Gefährdet das Brandrisiko bei der Elektromobilität die Verkehrswende oder zumindest die Abkehr von bestimmten Fahrzeugen, die mit fossilen Kraftstoffen betrieben werden? Nachdem in der vergangenen Woche mutmaßlich ein Elektrobus einen Großbrand in Stuttgart ausgelöst hat, ziehen Verkehrsbetriebe Konsequenzen.
Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nimmt vorsorglich acht Elektrobusse außer Betrieb. Die Maßnahme gelte nur für Busse des gleichen Typs und zunächst nur so lange, bis die Brandursache endgültig geklärt sei, teilten die Stadtwerke München am Freitag mit.
Der Brand in einem Busdepot in Stuttgart könnte nach derzeitigen Erkenntnissen beim Laden eines Elektrobusses ausgelöst worden sein. Zu diesem Ergebnis kommen die Ermittler nach der Überprüfung der Daten des Brandmeldesystems und der damit verbundenen Temperatursensoren, wie eine Polizeisprecherin bereits am Donnerstag mitteilte. Es werde deshalb derzeit von einem technischen Defekt als Brandursache ausgegangen. Weitere Untersuchungen seien aber notwendig.
25 Busse in Stuttgart zerstört
Der Großbrand hatte am 30. September in dem Depot 25 Busse vollständig zerstört, darunter zwei mit Elektroantrieb. Der Sachschaden geht in die Millionen. Da der Brand bereits am Abend gegen 20 Uhr ausgebrochen war, als noch viele Fahrzeuge in der Stadt im Einsatz waren, wurde ein noch größerer Schaden verhindert.
Wegen des Feuers im Busdepot seien aktuell keine Elektrobusse im Einsatz, sagte ein Sprecher des Nahverkehrsunternehmens SSB.
Großbrand im Juni in einem Busdepot in Hannover
Anfang Juni hatte es in Hannover einen Brand in einem Busdepot gegeben. Das Feuer hatte am 5. Juni eine Halle mit fünf Elektrobussen, zwei Hybridbussen, einem Diesel- und einem Reisebus zerstört. Eine besondere Herausforderung für die Feuerwehr waren die brennenden Batterien der Elektrobusse, da von ihnen eine hohe Wärmestrahlung ausging. E-Busse waren daraufhin aus dem Verkehr gezogen worden. Ab dem 1. November sollen sie wieder eingesetzt werden.
Großbrand Anfang April in einem Busdepot in Düsseldorf
Am 1. April war es in Düsseldorf zu einem Brand auf dem Betriebshof der Rheinbahn gekommen. 38 Busse sowie die Abstellhalle, in der die Fahrzeuge standen, wurden zerstört. Das Verkehrsunternehmen schätzte den Schaden auf mehrere Millionen Euro.
Gutachter der Staatsanwaltschaft Düsseldorf kamen im Juni zu dem Ergebnis, dass der Brand eine technische Ursache hatte.
Unter den 38 zerstörten Fahrzeugen waren auch acht Elektrobusse, die nachts in der Halle zum Aufladen waren. Mitarbeiter hatten nach einem Bericht der „Rheinischen Post“ kurz nach dem Brand Spekulationen über einen E-Bus als Auslöser des Brandes gegeben. Die Halle sei erst kurz vor dem Großbrand für die E-Busse umgebaut worden.
Im Gutachten der Staatsanwaltschaft zu dem technischen Defekt als Auslöser des Feuers heißt es nur, aufgrund des nachhaltigen Brandfortschritts und des enormen Zerstörungsgrads könne die Ursache nicht eindeutiger ermittelt werden.
Brandgefahr Elektrofahrzeug
Die Batterien von E-Autos sind aus verschiedenen Zellen zusammengesetzt. Wenn eine davon in Brand gerät, können die Flammen schnell auf die anderen Zellen übergreifen.
Einen solchen Domino-Effekt nenne man „Thermal Runaway“, erklärt Brandschutz-Experte Matthias Bohnert im „Südwestrundfunk“.
Dieser Effekt mache Brände von E-Autos so gefährlich: „Der wesentliche Unterschied ist, dass man bei einem Pkw mit Verbrennungsmotor eine moderate Flammen-Ausbreitung hat. Das heißt, es dauert fünf bis zehn Minuten, bis es dort zu einem Vollbrand kommen kann. Bei einem E-Fahrzeug, gerade wenn es zu einem thermischen Durchgehen kommt, hat man eine explosionsartige Ausbreitung des Brandes. Und das kann innerhalb weniger Sekunden passieren“, so Bohnert.