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Die Evangelikalen und die Jerusalem-Entscheidung: Donald Trumps Heilige Krieger

Von
Christian Bartlau


Aktualisiert am 14. Dezember 2017, 20:10 Uhr
Für Donald Trump ist es ein Wahlversprechen, für die religiöse Rechte eine erfüllte Prophezeiung: Die USA verlegen ihre Botschaft nach Jerusalem. Die Entscheidung zeigt die neue Macht der Evangelikalen, einer starken Gruppe mit fragwürdigen Interessen.
"Drei unreine Geister aus dem Maul des Tiers und des falschen Propheten führen die Könige zu Harmagedon zum Kampf am großen Tag Gottes." So prophezeit die Johannes-Offenbarung in der Bibel den letzten, endgültigen Krieg zwischen Gut und Böse.
Alle News zur USA unter Präsident Donald Trump
Der Begriff "Armageddon" für das Weltenende hat Eingang in die Umgangssprache gefunden - auch in die Popkultur, nicht zuletzt durch den Kinofilm von 1998, in dem Bruce Willis die Erde vor einem heranrauschenden Meteoriten rettet.
Es gibt Menschen, die nehmen diese Bibelstelle wörtlich: Die Evangelikalen in den USA, eine der größten religiösen Gruppen im Land, und die treuesten Unterstützer von Präsident Donald Trump.
Für sie ist der Tag der großen Schlacht von Harmagedon vergangene Woche näher gerückt - mit Trumps Ankündigung, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen.
Jeder vierte Amerikaner ein Evangelikaler
Jeder vierte US-Amerikaner versteht sich selbst als Evangelikale, als "born-again Christian".
Wie in allen religiösen Bekenntnissen unterscheiden sich die Anhänger in ihren Ansichten und der Ausübung des Glaubens.
Aber für sie alle spiele Israel eine große Rolle, sagt Anja-Maria Bassimir, Religionswissenschaftlerin von der Universität Mainz, im Gespräch mit unserer Redaktion.
In Israel befindet sich das Heilige Land, hier wurde Jesus Christus geboren, hier litt er am Kreuz, und hierhin wird er nach dem Glauben der Evangelikalen zurückkehren.
Jerusalem ist für sie der Ort, an dem sich der Plan Gottes zeigt. Und ausgerechnet Donald Trump ist sein Erfüllungsgehilfe. Ein Mann, der nicht gerade ihren Vorstellungen eines gottesfürchtigen Mannes entspricht, aber ihre Agenda im Weißen Haus umsetzt.
Erweckung beim Musikfestival
Die Evangelikalen gelten als relativ heterogene Gruppe, sie sind eher lose organisiert, oft nur in ihren Kirchengemeinden, wenn überhaupt.
Sie teilen allerdings vier Hauptmerkmale: das persönliche Verhältnis zu Jesus Christus als Erretter, die wörtliche Auslegung der Bibel, die große Rolle der Missionierung und das Bekehrungserlebnis.
Vizepräsident Mike Pence erzählt gern, dass er sich bei einem Musikfestival in Kentucky vom katholischen Glauben seiner Familie löste: "Ich widmete mein Leben Jesus Christus, und das hat alles geändert."
Gegen Abtreibung, gegen Homosexualität, für wörtliche Bibelauslegung
Pence gilt als Vertreter der Fundamentalisten, also der Hardliner. Sie wenden sich strikt gegen Abtreibungen, sehen Homosexualität als Perversion und legen die Bibel wortgetreu aus.
Der überwiegende Teil der Evangelikalen wird zum Mainstream-Lager gezählt, aus europäischer Sicht noch immer stramme Konservative. "Homosexualität als Sünde, das ist common sense, dahinter gehen die wenigsten zurück", sagt Anja-Maria Bassimir.
Allerdings gerate oft aus dem Blick, dass es auch andere, modernere Evangelikale gibt: "Die Jüngeren sind mehrheitlich weltoffener, die sind auch politisch nicht so sehr an Israel interessiert. Es gibt auch viele schwarze Evangelikale, viele aus Asien, aus Lateinamerika. Das ändert natürlich die politischen Interessen."
Evangelikale "können Wahlen entscheiden"
Die Soziologin Maren Freudenberg von der Universität Bochum betont ebenfalls die Vielschichtigkeit der Evangelikalen: "Aber trotz ihrer internen Heterogenität können sie Wahlen entscheiden."
