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Papst exkommuniziert Chefin von „Wir sind Kirche“

Martha Heizer ist die österreichische Vorsitzende von „Wir sind Kirche“. Die internationale Bewegung wurde 1996 in Österreich gegründet nach dem Skandal um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche, in die Wiens Erzbischof Kardinal Hans Groer involviert war Martha Heizer ist die österreichische Vorsitzende von „Wir sind Kirche“. Die internationale Bewegung wurde 1996 in Österreich gegründet nach dem Skandal um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche, in die Wiens Erzbischof Kardinal Hans Groer involviert war
Martha Heizer ist die österreichische Vorsitzende von „Wir sind Kirche“. Die internationale Bewegung wurde 1996 in Österreich gegründet nach dem Skandal um sexuellen Missbrauch in ...der katholischen Kirche, in die Wiens Erzbischof Kardinal Hans Groer involviert war
Quelle: picture alliance / AP Photo
Martha Heizer ist eine der prägenden Figuren der katholischen Reformbewegung. Jetzt wurde die 67-Jährige mit der strengsten Strafe belegt, die von der katholischen Kirche verhängt werden kann.

Papst Franziskus hat die österreichische Vorsitzende der katholischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“ exkommuniziert. Einen entsprechenden Bericht der „Tiroler Tageszeitung“ haben katholische Kirchenkreise bestätigt. Demnach dürfen die bekannte Kirchenreformerin Martha Heizer sowie ihr Mann künftig nicht mehr an den Sakramenten teilnehmen. Die Exkommunikation ist die strengste Strafe, die die Kirche verhängen kann.

Die pensionierte Religionspädagogin Heizer (67) und ihr Mann hatten regelmäßig in ihrem Privathaus im österreichischen Absam (Tirol) Messen gefeiert, gemeinsam mit anderen Gläubigen, allerdings ohne geweihte Priester. Das ist nach katholischer Lehre nicht zulässig.

Als die Praxis vor drei Jahren öffentlich wurde, leitete der Bischof von Innsbruck, Manfred Scheuer, ein Untersuchungsverfahren ein, das nun mit der Exkommunikation endete. Das Ehepaar Heizer erkennt das Verfahren nicht an und hat es abgelehnt, die abschließende Exkommunikationsurkunde entgegenzunehmen.

Glücklich mit der Strafe ist niemand

Die Entscheidung des Vatikan war schon länger erwartet worden, wurde zuletzt aber mehrfach verschleppt. Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn, ein Duzfreund von Martha Heizer, soll nicht glücklich mit der Eskalation sein. Auch der Innsbrucker Bischof Scheuer bedauerte die Entwicklung und sprach von „Selbst-Exkommunikation“: „Ich empfinde es als Niederlage, dass es uns nicht gelungen ist, das Ehepaar Heizer zum Umdenken zu bewegen und so das Verfahren zu vermeiden. Denn die Feststellung einer Selbst-Exkommunikation ist kein Sieg, sondern immer eine Niederlage für die Kirche.“

Die Exkommunikation widerspricht dem öffentlichen Bild vom dialogfreudigen, barmherzigen Papst Franziskus. Am Ende aber gab das Kirchenrecht offenbar den Ausschlag. Laiengottesdienste berühren einen Grundsatz der katholischen Kirche, die Unterscheidung von Laien und Klerikern.

Die „Wir sind Kirche“-Funktionärin Heizer macht sich für verschiedene Reformforderungen wie Frauenordination oder Abschaffung des Verhütungsverbotes stark. Als Radikale gilt sie nicht. Berühmt wurde sie 1995 als Mitinitiatorin des Kirchenvolks-Begehrens in Österreich, das eine Erneuerung der Kirche forderte und die katholische Reformbewegung der Laien weltweit prägte.

Reformer kritisieren Vatikan-Entscheidung

In Reformerkreisen wurde die Exkommunikation scharf kritisiert. Der Vorsitzende von „Wir sind Kirche“ in Deutschland, Christian Weisner, sagte der „Welt“: „Das vermeintliche schwere Vergehen, das Martha Heizer vorgeworfen wird, begehen täglich auf der Welt Hunderte von katholischen Gruppen. Es ist eine Folge des Priestermangels, dass Gläubige manchmal auch ohne geweihten Priester gemeinsam Gottesdienst feiern. Statt das zu bestrafen, sollte man diese Form des Laienengagements begrüßen und sich darüber freuen.“

Heizer selbst teilte in einer Stellungnahme auf der Website ihres Vereins mit, sie sei „geschockt“ von der Entscheidung. „Es entsetzt uns ungemein, dass wir uns in der gleichen Kategorie wie priesterliche Missbrauchstäter wieder finden. Besonders erbittert es uns, dass wir von keinem einzigen Missbrauchstäter wissen, der exkommuniziert worden wäre. Es wird also mit unterschiedlichem Maß gemessen.“

Ihr deutscher Kollege Weisner sagte, eine Form der Frömmigkeit zu sanktionieren, „nur weil sie den Buchstaben eines Kirchengesetzes zuwiderläuft, ist ein typisches Relikt des Kirchenverständnisses Benedikts XVI.“ Offensichtlich tue sich die Kirche schwer damit, das zu überwinden. „Die Entscheidung zeigt, dass der Geist von Franziskus noch nicht im Kurienapparat angekommen ist. Ältere Verfahren, die schon vor seiner Amtszeit angestoßen wurden, werden unbeirrt fortgesetzt. Die Kirchenbürokratie funktioniert weiter.“

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