Hier ist der ganze Text aus dem Flugzeug. Von Franziskus
Für den lateinischen Ritus erinnere ich mich an einen Satz des heiligen Paul VI.: "Lieber gebe ich mein Leben, als dass ich das Gesetz des Zölibats ändere." Das ist mir eingefallen, und ich möchte das sagen, weil es ein mutiger Satz ist. [Gesagt] in einer Zeit, in der das schwerer war als heute — es war in den Jahren 1968-1970. Ich persönlich …Mehr
Hier ist der ganze Text aus dem Flugzeug. Von Franziskus
Für den lateinischen Ritus erinnere ich mich an einen Satz des heiligen Paul VI.: "Lieber gebe ich mein Leben, als dass ich das Gesetz des Zölibats ändere." Das ist mir eingefallen, und ich möchte das sagen, weil es ein mutiger Satz ist. [Gesagt] in einer Zeit, in der das schwerer war als heute — es war in den Jahren 1968-1970. Ich persönlich denke, dass das Zölibat ein Geschenk an die Kirche ist. Zweitens möchte ich sagen, dass ich nicht damit einverstanden bin, eine freie Entscheidung über den Zölibat zuzulassen, nein. Nur für sehr abgeschiedene gibt es eine begrenzte Möglichkeit. Ich denke dabei an die pazifischen Inseln, wenn es dort eine pastorale Notlage gibt, sollte der Pfarrer der Gläubigen gedenken.
Es gibt [zu diesem Thema] ein interessantes Buch von Pater Lobinger [Anmerkung: Gemeint ist der aus Bayern stammende, emeritierte Missionsbischof Fritz Lobinger von Aliwal, Südafrika] -- das ist ein Thema für Diskussionen unter Theologen, nicht meine Entscheidung -- meine Entscheidung ist: Nein, keine Wahlfreiheit zum Zölibat vor dem Diakonat. Das ist mein persönlicher Gedanke, aber ich würde das nicht tun. Und das bleibt klar. Es ist nur mein persönlicher Gedanke. Bin ich vielleicht engstirnig? Ich will mich mit dieser Entscheidung nicht vor Gott stellen.
Pater Lobinger sagt, dass die Kirche die Eucharistie macht und die Eucharistie die Kirche macht. Aber wo es keine Eucharistie gibt, denken Sie, Caroline, auf den pazifischen Inseln, vielleicht dort... An vielen Stellen, sagt Lobinger, wer macht die Eucharistie? Die Leiter, die Organisatoren dieser Gemeinschaften sind Diakone oder Schwestern oder direkt die Laien. Und Lobinger sagt: Man kann einen älteren Ehemann ordinieren, so seine These, aber nur zur Ausübung des munus santificandi, das heißt, der Vollmacht, die Messe zu feiern, das Sakrament der Versöhnung und der Salbung [der Kranken] zu spenden.
Die Priesterweihe verleiht drei munera [Ämter]: regendi, welches leitet; docendi, das lehrt, und santificandi. Das kommt mit der Weihe. Aber der Bischof gibt ihnen [den viri probati] nur das Amt santificandi. Das Buch [von Lobinger] ist interessant. Und vielleicht könnte es helfen, über das Problem nachzudenken. Ich glaube, dass das Problem in dieser Hinsicht offen sein sollte: dort, wo es ein pastorales Problem gibt, weil es keine Priester gibt. Ich sage nicht, dass es getan werden sollte, denn ich habe nicht nachgedacht, ich habe nicht ausreichend darüber gebetet. Aber die Theologie sollte studiert werden.
Zum Beispiel Pater Lobinger ist so ein Beispiel, ist ein Fidei Donum aus Südafrika. Er ist bereits ein reifer Mann. Ich nehme dieses Beispiel, um auf die Stellen zu zeigen, wo so etwas getan werden sollte. Ich sprach mit einem Amtsträger des Staatssekretariates, einem Bischof, der zu Beginn der Revolution in einem kommunistischen Land gearbeitet hatte. Als er gesehen hatte, wie die Krise der Revolution eintraf, waren es die 1950er Jahre. Die Bischöfe ordinierten heimlich Bauern festen religiösen Glaubens. Die Krise ist vorbei und 30 Jahre später war die Sache gelöst. Und er erzählte mir die Gefühle, die er empfand, als während einer Messefeier diese Bauern mit ihren Bauernhänden sah, die ihre Hemden überzogen, um mit den Bischöfen zu konzelebrieren. Das hat es in der Geschichte der Kirche gegeben. Es ist etwas, worüber man nachlesen kann, über das man nachdenken, es überdenken und darüber beten kann.