Die weißen Evangeliken stimmten bei den Präsidentschaftswahlen zu 81 Prozent für Donald Trump und bildeten damit einen wichtigen Rückhalt für seine Kampagne.
Dabei haderten viele Gläubige mit dem Mann, der damit prahlt, Frauen an die "Pussy" zu greifen, zum dritten Mal verheiratet ist, körperlich behinderte Menschen verspottet und Bibelverse falsch zitiert.
Trump als das Trojanische Pferd der Evangelikalen
Die Meinungsführer aber schwangen sich auf seine Seite und verteidigten ihn: "Dieser Donald Trump ist längst ein anderer. Und natürlich: Als Christ glaube ich an die Erlösung. Und an zweite Chancen, an dritte Chancen und vierte Chancen", sagt etwa Richard Land, Präsident des Southern Evangelical Seminary.
Im Austausch für die Unterstützung haben die Evangelikalen nun Zugang zum Weißen Haus, die "New York Times" hat Trump jüngst als das Trojanische Pferd der Evangelikalen bezeichnet. "Meiner Meinung nach sind sie in der Politik mächtiger denn je", sagt Maren Freudenberg von der Universität Bochum. "Trump ist teilweise weniger wichtig als die Leute, mit denen er sich umgibt."
Entscheidungen ganz nach dem Geschmack der Hardliner
Das umschließt nicht nur die Evangelikalen im Kabinett wie Vizepräsident Mike Pence und Bildungsministerin Betsy DeVos.
Im "Presidential Evangelical Advisory Board" hat die TV-Predigerin Paula White für ihn einige der bekanntesten Führer der christlichen Rechten versammelt.
Trump pflegt die enge Verbindung ganz offen, ein bekanntes Foto zeigt ihn inmitten von Geistlichen, im Gebet versunken.

Trump betet nicht nur mit den Evangelikalen, er trifft auch Entscheidungen ganz nach ihrem Geschmack.
Er hat mit Neil Gorsuch einem Erzkonservativen den vakanten Posten am Supreme Court verschafft, hat gegen die Aufnahme von Transsexuellen ins US-Militär gekämpft und Gelder für Organisationen gekappt, die im Ausland Frauen bei Abtreibungen beraten.
Im April ergab eine Umfrage, dass die weißen Evangelikalen zu 78 Prozent mit Trumps Amtsführung zufrieden oder sehr zufrieden waren.
Auch die Entscheidung pro Jerusalem als Hauptstadt Israels war ein Wahlversprechen an die Evangelikaner, das Trump nun eingelöst hat.
Es geht nur um die Johannes-Offenbarung - nicht um den Nahost-Konflikt
Die Soziologin Maren Freudenberg meint, dass nicht jeder Evangelikale die Jerusalem-Entscheidung befürworte. Aber: "Die konservativeren Kreise sicher schon."
Für die Fundamentalisten geht es dabei nicht um Politik, nicht um den Nahost-Konflikt – sondern nur um die Johannes-Offenbarung: Sie kommt näher, wenn in und um Jerusalem gekämpft wird.
Die sogenannten "Prä-Millenialisten" gehen davon aus, dass erst dann Jesus hinabsteigen und das Goldene Zeitalter einläuten kann.
Wenn diese religiöse Deutung die Außenpolitik bestimmt, wird es gefährlich - sie sehnt einen Krieg herbei, so wie in den 80er-Jahren, als radikale Evangelikale den Atomkrieg zwischen den USA und der Sowjetunion als den Auftakt zum Armageddon interpretierten.
Auch Kritik an einigen Trump-Entscheidungen
Wie groß der Einfluss der Evangelikalen auf Trump wirklich ist, vermag die Religionswissenschaftlerin Anja-Maria Bassimir nicht zu sagen.
Sie beobachtet, dass einige Entscheidungen auch Kritik hervorgerufen haben: "Die Einwanderungspolitik wurde nicht gerade begeistert aufgenommen. Der Tenor war: Wir müssen uns schützen, aber auch missionieren, also auch Menschen in unser Land holen."
Religionsgemeinschaft am Scheidepunkt
Bassimir sieht die Religionsgemeinschaft an einem Scheidepunkt: "Gibt es einen Rechtsruck, und alle machen mit?"
