Blick über den Petersplatz
APA/AP/Andrew Medichini
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Vatikan

Kurienreform tritt zu Pfingsten in Kraft

Nach mehrjähriger Arbeit hat der Vatikan im März die Neuordnung der Römischen Kurie veröffentlicht. Sie tritt am Pfingstsonntag (5. Juni) in Kraft. Die Behörden des Papstes im Überblick.

Wie Kathpress am Freitag berichtete, regelt die Apostolische Konstitution „Praedicate evangelium“ den Aufbau der Kurie, darunter die Zuschnitte der Kurienbehörden, „Dikasterien“ genannt, der Justiz- und Wirtschaftsorgane sowie der Büros des Heiligen Stuhls. Die Römische Kurie (La Curia Romana) ist die Gesamtheit der Behörden und Gerichte, die der Papst zum Regieren der Weltkirche nutzt. Dazu gehören künftig das Staats- sowie das Wirtschaftssekretariat, Dikasterien, Gerichtshöfe und Kommissionen.

Das Staatssekretariat bleibt oberstes Leitungsorgan der Kurie und soll für eine einheitliche Linie der Kurie sorgen. Es setzt sich aus drei Abteilungen zusammen: der Sektion für allgemeine Angelegenheiten, zuständig vor allem als päpstliches Büro und für die Kurie; der Sektion für die Beziehungen zu Staaten und internationalen Organisationen sowie der Sektion für das diplomatische Personal, die für die päpstlichen Nuntiaturen (Botschaften) weltweit zuständig ist.

Kompetenzen abgeben muss das Staatssekretariat bei Wirtschafts- und Vermögensangelegenheiten. Derzeitiger Chef ist Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (67).

Evangelisierung unter der Leitung des Papstes

Das neu geschaffene Dikasterium für Evangelisierung (Evangelisierungsbehörde) vereint den Rat für Neuevangelisierung und die bisherige Missionskongregation. Formal wird sie künftig vom Papst selbst geleitet und hat zwei Sektionen: eine für grundlegende Fragen der Evangelisierung – die Verbreitung der christlichen Botschaft in Wort und Tat -, eine weitere für die Erstevangelisierung. Jede wird von einem Pro-Präfekten geleitet.

Das Dikasterium für die Glaubenslehre soll Papst und Bischöfen helfen, die kirchliche Glaubens- und Morallehre zu schützen, zu fördern und gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Die Behörde wurde neu in zwei Sektionen mit je einem Sekretär aufgeteilt: eine für Lehre und eine für Disziplinarangelegenheiten zur Aufklärung von Missbrauch.

Kinderschutzkommission aufgewertet

Neu ist, dass die Päpstliche Kinderschutzkommission in der Behörde angesiedelt und damit aufgewertet wird. Erzbischof Luis Francisco Ladaria Ferrer (78) steht bislang an der Spitze der Behörde. Die Kinderschutzkommission leitet aktuell Kardinal Sean Patrick O’Malley (77).

Das Dikasterium für den Dienst der Nächstenliebe (Sozial- und Nothilfebehörde) ist die deutlichste Aufwertung des bisherigen Päpstlichen Almosenamtes. Die Einrichtung soll im Auftrag des Papstes weltweit punktuelle Nothilfe leisten, vor allem für Arme. Sie darf Spenden werben und annehmen. Almosenmeister bis dato ist der polnische Kardinal Konrad Krajewski (58).

Ostkirchen und Eucharistische Kongresse

Das Dikasterium für die Orientalischen Kirchen (Behörde für die Ostkirchen) ist für die katholischen Ostkirchen und ihre Belange zuständig. Mitglieder sind automatisch deren Patriarchen, Erzbischöfe sowie der Präfekt der vatikanischen Ökumene-Behörde. Leiter ist derzeit Kardinal Leonardo Sandri (78).

Im Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung (Gottesdienstbehörde) dreht sich alles um die Liturgie und das liturgische Leben. Hier ist auch die Vorbereitung von Eucharistischen Kongressen angesiedelt. An der Spitze steht Erzbischof Arthur Roche (72) dessen Aufnahme ins Kardinalskollegium Ende August bevorsteht.

