Wohnzimmer in drei Minuten vernichtet!

Feuerwehr mahnt zum sorgsamen Umgang mit Kerzen

IMG 6679 eBerlin/Kiel/Kreis Herford. Weihnachten feiern die Menschen gern traditionell. Am liebsten mit der ganzen Familie, dem hell erleuchteten Tannenbaum, einem guten Essen und natürlich vielen Geschenken. Doch Vorsicht: Damit das Fest der Freude nicht durch Brände überschattet wird, die durch Unachtsamkeit ausgelöst wurden, mahnt die Feuerwehr zum sorgsamen Umgang mit Kerzen. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Versicherungen rund 11.000 Wohnungsbrände zum Jahresende. Das seien 50 Prozent mehr als etwa im Frühjahr oder Herbst, heißt es vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.

Für die Berliner Feuerwehr sind diese Zahlen Grund genug, um die Bevölkerung noch einmal eindringlich zu warnen. Die Wehrleute haben zum Pressetermin auf das Gelände des Dienstgebäudes Mitte eingeladen. Auf dem Hof steht ein etwa sieben Meter langer Stahlcontainer, der seitlich geöffnet ist. Im Inneren haben die Feuerwehrleute ein festlich dekoriertes Wohnzimmer nachgebaut. Vom Sofa, über die Couchgarnitur bis zum Fernseher ist alles vorhanden. Vor einem großen Bücherbord steht der Weihnachtsbaum, den die Berliner Brandschützer mit roten Kugeln geschmückt haben. Offenbar hat das Christkind kurz zuvor vorbeigeschaut; denn auf dem Boden liegt ein wahrer Berg von Geschenkpaketen.
Landesbranddirektor Wilfried Gräfling warnt davor, Kerzen unbeaufsichtigt brennen zu lassen. „Unachtsamkeit ist die Brandursache Nummer eins!“ Er gibt das Startzeichen für den Brandversuch. Zunächst ist in der „Containerwohnung“ nur etwas Rauch zu sehen. Dann lodern plötzlich Flammen empor. Der große Stehlampenschirm steht als erstes in Flammen. Die extreme Ansammlung an brennbaren Stoffen sorgt dafür, dass der Brand in dem kleinen „Wohnzimmerchen“ rasend schnell um sich greift. Im Nu erfasst das Feuer die Vorhänge und von dort das rote Polstersofa. Bereits nach drei Minuten gleicht der Raum einem Flammenmeer. In dieser kurzen Zeit hat sich der Entstehungs- zum Vollbrand entwickelt. Mit einem Feuerlöscher wäre die Situation zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen. Jetzt kann nur noch die Feuerwehr helfen. Der Angriffstrupp vom Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug (LHF) rückt unter Atemschutz vor und löscht den Zimmerbrand mit dem Hohlstrahlrohr. Von der Wohnzimmereinrichtung bleiben nur noch rauchende Trümmer übrig.

Teelichter können Stichflamme auslösen

„Die Geschwindigkeit und Intensität, mit der sich ein so entstandenes Feuer ausbreitet, kann sehr überraschen“, bestätigt Dr. Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer (IFS) in Kiel. Eine winzige Kerzenflamme ängstige niemanden, meint der Experte, und darum werde sie als Gefahrenquelle nicht ernst genommen. Wenn sich aber Tannenzweige, Weihnachtsdekorationen oder Vorhänge zu nah an der Kerzenflamme befinden, dann kann die Situation schnell außer Kontrolle geraten. Eine spezielle Brandgefahr bergen Teelichter. „Die kleinen unscheinbaren Aluminiumschälchen können so heiß werden, dass sie eine brennbare Unterlage entzünden“, sagt Drews. Außerdem verflüssigt sich der Brennstoff des Teelichtes - im Gegensatz zur herkömmlichen Kerze - vollständig. Stehen die Lichter dicht zusammen, so besteht die Gefahr, dass das Paraffin flächig in Brand gerät. „Im Extremfall kann sich eine Stichflamme entwickeln“, warnt Drews. Kerzenschein sei eben nicht nur schöne Dekoration, sondern gleichzeitig offenes Feuer in unserem Zuhause. „Bitte nehmen Sie diese Brandgefahr ernst und lassen Sie eine Flamme – und sei sie auch noch so klein – niemals allein!“ Kerzen und Teelichter brauchen außerdem einen sicheren Stand auf einer nicht brennbaren Unterlage und sollten in großzügigem Abstand zu allen brennbaren Materialen in der Umgebung aufgestellt werden.

Nickerchen im Kerzenschein ist grob fahrlässig

Eine ganz schlechte Idee ist es übrigens, neben brennenden Kerzen einzuschlafen. Erstens ist der menschliche Geruchssinn im Schlaf ausgeschaltet und somit nicht in der Lage, einen möglichen Wohnungsbrand wahrzunehmen. Gerade aus diesem Grund sind Rauchmelder so wichtig. Zweitens ist das Nickerchen im Kerzenschein auch grob fahrlässig. So urteilte das Oberlandesgericht Köln in einem Fall, in dem ein Mann neben mehreren brennenden Kerzen eingeschlummert war. Er musste den Teppich, den die Lichter entzündet hatten, aus eigener Tasche bezahlen. (Redaktion: kfv-herford.de)

-Vo-


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Landesbranddirektor Wilfried Gräfling, Chef der Berliner Feuerwehr, warnt davor, Kerzen unbeaufsichtigt brennen zu lassen.
(Foto: Berliner Feuerwehr)

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Die Hauptstadtfeuerwehr demonstriert den typischen Verlauf eines Zimmerbrandes. Sie hat dazu einen Stahlcontainer
in ein weihnachtlich dekoriertes Wohnzimmer verwandelt. (Foto: Berliner Feuerwehr)

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Zunächst brennt nur der Stehlampenschirm. (Foto: Berliner Feuerwehr)

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Innerhalb kürzester Zeit erfasst das Feuer Vorhänge und Sofa. (Foto: Berliner Feuerwehr)

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Bereits nach rund drei Minuten steht der Raum im Vollbrand. (Foto: Berliner Feuerwehr)

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Der Angriffstrupp vom Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug löscht die Flammen mit dem Hohlstrahlrohr.
(Foto: Berliner Feuerwehr)

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(Foto: Berliner Feuerwehr)

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(Foto: Berliner Feuerwehr)