Ihre Kollegin Maren Freudenberg ordnet die Evangelikalen in die politischen Bewegungen der weißen Mittelschicht ein, die in Europa zum Erstarken der Rechtspopulisten geführt hat.
In den USA geraten sie in Widerstreit mit den oftmals atheistischen oder weniger strenggläubigen Verfechtern einer pluralistischen Gesellschaft: "Die Fronten verhärten sich gerade, das wirkt sich politisch aus. Die Republikaner sind tendenziell religiöser, die Demokraten kommunizieren wenig religiöse Toleranz und haben kein gutes Ansehen bei religiösen Wählern."
web.de/…/evangelikalen-j…
Boni
Ganz schlimm sind ja diese Leute, die zum Heiligen Land "Israel" sagen. Das Heilige Land wurde von den Kreuzfahrern rechtmäßig für die Christenheit zurückerobert. Es ist also urchristliche Erde. Israel ist lediglich ein spezieller Name der Kirche.
Dixit Dominus
Interessant ist, dass die österreichische FPÖ gleich gefordert hat, Österreich soll seine israelische Botschaft auch nach Jerusalem verlegen. FPÖ-Politiker sind in den letzten Jahren immer wieder nach Israel "gepilgert". Was sie da wohl gemacht haben? Erklärt das das derzeitige mediale Stillhalten anlässlich der künftigen Regierungsbeteiligung der FPÖ? Wenn man sich im Vergleich dazu die internationale …Mehr
Interessant ist, dass die österreichische FPÖ gleich gefordert hat, Österreich soll seine israelische Botschaft auch nach Jerusalem verlegen. FPÖ-Politiker sind in den letzten Jahren immer wieder nach Israel "gepilgert". Was sie da wohl gemacht haben? Erklärt das das derzeitige mediale Stillhalten anlässlich der künftigen Regierungsbeteiligung der FPÖ? Wenn man sich im Vergleich dazu die internationale Hysterie bei der ersten Regierungsbeteiligung der FPÖ im Jahr 2000 vor Augen führt. Na wenn da man nicht . . .
pacem
Warum sollte ein Christ Israel nicht lieben, wo es die Heimat unseres Herrn und Erlösers ist? Es ist ein völliger Unsinn, daß die Evangelikalen einen Konflikt herbeisehnen! Diese Dinge werden behauptet von Menschen, die vom Glauben 0,000 Ahnung haben und in den Christen die größte Gefahr für die Menschheit sehen - eben weil sie die traditionellen christlichen Werte, so wie sie in der Bibel vermittelt …Mehr
Warum sollte ein Christ Israel nicht lieben, wo es die Heimat unseres Herrn und Erlösers ist? Es ist ein völliger Unsinn, daß die Evangelikalen einen Konflikt herbeisehnen! Diese Dinge werden behauptet von Menschen, die vom Glauben 0,000 Ahnung haben und in den Christen die größte Gefahr für die Menschheit sehen - eben weil sie die traditionellen christlichen Werte, so wie sie in der Bibel vermittelt werden, hochhalten.
Stelzer
Eine nette Mischung von Ressentiments, Vorurteilen, ein bißchen bigott, etc. Und das nach einem Obama, (betr. Abtreibungen,Zwang der Ärzte zur Abtreibung, Krieg mit den Nonnen, Gender-Klo, interessante Homowebseite etc. ) Und selbst Kennedy war ja ein Sexomaniac. Trump ist seit langem der Beste. . Und wenn man nach Rom guckt ändert sich der Eindruck nicht
Schweizergardist
Daß Obamas Geburtsurkunde gefälscht ist, ist aktenkundig! Obama hätte nie Präsident werden dürfen. Sein erstes Gesetz war das Verbot des Tischgebetes in der öffentlichen Armenspeisung. Seine Regierung war durchsetzt mit Moslems. Seine Aufforderung an die Amerikaner, dem Christentum abzuschwören ist unvergessen. Er hat zahllose Kriege angezettelt, die Welt durch den Aufmarsch der Natotruppen an der …Mehr
Daß Obamas Geburtsurkunde gefälscht ist, ist aktenkundig! Obama hätte nie Präsident werden dürfen. Sein erstes Gesetz war das Verbot des Tischgebetes in der öffentlichen Armenspeisung. Seine Regierung war durchsetzt mit Moslems. Seine Aufforderung an die Amerikaner, dem Christentum abzuschwören ist unvergessen. Er hat zahllose Kriege angezettelt, die Welt durch den Aufmarsch der Natotruppen an der Russischen Grenze an den Rand des Atomkrieges gebracht. Er war ein massiver Förderer der Abtreibung. AN IHREN TATEN WERDET IHR SIE ERKENNEN. Obama war definitiv ein Förderer der dunklen Seite. Gott wird ihn richten!