Auswahl der Bischöfe

Das Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse (Heiligsprechungsbehörde) befasst sich mit den genannten Verfahren – von den eingereichten Dokumenten bis hin zum Datum der Selig- oder Heiligsprechung eines Kandidaten. Kardinal Marcello Semeraro (74) leitet die Behörde.

Das Dikasterium für die Bischöfe ist zuständig für die Bischöfe weltweit – mit Ausnahme jener Regionen, um die sich bislang die Missionskongregation kümmerte. In diesem Sinne regelt die Bischofsbehörde die Ernennung neuer Bischöfe, Rücktritte und Amtsverzichte und bringt sich bei der Aus- und Weiterbildung ein.

Die Konstitution verfügt explizit, Ortskirchen und ihre Gläubigen sollten in die Auswahl der Bischöfe einbezogen werden. Die Leitung hat seit 2010 Kardinal Marc Ouellet (77) inne.

Klerus und Orden

Das Dikasterium für den Klerus (Klerusbehörde) soll eng mit dem für die Bischöfe zusammenarbeiten. Zugleich steht die Ausbildung neuer Priester im Vordergrund sowie die Frage, wie dem weltweiten Priestermangel begegnet werden kann. An der Spitze der Behörde steht der Koreaner und gerade zum Kardinal ernannte Erzbischof Lazzaro You Heung-sik (70).

Das Dikasterium für die Institute des gottgeweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens (Behörde für kirchliche Orden) kümmert sich um kirchliche Orden und andere geistliche Gemeinschaften, um Neugründungen, aber auch um die Einhaltung ordensinterner Regelungen. Kardinal Joao Braz de Aviz (75) leitet derzeit die Behörde.

Familie und Leben

Das Dikasterium für Laien, Familie und Leben (Familienbehörde) soll die Jugend- und Familienseelsorge fördern. Zugleich hebt die Konstitution die besondere Rolle von Frauen und Männern hervor und hält fest, dass sich das Dikasterium beschäftigen soll mit der „Vielfalt der anthropologischen, soziokulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen, unter denen Paare und Familien zusammenleben“.

Auch Gründe für Ehekrisen sollen untersucht werden. Amtierender Leiter ist Kardinal Kevin Joseph Farrell (74).

Ökumene und interreligiöser Dialog

Aufgabe des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen (Ökumene-Behörde) bleibt es, das ökumenische Engagement in der katholischen Kirche wie auch die Beziehungen zu anderen Kirchen zu fördern. Die dort angesiedelte „Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum“ bleibt bestehen. Kardinal Kurt Koch (72) ist derzeit Präfekt der Behörde.

Das Dikasterium für den interreligiösen Dialog ist zuständig für den Austausch mit nichtchristlichen Religionen – abgesehen vom Judentum. Die Behörde soll es eine „Haltung des Zuhörens, der Wertschätzung und des Respekts“ fördern, bis in die Pfarreien hinein. In Zusammenarbeit mit den betroffenen Bischofskonferenzen soll es im Nahen Osten Kommissionen für den Austausch mit Muslimen geben. Kardinal Miguel Ayuso (69) steht bislang an der Spitze der Behörde.

Schulen und Universitäten

Aus dem ehemaligen Kulturrat unter Leitung von Kardinal Gianfranco Ravasi (79) und der Bildungskongregation mit Kardinal Giuseppe Versaldi (78) wird das Dikasterium für Erziehung und Kultur. Diese Behörde ist in zwei Sektionen unterteilt.

Die eine soll sich um den kulturellen Austausch und Erhalt des kulturellen Erbes kümmern. Die Abteilung für Erziehung befasst sich mit katholischen Schulen und Hochschulen weltweit. Das Dikasterium koordiniert auch die Aktivitäten einiger Päpstlicher Akademien.

Entwicklung und Recht

Im Dikasterium für den Dienst ganzheitlicher menschlicher Entwicklung (Entwicklungsbehörde) stehen Bewahrung der Schöpfung, Migration und humanitäre Notsituationen im Vordergrund. Ebenfalls genannt werden der Kampf gegen Menschenhandel und Sklaverei, Friedensförderung oder der Ausbau einer gerechten Gesundheitsversorgung.

Hierbei soll es mit zivilgesellschaftlichen Organisationen eng zusammenarbeiten und übersieht weiterhin der Weltverband „Caritas internationalis“ sowie die Migrationskommission. Der jüngst im Amt bestätigte Leiter ist Kardinal Michael Czerny (75)

Gesetze und Medienarbeit

Das Dikasterium für Gesetzestexte soll die Kenntnis und die Akzeptanz des Kirchenrechts weltweit fördern. Die Behörde hilft bei der Formulierung neuer Dekrete und prüft, ob bestehende Rechtsvorschriften aktualisiert werden müssen. Bislang steht Erzbischof Filippo Iannone (64) der Behörde vor.

Im Dikasterium für Kommunikation (Kommunikationsbehörde) wurden vor geraumer Zeit alle selbstständigen vatikanischen Medien zusammengeführt. Bei seiner Öffentlichkeits- und Medienarbeit soll es alle „derzeit verfügbaren und die sich in Zukunft entwickelnden Produktionsmodelle, technologischen Innovationen und Kommunikationsformen“ nutzen – und alle anderen vatikanischen Einrichtungen dabei unterstützen. Leiter ist der bislang einzige Laie an der Spitze einer Vatikanbehörde, Paolo Ruffini (65).

Justiz und Wirtschaft

Als die drei unabhängigen Justizorgane nennt die Kurienordnung: die Apostolische Pönitentiarie (Bußgerichtshof), das Oberste Gericht der Apostolischen Signatur als höchstes Verwaltungsgericht sowie die Römische Rota (Ehegericht). Diese entscheidet unter anderem über Ehenichtigkeitsverfahren, aber auch über Fragen der Nichtigkeit einer Priesterweihe. Hinzu kommt der Gerichtshof des Vatikanstaates samt Berufungsgericht.

Für wirtschaftliche Fragen zuständig ist der Wirtschaftsrat, der die Verwaltungs-, Finanz- und Wirtschaftspolitik von Kurie und Vatikanstaat plant und koordiniert. Er besteht aus acht Kardinälen und sieben Laien und genehmigt unter anderem den Haushaltsplan. Koordinator ist derzeit der Münchner Kardinal Reinhard Marx (68).

Finanzen und Vermögen

Der Rat berät das Wirtschaftssekretariat – bislang unter Leitung von Juan Antonio Guerrero (63). Diese eng dem Papst zugeordnete Einrichtung soll die wirtschaftlichen, finanziellen und administrativen Angelegenheiten der Kurie und anderer vatikanischer Institutionen regulieren, kontrollieren und überwachen. Hier wird der Jahreshaushalt erstellt, und hier sitzt auch die Direktion für das Personalwesen.

Die Vermögensverwaltung des Apostolischen Stuhls kümmert sich um alle Liegenschaften und Vermögenswerte des Heiligen Stuhls. Der unabhängig arbeitende Generalrevisor übersieht mit seinen Mitarbeitern den konsolidierten Haushalt des Heiligen Stuhls in allen Einzelheiten. Bei der Kommission für vertrauliche Angelegenheiten landen Verträge, die der Vatikan mit anderen Stellen schließt. Ihm zur Seite steht der Investitionsausschuss, der für professionellere Investments zuständig ist.

Zeremonien, Audienzen und Feiern

Innerhalb der Vatikanmauern gibt es außerdem die Präfektur des Päpstlichen Hauses. Der Präfekt überwacht die innere Ordnung, organisiert päpstliche Zeremonien und Audienzen sowie Reisen innerhalb Italiens.

Das Büro für die liturgischen Feiern des Papstes kümmert sich um alle liturgischen Feiern im Namen des Papstes, auch wenn andere Kardinäle der Messe vorstehen. Der Camerlengo schließlich kümmert sich um alles rund um und während einer Sedisvakanz, also nach Tod oder Rücktritt eines Papstes.