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Preise teils mehr als verdoppelt: Das Holz wird knapp: Deutsche Handwerker leiden unter Rohstoff-Engpässen
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Dachdecker
dpa/Christian Charisius/dpa/Symbolbild Handwerker hätten derzeit eigentlich viel zu tun - doch Engpässe bei vielen Rohstoffen vermiesen den Betrieben gerade das Geschäft.
  • FOCUS-online-Autor (München)

Die Auftragsbücher vieler Handwerker sind seit Monaten gut gefüllt. Für die meisten ist das nur bedingt ein Grund zur Freude, denn es fehlt vorne und hinten an wichtigen Baumaterialien. Eine globale Knappheit von Holz bis Farben treibt die Preise auch für Kunden in die Höhe.

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Nicht nur in Deutschland rasen derzeit die Preise für Rohstoffe nach oben. Kupfer, der Grundstoff schlechthin für elektrische Leitungen, kostet seit rund einer Woche mehr als 10.000 Dollar pro Tonne – nie zuvor war das Metall so teuer. Die Holzpreise an der New Yorker Börse Nasdaq haben seit Ende November um 166 Prozent zugelegt.

Das sind nur zwei Beispiele für einen Trend, der sich durch viele Rohstoff- und Zwischenprodukte-Klassen zieht. Deutschlandweit berichteten im April bei einer Umfrage des Ifo-Instituts 45 Prozent der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes von Lieferengpässen und Rohstoffmängeln. Zum verarbeitenden Gewerbe gehören Industrie-Riesen wie BMW und Airbus ebenso wie kleine Handwerksbetriebe.

Der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) berichtete etwa schon im März von stark gestiegenen Kosten. Bei Holzprodukten und Dämmstoffen müssten mehr als die Hälfte der Betriebe mehr als 50 Prozent mehr bezahlen als noch zu Jahresanfang, auch Teuerungsraten von mehr als 100 Prozent seien keine Seltenheit. Hinzu kommen lange Lieferzeiten von bis zu drei Monaten.

Das schlägt aufs Geschäft: Ein Viertel der Betriebe musste Baustellen stoppen, die Hälfte geplante Bauvorhaben verschieben. Rund zehn Prozent meldeten Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter an. Selbst da, wo es noch Lieferungen gibt, gehen Aufträge flöten. Preissteigerungen lassen sich nicht einfach an den Kunden weitergeben, denn oft ist bei Vertragsabschluss auch ein Preis festgelegt worden. Schlimmstenfalls muss ein Betrieb dann den Auftrag stornieren – und komplett auf die Einnahmen verzichten.

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Hohe Nachfrage trifft auf knappes Angebot

Die Lieferprobleme kommen für viele Handwerker zur schlechtesten Zeit. Sie treffen auf eine enorme Nachfrage nach Handwerksleistungen, bedingt durch die Corona-Krise. Dadurch, dass viele Menschen nun viel mehr Zeit daheim verbringen, wollen sie dieses Zuhause auch schöner gestalten. Hinzu kommt, dass viele durch die Krise jetzt auch die Zeit haben, größere Renovierungen anzugehen.

Doch auch das ist kein rein deutsches Phänomen. Auch in den USA hat ein Lauf auf Handwerker eingesetzt. China, wo auch die wirtschaftliche Corona-Erholung am weitesteten fortgeschritten ist, schießt wie sogar so oft den Vogel ab. Im vergangenen Jahr exportierte die deutsche Holzindustrie rund 6,4 Millionen Kubikmeter ins asiatische Riesenreich – so viel wie nie zuvor. Rund 480 Milliarden Euro hat China umgerechnet seit vergangenem Mai in den Ausbau seiner Infrastruktur gesteckt – mit entsprechendem Appetit nach Rohstoffen.

Die große weltweit Nachfrage trifft allerdings in vielen Bereichen auf ein knapperes Angebot. Während Minen und Holzfäller von der Corona-Krise relativ unbeeindruckt sind, haben viele chemische Firmen und Metall-Verarbeiter ihre Produktion in der Pandemie herunterfahren müssen. In Texas, dem Mekka der petro-chemischen Industrie, sorgten zudem der harte Wintereinbruch für Produktionsausfälle. In Südkorea und Taiwan kommt die Produktion von Halbleitern nicht der gestiegenen Nachfrage nach Laptops, Smartphones und Elektroautos hinterher. Bis Herbst wird sich die Lage kaum bessern.

Selbst, wenn die Produktion auf Vor-Corona-Niveau läge, gäbe es wohl Lieferprobleme. Denn weil durch die Pandemie der Flugverkehr immer noch eingeschränkt ist, fehlt es auch an Volumina im Frachtflugverkehr. Passagierflieger nehmen oft auch Waren mit. Die Verlagerung auf Schiffe hat dazu geführt, dass die Container knapp werden. Die tagelange Blockade des Suez-Kanals im März war dabei ebenfalls nicht hilfreich.

Rohstoff-Lage bessert sich wohl erst 2022

Eine Besserung sieht bisher kein Verband. Im Gegenteil, die Situation dürfte im Sommer sogar noch schlimmer werden. Dann dürfen nämlich, einen weiteren Rückgang der Infektionszahlen vorausgesetzt, Kunden wieder in größeren Mengen in Ladengeschäfte wie Baumärkte und Möbelhäuser. Das wird die Nachfrage nach Endprodukten und Rohstoffen weiter erhöhen. Wie schnell das geht, beobachtete der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) bei den vorsichtigen Öffnungen im März. Um 40 bis 50 Prozent seien die Aufträge nach oben geschossen, sagt Geschäftsführer Jan Kurth gegenüber der „Welt“.

Frühestens im Herbst, realistischerweise erst im kommenden Jahr dürften die Lieferengpässe flächendeckend enden, wenn die weltweite Produktion wieder auf das passende Niveau angestiegen ist. Was für Handwerker, Firmen und Verbraucher schlecht ist, kann für Anleger gut sein.

Vermögen aufbauen mit ETFs

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Sehr breit lässt sich etwa in einen ETF wie den Invesco Bloomberg Commodity ex-Agriculture (WKN  A2DPAL) investieren. Der bildet den Commodity Index der Finanznachrichtenagentur Bloomberg ab, welcher wiederum einen Korb sämtlicher Rohstoffe, ausgenommen landwirtschaftliche Produkte, präsentiert. Den größten Anteil machen hier allerdings Gold, Öl und Erdgas aus. Kupfer steht an vierter Stelle. Der ETF ist in diesem Jahr bereits um 18 Prozent gestiegen.

Mit Fonds wie dem iShares Global Timber & Forestry lässt sich auch gezielt etwa in Holz investieren. Hier sind die 25 größten Holzproduzenten und -verarbeiter der Welt gesammelt, die dieses Jahr bereits eine Rendite von 23 Prozent erwirtschafteten. Etwas breiter gestreut ist der MSCI Europe Materials ETF. Er bildet den namensgebenden Index ab, der wiederum viele mittelständische europäische Unternehmen aus den Bereichen Bergbau, Chemie, Baumaterialien und Spezialchemikalien ab. Größte Posten sind die Industrie-Riesen Rio Tinto, Air Liquide und BASF. Der Index steht dieses Jahr 20 Prozent im Plus.

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