Benedikt in Brasilien:"Zeigt wahrhaft missionarischen Eifer"

Lesezeit: 2 min

Zum Abschluss seiner Brasilien-Reise hat der Papst den protestantisch-evangelikalen Freikirchen in Lateinamerika eine aggressive Missionstätigkeit vorgeworfen. Seine Lösung: nicht weniger, sondern mehr missionieren - dafür aber katholisch.

Papst Benedikt XVI. Hat die Bischöfe Lateinamerikas zur Verteidigung der führenden Rolle der katholischen Kirche in der Region aufgerufen.

Angesichts des wachsenden Einflusses von protestantisch-evangelikalen Religionsgemeinschaften in Lateinamerika forderte er von den Priestern "wahrhaft missionarischen Eifer, um Glaube und Hoffnung zu verbreiten".

Fast 150.000 Menschen kamen am Sonntagmorgen zu einer Messe des Papstes im brasilianischen Marien-Wallfahrtsort Aparecida. Der katholische Glaube habe Lateinamerika zum Kontinent der Hoffnung gemacht, sagte Benedikt während des Gottesdienstes unter freiem Himmel. Die Kirche kümmere sich um die Sorgen aller Menschen, "vor allem derjenigen, die arm oder bekümmert sind", betonte er.

In Aparecida, wo er später noch die zwei Wochen dauernde Lateinamerikanische Bischofskonferenz eröffnete, sprach der Papst zuvor von "schwierigen Zeiten für die Kirche" in Brasilien.

Den protestantisch-evangelikalen Freikirchen warf er eine aggressive Missionstätigkeit vor. Bezeichneten sich 1980 noch 89 Prozent der Brasilianer als Katholiken, so waren es 2000 nur noch 74 Prozent.

Im gleichen Zeitraum wuchs der Anteil der Anhänger evangelikaler Gruppen von sieben auf 15 Prozent. Es wird erwartet, dass Benedikt vor den Bischöfen eine neue Strategie entwirft, um auf diese Herausforderung zu reagieren.

Benedikt besuchte am Samstag die Marienstatue "Unserer Lieben Frau von Aparecida" in der 160 Kilometer östlich von Sao Paulo gelegenen Kleinstadt. Die Statue wurde im 18. Jahrhundert von Fischern aus einem Fluss geholt. Danach machten sie einen großen Fang, was sie als Marienwunder deuteten. Der Papst beschwor die Heilige, "die brasilianische und lateinamerikanische Familie zu beschützen".

Papst prangert Rauschgiftkonsum an

In der Nähe von Aparecida besichtigte Benedikt ein Zentrum für junge Drogenabhängige, das 1983 vom deutschen Franziskaner-Mönch Hans Stapel gegründet wurde.

Dabei prangerte er den verbreiteten Rauschgiftkonsum in Lateinamerika an. Die Drogenhändler müssten sich des großen Leids bewusst werden, das sie über unzählige Menschen brächten, sagte Benedikt in der "Fazenda da Esperança" (Farm der Hoffnung).

"Ihr musst vor Gott Rechenschaft für Eure Taten ablegen", mahnte der Papst die Drogenhändler. Die menschliche Würde dürfe nicht mit Füßen getreten werden. Brasilien ist nach US-Angaben nach den Vereinigten Staaten das Land mit dem höchsten Kokain-Konsum. In den Großstädten gibt es enorme Probleme mit Drogenkriminalität.

"Wir sind von der Gesellschaft ausgeschlossen"

In dem Hilfszentrum in Guaratinguetá schaffen es nach eigenen Angaben 80 Prozent der Jugendlichen, mit einer radikalen Änderung ihres Lebensstils von ihrer Abhängigkeit loszukommen. Sie melken Kühe, pflegen Obstgärten und arbeiten als Imker.

Die dort lebenden Drogenabhängigen begrüßten den Besuch des Papstes. "Wir sind von der Gesellschaft ausgeschlossen", sagte der 19 Jahre alte Diego Cleto, der im Alter von 13 Jahren mit dem Rauschgiftkonsum begann. "Aber wir sind die, die der Papst sehen will."

© AP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: