Pfingsten - Gründungstag der heiligen Kirche Christi

Das Pfingstfest des Alten Bundes war zunächst ein Erntefest, ein Dankfest für die neue von Gott bescherte Getreideernte, die in den Wochen zwischen Ostern und Pfingsten gewonnen wurde. Es war sodann das feierliche Gedächtnis der Verkündigung des Gesetzes auf dem Sinai und der Übergabe des Gottesgesetzes an das auserwählte Volk. Der Pfingsttag galt den Juden als Tag der Vollendung.

Das christliche Pfingstfest ist das Fest der innerlichen Gesetzgebung des Neuen Bundes, des Bundes der Gnade und der Liebe durch die Herabkunft des Heiligen Geistes. Dieser ist das ewige Feuer der Liebe und der persönliche Erguss der Liebe des Vaters zum Sohn und des Sohnes zum Vater. Er kam unter gewaltigem Sturmesbrausen vom Himmel her und erfüllte das Gemach, in dem die Apostel mit Maria im Gebet versammelt waren; er teilte sich den Aposteln mit und schrieb das Gesetz Christi in ihre Herzen ein, damit sie, erfüllt von seinem Licht und seiner Kraft, es zu den Völkern trügen.

Pfingsten ist der Gründungstag, die feierliche Einweihung der von Christus gestifteten Kirche. Durch das Sprachenwunder gelangte das Wort des Apostelfürsten Petrus unmittelbar zu den verschiedensten um ihn versammelten Völkern, und so wurde der Tag der Stiftung der Kirche zugleich ein reicher Erntetag Christi. Der Heilige Geist ist vom ersten Pfingsttage an die Seele der heiligen Kirche, des mystischen Leibes Christi; er belebt, leitet, lehrt und bewahrt sie vor jedem Irrtum.

Der Heilige Geist ist auch den einzelnen Gliedern der Kirche mitgeteilt: den Seelen, und bringt in ihnen das Leben der Gnade und Tugend hervor sowie die kostbaren Früchte des Geistes: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Milde, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Mäßigkeit, Enthaltsamkeit, Keuschheit. Das Wunder des heiligen Pfingsttages in Jerusalem wird in der Kirche immerdar fortgesetzt und fruchtbar gemacht im Sakramente der heiligen Firmung. Darum ist das Pfingstfest zugleich das Dankfest für die Firmgnade und mahnt dazu, sie in uns neu aufleben zu lassen.

(Aus: Schott, Das Römische Meßbuch, 1962)

Spíritus Dómini replévit orbem terrárum. Alleluja!
Der Geist des Herrn erfüllt den Erdkreis. Alleluja!
eiss
Randnotiz
In dem Büchlein „Wie es sich christelt so jüdelt es sich“ (1994) zeigt Michael Hilton anhand mehrerer Beispiel, wie das Judentum auf die junge Christenheit reagiert und in einer Art Gegenreaktion neue Antworten findet.
Schawout (Wochenfest) und Pfingsten ist eines seiner Beispiele. Die Deutung des Festes als Tag der Toragabe datiert Hilton ab dem 2. oder 3. Jahrhundert nach Christus, …Mehr
Randnotiz

In dem Büchlein „Wie es sich christelt so jüdelt es sich“ (1994) zeigt Michael Hilton anhand mehrerer Beispiel, wie das Judentum auf die junge Christenheit reagiert und in einer Art Gegenreaktion neue Antworten findet.

Schawout (Wochenfest) und Pfingsten ist eines seiner Beispiele. Die Deutung des Festes als Tag der Toragabe datiert Hilton ab dem 2. oder 3. Jahrhundert nach Christus, eben als Antwort, denn in der Bibel finden sich noch keine Hinweise dafür. Ein weiteres Detail. Es gibt bezüglich der Zählung der 50 Tage nach Pessach bzw. nach Ostern einen Streit zwischen den Pharisäern und den Sadduzäer. Nach Levitikus muss „vom andern Tag nach Schabbat“ gerechnet werden, wobei die Pharisäer unter Schabbat „Feiertag“ verstehen, die Sadduzäer aber immer den Samstag nehmen, so dass Pfingsten / Schawuot immer auf einen Sonntag fällt. Wir Christen haben die ältere priesterliche (sadduzäische) Zählweise beibehalten.