Fakten zum Fall Doris Wagner. Entgegnung von "Das Werk"
Die geistliche Gemeinschaft "Das Werk" veröffentlicht eine Zusammenfassung über den Fall ihrer ehemaligen Schwester Doris Wagner. Ihr gestern ausgestrahltes Gespräch mit dem Wiener Kardinal Christoph Schönborn ist tendentiös.
Gekürzte und leicht bearbeitete Stellungnahme von "Das Werk"
2008 hatte einer unserer Mitbrüder mit Doris Wagner eine kurze, auch geschlechtliche Beziehung. Es handelte sich dabei um eine gegenseitige Beziehung. Wir sind uns zugleich bewusst, dass den Mitbruder eine größere Schuld trifft als die Schwester. Die beiden unterhielten anschließend noch 3 Jahre einen von Herzlichkeit und mitmenschlicher Sorge geprägten schriftlichen und mündlichen Kontakt.
2010 erfährt die Leitung der Gemeinschaft zum ersten Mal von der zwei Jahre zuvor stattgefundenen sexuellen Beziehung und unternimmt die nötigen Schritte sowohl im Blick auf Doris Wagner als auch auf den Mitbruder. Der Priester beginnt einen Weg der Bekehrung und Buße und bleibt seiner Berufung treu. Auch Doris Wagner drückt am Beginn ihren Willen aus, dass sie die Gemeinschaft nicht verlassen wird.
Im Herbst 2011 ist sie aus der Gemeinschaft mit gegenseitigem Einverständnis und in gegenseitigem Wohlwollen ausgetreten.
Im Frühjahr 2012 ändert Doris Wagner ihre bis dahin positive Einstellung. Sie sieht nun alles unter dem Vorzeichen des Missbrauchs, der Vergewaltigung, der Manipulation, der Entmündigung. Wie kommt es zu diesem schnellen Umsturz der Überzeugung? Man kann nur vermuten, dass es mit ihrem jetzigen Ehemann zusammen hängt, einem suspendierten Priester, der kurz vor ihr die Gemeinschaft und schließlich auch die Diözese verlassen hat. Denn zum selben Zeitpunkt beginnen die beiden ehemaligen Gottgeweihten gemeinsam einen medialen Feldzug mit Artikeln, Talkshows, mit einem Buch, einem Kinofilm etc.
2012 und 2013 zeigt Doris Wagner den Priester, mit dem sie 2008 eine Beziehung hatte, unter dem Vorwurf der sexuellen Vergewaltigung an. Aber sowohl in Deutschland als auch in Österreich ist das Ergebnis der Staatsanwaltschaft klar: Es handelte sich nicht um Vergewaltigung, sondern um eine gegenseitige Beziehung.
In jüngster Zeit richtet sich der Angriff besonders gegen P. Hermann Geißler, Abteilungsleiter in der Glaubenskongregation. Die Ursache liegt in der Tatsache, dass ihr P. Hermann, im Anschluss an eine Beichte, Trostworte zugesprochen und ihre Wange berührt hat - eine Geste, die Doris Wagner als sexuelle Belästigung interpretiert. Während der Apostolischen Visitation (2013-2014) wollte P. Hermann bereits ein klärendes Gespräch mit ihr suchen. Der Visitator meinte aber nach seinem Gespräch mit Doris Wagner, dass dies nicht möglich sei.
In den vergangenen sechs Jahren, seit Doris Wagner gegenüber der Gemeinschaft negativ geworden ist, zeichnet sich eine innere Entwicklung ab. Es geht nicht nur um die beiden Priester, die sie anklagt, und nicht mehr nur um unsere Gemeinschaft. Es geht um die Kirche. Im Kinofilm Female Pleasure sagt sie deutlich: „Die Kirche ist eine Räuberhöhle geworden, ein Ort, von dem man sich besser fernhält.“… „Alle Religionen werden genützt, um die bestehenden Machtverhältnisse zu legitimieren.“ „Ohne öffentlichen Druck wird die Kirche nie etwas unternehmen.“
Ende dieses Jahres äußert sie, dass sie an den Lehrmeinungen der Kirche nicht mehr festhalten könne. Sinngemäß sagt sie: Bei den normalen Katholiken tue sich was. Sie habe selbst an drei theologischen Fakultäten studiert. Bei den Studenten sei es normal, Sex vor der Ehe zu haben, Kinder vor der Hochzeit, homosexuelle Partnerschaften, Verhütung werde nicht als Sünde gesehen. Das sei kein Thema mehr. Die Sexualmoral der Kirche sei absurd. Aber die Bischöfe würden sich in ihrer Einstellung zu diesen Fragen wohl nicht ändern. Da habe sie wenig Hoffnung. Das Problem sei die Struktur der Kirche. Die müsste man abschaffen, aber das würde der Papst wohl nicht tun. Sie glaube, dass sich der zeitgemäße Katholizismus als kleiner extremer Kreis abspalten und sich unabhängig machen werde (www.youtube.com/watch 19.11.2018).
Seit dem Erscheinen des Films Female Pleasure tritt Doris Wagner wieder öffentlich in den Medien auf. Am 27. November 2018 war dies in Rom während eines Treffens der Gruppe „Voices of Faith“ der Fall, bei dem sie über ihre Geschichte „Zeugnis“ ablegte. Im Anschluss daran haben verschiedene Zeitungen, vor allem „La Croix“ in einer internationalen und französischen Ausgabe, über den sexuellen Missbrauch durch zwei Priester berichtet, von denen einer in der Glaubenskongregation arbeite und dessen Name auch genannt wird.
Doris Wagner lebt heute in Wiesbaden in ziviler Ehe mit einem ehemaligen Mitbruder, Philipp Reisinger, einem suspendierten Priester, und ihrem gemeinsamen Sohn. Umso erstaunlicher ist es für gläubige Katholiken, dass sie auch innerhalb der Kirche bereits für Vorträge etc. eingeladen wurde