In Sri Lankas Hauptstadt Colombo haben Demonstranten den Amtssitz des Präsidenten gestürmt. Staatschef Gotabaya Rajapaksa sei in Sicherheit gebracht worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf die örtliche Polizei und einen Sprecher des Präsidentenbüros.

Zehntausende Menschen hatten sich in der Stadt versammelt, um den Rücktritt Rajapaksas und der Regierung zu fordern. Die Polizei setzte in dem Inselstaat südlich von Indien Tränengas gegen Demonstrantinnen und Demonstranten ein, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Auch Soldaten seien im Einsatz, hieß es in den Berichten.    

Schwerste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten

Der Inselstaat mit seinen etwa 22 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, der als Urlaubsland für Deutsche beliebt ist, erlebt derzeit die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Das Auswärtige Amt rät derzeit von nicht notwendigen Reisen nach Sri Lanka ab.

Dem stark verschuldeten Land fehlt das Geld, um wichtige Güter wie Treibstoff oder Medikamente zu importieren. Vor Tankstellen gibt es regelmäßig lange Autoschlangen. Die Regierung hat unter anderem den Internationalen Währungsfonds sowie mehrere Länder wie Russland um Hilfe gebeten.

Die Regierung Sri Lankas hatte angesichts der seit Wochen anhaltenden Proteste am Freitag eine unbefristete Ausgangssperre verhängt. Auf Druck von Bürgerrechtsgruppen, Anwältinnen und buddhistischen Mönchen, die die Demonstrationen unterstützen, nahm sie die Maßnahme aber zurück.

Erst Mitte Mai war der frühere Regierungschef, ein Bruder des amtierenden Präsidenten, unter den Protesten zurückgetreten. Alle Ministerinnen und Minister verloren mit Mahinda Rajapaksa ihre Posten. Die instabile politische Lage in dem Inselstaat dauert seither an.