Hildegard-Burjan-Büste im Stephansdom gesegnet

Eine neu errichtete Gedächtnisstätte im Dom erinnert an die bedeutende Sozialpionierin und Ordensgründerin Hildegard Burjan. Am Donnerstag wurde ihre Büste im Wiener Stephansdom gesegnet.

Als „Vorkämpferin für soziale Gerechtigkeit“ wurde Burjan anlässlich ihrer Seligsprechung am 29. Jänner 2012 im Wiener Stephansdom bezeichnet. Die Büste in Form einer Stele von Hildegard Burjan solle die Menschen darauf aufmerksam machen, wo Leid und Armut heute zu finden sind, betonte Weihbischof Helmut Krätzl beim Gottesdienst und der Segnung der Büste am Donnerstagabend im Wiener Stephansdom. An der Feier nahm auch der Apostolische Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, teil.

Stele von Hildegard Burjan im Wiener Stephansdom

Kathpress/Franz Josef Rupprecht

Stele von Hildegard Burjan im Wiener Stephansdom

Gefertigt wurde die 2,40 Meter hohe Plastik aus Kunstharz vom Wiener Künstler Kurt Straznicky. Die Initiative dazu ging vom Hildegard-Burjan-Forum und von der Dompfarre St. Stephan aus und wurde von der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis und vom Dom-und Metropolitankapitel unterstützt.

Stellung der Frau in der Kirche bedenken

Wörtlich sagte Weihbischof Krätzl: „Künftig wird die Porträtbüste von Hildegard Burjan hier im Dom ein Ort sein, wo man auch geistig nicht vorbeigehen darf. Hildegard ruft uns zu: ’Schaut, wer heute die größte Not unter euch leidet! Betet nicht nur für sie, sondern tut etwas und macht euch zum unüberhörbaren Anwalt für sie in der Gesellschaft.“ Die Stele rege auch an, die Stellung der Frau in der Kirche zu bedenken. Für die Erneuerung der Kirche brauche es mutige Frauen, so der Bischof.

Hildegrad Burjan 1928

Caritas Socialis

Hildegard Burjan, Politikerin und Gründerin der Caritas Socialis, 1883 bis 1933

„Seit mehreren Jahren schon versucht die Dompfarre, zeitgenössische Heilige im Dom präsent zu machen und insbesondere heilige Frauengestalten als Fürsprecherinnen ins Bewusstsein der betenden Gemeinde zu rufen“, sagte Dompfarrer Toni Faber. Dementsprechend wurden bereits einige künstlerische Darstellungen im Dom als Auftragswerke der Dompfarre St. Stephan durchgeführt: Sr. Maria Restituta Kafka von Alfred Hrdlicka, Mutter Teresa von Anton Sever, die heilige Veronika von Wolfgang Reichmann. Die Hildegard-Burjan-Stele wurde parallel zur Darstellung des Wiener Stadtpatrons Klemens Maria Hofbauer aufgestellt.

„Macht Frauen Mut zum sozialen Einsatz“

Für die Vorsitzende des Hildegard-Burjan-Forums, Ingeborg Schödl, war die Errichtung dieser Gedächtnisstätte „im Herzen der Erzdiözese Wien“ ein großes Anliegen, „denn damit soll an eine Frau erinnert werden, die selbstbewusst und getragen von einem tiefen Glauben ihre vielfältigen Aufgaben in Kirche und Gesellschaft wahrgenommen hat“. Die Gedächtnisstädte solle dabei helfen, sich aktiv den Fragen der Zeit zu stellen. Besonders für Frauen sei Burjan durch ihren Mut ein Vorbild, um sich sozial zu engagieren.

Die Generalleiterin der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, Sr. Susanne Krendelsberger, sah im neuen Kunstwerk das Wachhalten des Gedenkens an eine Frau, „die sich den Fragen und Problemen der Zeit stellte und auf die Verantwortung jedes und jeder Einzelnen hingewiesen hat, gegen ungerechte gesellschaftliche Strukturen aufzutreten“. Die vielen Besucher des Stephansdoms würden so an ihre gesellschaftliche Verantwortung auch heute erinnert.

Erste christlich-soziale Abgeordnete im Parlament

Hildegard Burjan wurde am 30. Jänner 1883 in Görlitz a. d. Neiße als zweite Tochter einer liberalen jüdischen Familie geboren. Nach einer schweren Erkrankung fand sie zum katholischen Glauben. Mit ihrem Gatten Alexander übersiedelte sie 1909 nach Wien und begann sich hier, intensiv für die Randgruppen der Gesellschaft zu engagieren. 1919 zog sie als erste christlichsoziale Abgeordnete in das Parlament der 1. Republik Deutsch-Österreich ein. Als verheirate Frau und Mutter gründete sie die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis (CS), deren Vorsteherin sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1933 blieb.

Hildegard Burjan im Parlament, 1918

CS

Burjan zog 1919 als erste christlich-soziale Abgeordnete ins Parlament ein

Heute arbeiten rund 900 Mitarbeiter und Schwestern in den CS-Einrichtungen gemeinsam mit rund 400 ehrenamtlich Engagierten und 500 Praktikantinnen, um den Gründungsauftrag Hildegard Burjans zu erfüllen.

Die Caritas Socialis begleitet Menschen vom Beginn bis zum Ende des Lebens: Mütter mit ihren Kindern im Haus für Mutter und Kind (MUKI) und in Brasilien, Hilfesuchende in den CS Beratungsdiensten, Menschen mit Multiple Sklerose in den MS-Spezialeinrichtungen, Menschen mit Demenz in den Alzheimer- und Demenzbetreuungseinrichtungen sowie ältere und hochbetagte Menschen in den integrativ-geriatrischen Einrichtungen und unheilbar kranke Menschen im CS Hospiz Rennweg.

religion.ORF.at/KAP

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