gut und einleuchtend sie auch scheinen mögen.

Fragt die listige Schlange nach der Glaubenslehre der katholischen Kirche, dann gib ihr keine Antwort, sondern erwecke einen Akt lebendigen Glaubens in deinem Herzen, da du ihre List durchschaust und erkennst, wie sie dich im Worte fangen will. Oder antworte ihr, um sie vor Wut bersten zu machen, daß die heilige katholische Kirche die Wahrheit lehre, und würde der Böse dann fragen, was diese Wahrheit eigentlich sei, erwidere ihm nur: gerade das, was sie glaubt.

Vor allem aber sei deine Seele ständig dem Gekreuzigten zugewandt, zu dem du immer wieder beten sollst: „O mein Gott, mein Schöpfer und Erlöser, eile mir zu helfen und verlaß mich nicht, damit ich nicht von der Wahrheit deines heiligen katholischen Glaubens abweiche. Und wie ich durch deine Huld und Gnade in dieser Wahrheit geboren wurde, so laß mich auch zu deiner Ehre mein irdisches Leben in ihr vollenden."

(Auszüge)
Tina 13
🙏 🙏
Tina 13
„Wie es aber unmöglich ist, daß jemand zu einem großen Feuer hintritt, ohne von dessen Hitze etwas zu verspüren, ebenso und noch viel mehr ist es ausgeschlossen, daß ein Hilfsbedürftiger, der sich diesem Feuer der Liebe, Erbarmung und Güte, das im Herzen der allerseligsten Jungfrau immerfort brennt, nähert, ohne Hilfe, Gnaden und Gaben bleibt. Und diese werden umso reicher sein, je häufiger er …Mehr
„Wie es aber unmöglich ist, daß jemand zu einem großen Feuer hintritt, ohne von dessen Hitze etwas zu verspüren, ebenso und noch viel mehr ist es ausgeschlossen, daß ein Hilfsbedürftiger, der sich diesem Feuer der Liebe, Erbarmung und Güte, das im Herzen der allerseligsten Jungfrau immerfort brennt, nähert, ohne Hilfe, Gnaden und Gaben bleibt. Und diese werden umso reicher sein, je häufiger er sich ihr naht und je größer sein Glaube und sein Vertrauen sind.“
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Tina 13
"Fragt die listige Schlange nach der Glaubenslehre der katholischen Kirche, dann gib ihr keine Antwort, sondern erwecke einen Akt lebendigen Glaubens in deinem Herzen, da du ihre List durchschaust und erkennst, wie sie dich im Worte fangen will. Oder antworte ihr, um sie vor Wut bersten zu machen, daß die heilige katholische Kirche die Wahrheit lehre, und würde der Böse dann fragen, was diese …Mehr
"Fragt die listige Schlange nach der Glaubenslehre der katholischen Kirche, dann gib ihr keine Antwort, sondern erwecke einen Akt lebendigen Glaubens in deinem Herzen, da du ihre List durchschaust und erkennst, wie sie dich im Worte fangen will. Oder antworte ihr, um sie vor Wut bersten zu machen, daß die heilige katholische Kirche die Wahrheit lehre, und würde der Böse dann fragen, was diese Wahrheit eigentlich sei, erwidere ihm nur: gerade das, was sie glaubt."
Tina 13
"Vom gläubigen Vertrauen auf Maria, die allerseligste Jungfrau"
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"Außerdem haben wir es mit Feinden von unversöhnlichem Haß zu tun, von denen wir weder einen Frieden noch einen Waffenstillstand erwarten dürfen, da sie denjenigen umso grausamer zugrunde richten, der mit ihnen Freundschaft schließen will."
Tina 13
"Folge daher deinem himmlischen Herrn, der deinetwegen die Welt überwand und sich in den Tod dahingab. Widme dich großmütigen Herzens diesem Kampfe und der völligen Vernichtung aller deiner Feinde. Würdest du auch nur einem einzigen das Leben schenken, so wäre er dir wie ein Pfeil im Auge oder wie eine Lanze in der Seite und würde dich auf der glorreichen Siegesbahn behindern."
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"Nimm deshalb in jeder Not mit Zuversicht deine Zuflucht zur heiligsten Mutter und Jungfrau Maria. Beseligend und bereichernd ist dieses Vertrauen und Sicherheit bietet die Zuflucht zu ihr, die da immer noch Gnade und Erbarmung spendet."
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"Außerdem mußt du dich überzeugen lassen, daß du, um über deine Feinde mit größerer Schnelligkeit und Leichtigkeit den Sieg davonzutragen, wie es sich geziemt, Tag für Tag besonders gegen deine Eigenliebe zu kämpfen hast und dich gewöhnst, die Verachtung und Widerwärtigkeiten, welche die Welt dir antut, als liebenswerte Wohltaten zu betrachten."