Von Hans Harald BräutigamSein Ziel hat Wan Xi Shao, ehemaliger Gesundheitsminister der Volksrepublik China, mit drei Worten beschrieben: "Später, länger, weniger." Seinen Landsleuten verordnete er späte Eheschließungen, einen langen Zeitabstand zwischen den Geburten und insgesamt weniger Kinder. Dieses Rezept zur Eindämmung des bis dahin unkontrollierten Bevölkerungswachstums erwies sich als erfolgreich und brutal: erfolgreich, weil seit 1980 die chinesische Durchschnittsfamilie nur noch 2,2 Kinder hat gegenüber sechs Kindern bis 1970. Brutal, weil zwangsweise Schwangerschaftsabbrüche und Sterilisationen vorgenommen wurden. Schlimmer noch, neugeborene Mädchen werden erschreckend oft getötet, und Mütter, die keine Söhne gebären, mißhandelt.