Nachschlag
Um vorab die forumeigene Inquisition zu informieren und die zu erinnern, die meine Beiträge noch kannten: Ich gehöre zu keinem heiligen Rest, erst recht zu keiner Restarmee, meine Kirche ist allgemein, allumfassend, eben katholisch, wie das auf griechisch heißt. Sie fängt mit Pfingsten an, deshalb habe ich tatsächlich lehramtliche Verlautbarungen seit den ersten Konzilien gelesen und Kirchen- und Dogmengeschichte studiert. Sie hört bis zur Wiederkunft des Herrn nicht auf und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Ich besuche die tridentinische Messe nur ausnahmsweise, da ich sehr viel auf die uralte Tradition (viertes Laterankonzil, Konzil von Trient, CIC 1917) des Territorialprinzip der Pfarreien halte, bei dem man sich weder seine Priester noch seine Mitchristen aussucht, sondern sie einfach (ich nehme an; aus Gottes Hand) zugeteilt bekommt. Meiner persönlichen Erfahrung nach übt das in Demut und schützt vor Wehleidigkeit. Ich gehöre keinem Verein und keinem Team oder sonst einer Organisationsform an und wurde zu keiner Zeit von der Kirche bezahlt. Ich habe allerdings in kirchlichen Archiven gearbeitet, was ich jedem nur empfehlen kann, der die Chance dazu hat.
Ich habe nicht Jahre gebraucht, um zu bemerken, dass viele auf gloria in vielen Bereichen eine andere Meinung haben als ich, aber doch schon gut ein Jahr, um all die verschiedenen Sinnzusammenhänge hinter mir zunächst fremden Meinungen auch tatsächlich zu verstehen. Dafür braucht man dieses Mindestmaß an Sympathie, das Papst Benedikt nach seiner Rede in Regensburg vermißt hat: den Willen zu glauben, dass der andere weder idiotisch noch bösartig ist. Nebenher, und das war vielleicht für mich das sinnvollste an meiner gloria-Zeit, mußte ich mir und anderen das mir Selbstverständliche möglichst übersichtlich erklären, weil es so selbstverständlich eben nicht ist. Da bin ich vielen zu Dank verpflichtet, gerade denen, die mir widersprochen haben oder die mich falsch oder gar nicht verstanden haben.
Ärgerlicherweise kam es dennoch danach auch nur sehr selten zu vernünftigen Diskussionen, denn man braucht dann immer noch ein gemeinsames, auf das sich beide Seiten beziehen können, so eine Art Messlatte, die für beide Seiten gilt. In einem konservativen katholischen Forum dachte ich, man könne sich auf die Dogmensammlung nach Ott oder den Katechismus, von mir aus auch den vorkonziliaren, thomistische Theologie und die Schrift einigen. Thomistische Theologie kann man auf gloria als verbindendes Drittes allerdings knicken. @E:Raphael hat in einem Artikel aus der Summa gegen die Heiden über das Böse referiert, und erntete sehr neuzeitliche Unterstellungen. Hass und Gott Jemand nennt dort Substanz sogar einen „schwammigen Begriff“. Es ist einer der zentralen Begriffe klassischer Gotteslehre und Sakramentenlehre, speziell der Lehre über die Eucharistie. Nun braucht kein Katholik sich für Theologie auch nur zu interessieren. Wer aber auf so hohem Roß sitzt, dass er Theologen und kirchliche Würdenträger Häretiker nennen kann, der sollte vielleicht doch den Goldstandard kirchlicher Lehre in Ansätzen verstanden haben. Da habe ich wesentlich mehr Verständnis für alle Theologen der Generation Benedikt mit all ihren Irrtümern und Schwachheiten und ihrer Hybris, zu glauben, die thomistische Theologie in zwei Generationen in neuzeitlichen Begriffen verlustfrei umsetzen zu können. Ihr Anliegen, sich darum zu bemühen, war jedenfalls ehrenhaft und wie nicht zuletzt gloria beweist, ausgesprochen nötig, selbst wenn es noch ein paar hundert Jahre dauert, bis es erfüllt werden kann. Die klassische Theologie hat auch ihre Zeit gebraucht..
Es hat mich ausgesprochen enttäuscht, wie viele ihren Glauben selbst Bastler unter den Konservativen unterwegs sind, schlimmer als Wisiki, die zwar ausgesprochen unsinnige Forderungen an das kirchliche Lehramt stellen, immerhin aber nur in Ausnahmefällen glauben, selbst das bessere Lehramt zu sein. Es ist schon ein Erlebnis von eigener Absurdität, wenn Gegner der Religionsfreiheit, die das Vatikanum II als Individualrechte und Rechte religiöser Gruppen gegenüber den Staaten versteht in einer Situation, in der durch den zweiten Weltkrieg und die Entkolonialisierung immer mehr Staaten von aggressiv atheistischer Prägung oder mit muslimischen, hinduistischer Mehrheit oder mit gemischten Bevölkerungen entstanden, plötzlich ihre eigene Freiheit gegenüber jeder Art von kirchlicher Autorität, sei sie vor- oder nachkonziliar, in Anspruch nehmen. Diskussionsfähig ist das nicht.