Kürzester Tag in der Atomuhr-Ära: Die Erde dreht sich plötzlich schneller

Noch ist unklar, warum sich die Tageslänge der Erde verkürzt. Hält die Verkürzung aber an, muss sich die Menschheit wohl auf eine Veränderung einstellen.

Digital bearbeitetes Bild von Südamerika aus dem All
Digital bearbeitetes Bild von Südamerika aus dem Allimago/IKON Images

Seit Beginn der Messungen der Rotationsgeschwindigkeit mit Atomuhren hat die Erde am 29. Juni 2022 ihren kürzesten Tag aufgezeichnet. Dies geht aus einem Bericht der Website TimeandDate hervor. Demnach drehte sich die Erde 1,59 Millisekunden weniger als 24 Stunden. Eine Millisekunde entspricht 0,001 Sekunden. 2020 wurde der letzte Geschwindigkeitsrekord der Erde aufgezeichnet.

Dem Bericht zufolge verlangsamt sich die Erddrehung über lange Zeiträume. In jedem Jahrhundert in der Atomuhr-Ära benötigte die Erde ein paar Millisekunden länger, um sich um die eigene Achse zu drehen. Innerhalb dieser Zeiträume schwankt die Geschwindigkeit der Erdumdrehung jedoch.

Wackeln die Pole der Erde?

Woran liegt es, dass sich die Erde schneller dreht? Wissenschaftler mutmaßen, dass die verkürzte Tageslänge mit Prozessen in den inneren oder äußeren Schichten der Erde, Ozeanen, Gezeiten oder sogar dem Klima zusammenhängen. Sicher ist das nicht. Vorhersagen über mehr als ein Jahr im Voraus bezüglich der Tageslänge sind überdies bislang kaum möglich.

Laut TimeandDate planen Geowissenschaftler, in dieser Woche eine Theorie zur Begründung der aktuellen Tageslängenverkürzung zu präsentieren. Dass sich die Erde schneller dreht, könnte demnach mit dem sogenannten Chandler-Wackeln zusammenhängen. Das Chandler-Wackeln bezeichnet eine kleine, gelegentliche Bewegung der geografischen Pole der Erde über die Erdoberfläche, heißt es.

Was passiert, wenn die schnelle Erdumdrehung anhält? Möglicherweise müsste die erste negative Schaltsekunde eingeführt werden. Das würde bedeuten, dass die Uhren, die auf den Atomuhren basieren, eine Sekunde überspringen müssen. Das wiederum könnte zu Problemen in der IT führen, so der Bericht. Die Chancen für eine noch schnellere Rotation stehen laut dem Wissenschaftler Leonid Zotov bei 30:70.