😡 😡 😡
SvataHora
Schweizergardist
Trumps Vorgänger hatte eine von der CIA gefälschte Geburtsurkunde, war somit nie wirklich Präsident der USA. Damit sind alle Gesetzte der Regierungszeit unter Obama null und nichtig. Trump ist ein Segen und der Lohn der zahllosen Gebete der amerikanischen Christenheit!
Josephus
Erstens führt Trump nur aus, was sein zweifelhafter, friedensnobelpreisgeehrter Vorgänger angezettelt hat und zweitens sind für den Unfrieden in Jerusalem vor allem die unversöhnlichen Streithähne selbst verantwortlich.
SvataHora
Diese irren und brandgefährlichen Evangelikalen in den USA haben das Geisterbahnkabinett Trump überhaupt erst möglich gemacht. Am besten mit der Knarre raus und in die sündigen locations hineinfeuern! Das würde den Sadismus dieser Perversen so richtig befriedigen. Versteht man in Europa unter der Bezeichnung "Evangelikale" bibeltreue Protestanten (die zumindest um Bibeltreue bemüht sind), so gilt …Mehr
Diese irren und brandgefährlichen Evangelikalen in den USA haben das Geisterbahnkabinett Trump überhaupt erst möglich gemacht. Am besten mit der Knarre raus und in die sündigen locations hineinfeuern! Das würde den Sadismus dieser Perversen so richtig befriedigen. Versteht man in Europa unter der Bezeichnung "Evangelikale" bibeltreue Protestanten (die zumindest um Bibeltreue bemüht sind), so gilt das in den USA zwar auch - aber häufig gepaart mit einem alttestamentlich geprägten Fundamentalismus, der es in Ordnung findet die Sünde (und die Sünder!) schon hier auf dieser Erde gewaltsam abzustrafen. Man sieht sich da womöglich noch als Gottes "ausführender Arm" und von ihm beauftragt. Diesen "Evangelikalen" wäre ein christlicher Scharia-Verschnitt am liebsten!
Brazos
Ein guter und wie ich meine, ziemlich neutraler Artikel.
Elista
"Für Donald Trump ist es ein Wahlversprechen, für die religiöse Rechte eine erfüllte Prophezeiung: Die USA verlegen ihre Botschaft nach Jerusalem. Die Entscheidung zeigt die neue Macht der Evangelikalen, einer starken Gruppe mit fragwürdigen Interessen.
"Drei unreine Geister aus dem Maul des Tiers und des falschen Propheten führen die Könige zu Harmagedon zum Kampf am großen Tag Gottes." So …Mehr
"Für Donald Trump ist es ein Wahlversprechen, für die religiöse Rechte eine erfüllte Prophezeiung: Die USA verlegen ihre Botschaft nach Jerusalem. Die Entscheidung zeigt die neue Macht der Evangelikalen, einer starken Gruppe mit fragwürdigen Interessen.
"Drei unreine Geister aus dem Maul des Tiers und des falschen Propheten führen die Könige zu Harmagedon zum Kampf am großen Tag Gottes." So prophezeit die Johannes-Offenbarung in der Bibel den letzten, endgültigen Krieg zwischen Gut und Böse.
Der Begriff "Armageddon" für das Weltenende hat Eingang in die Umgangssprache gefunden - auch in die Popkultur, nicht zuletzt durch den Kinofilm von 1998, in dem Bruce Willis die Erde vor einem heranrauschenden Meteoriten rettet.
Es gibt Menschen, die nehmen diese Bibelstelle wörtlich: Die Evangelikalen in den USA, eine der größten religiösen Gruppen im Land, und die treuesten Unterstützer von Präsident.
Für sie ist der Tag der großen Schlacht von Harmagedon vergangene Woche näher gerückt"
Elista