Bauern verlieren jeden Tag Ackerland

In Österreich verschwinden täglich 15 Hektar Äcker und Wiesen wegen Bauarbeiten für Straßen, Bahnen oder Wohn- und Gewerbegebiete. Bauernvertreter forderten deshalb in Wien einen sorgsameren Umgang mit Boden.

Landwirtschaftskammer-Präsident Gerhard Wlodkowski sprach sich für eine Bund-Länder-Vereinbarung aus. Alte Industriegelände sollten zu Ackerland umfunktioniert werden, Gemeinden müssten zusammenarbeiten. Nicht in jeder Gemeinde müsse ein Sportplatz oder eine Kulturhalle stehen. Auch sei die Dichte an Einkaufszentren auf der grünen Wiese so hoch wie nirgends sonst. „Ob man das braucht, ist zu hinterfragen“, sagte Wlodkowski bei einer Veranstaltung in Wien.

Deutschland will „Flächenfraß“ stoppen

Unterstützung bekam Wlodkowski von Gerd Sonnleitner, Präsident des Europäischen und Deutschen Bauernverbandes, der für seine Zunft mit dem populistischen Slogan „Stoppt den Flächenfraß“ in die Bresche springt. Denn auf versiegelter Fläche wachse kein Getreide. Da landwirtschaftliche Flächen ohnehin begrenzt seien, schmerze die Energiewende in Deutschland zusätzlich, sagte Sonnleitner. Pro Kilometer neuer Stromtrasse würden fünf bis sieben Hektar Boden hergenommen.

Den Einwand, dass Bauern auch Nutznießer waren, indem sie Äcker verkauften, ließ Sonnleitner nicht gelten. „Die Hälfte des Verlustes der Flächen in Deutschland war nicht freiwillig - und darüber hinaus mit mittelmäßiger Entschädigung“, verteidigte er seine Branche. Auch Wlodkowski räumte ein, dass viele Bauern nicht verkaufen wollten. Gerade wenn es um die Errichtung einer 380-kV-Leitung ging, seien Bauern zum Verkauf gezwungen worden. Aber auch bei Gastrassen oder bei Verkehrsprojekten.

In Deutschland ist eine Unterschriftensammlung für eine Petition gestartet worden, nun geht es in die parlamentarische Beratung. Seit 1992 seien in Deutschland 820.000 Hektar verloren gegangen.

110.000 Hektar in Österreich verloren

In Österreich soll zunächst eine „Bewusstseinsbildung in Gang gesetzt“ werden, in den vergangenen 20 Jahren ging es um 110.000 Hektar. Als Opfer dieser Entwicklung sehen sich nicht nur die Landwirte, sondern auch die Österreichische Hagelversicherung, die durch den Verlust an Fläche einen Verlust an Versicherungsgegenständen verzeichnet.

Eine Petition wie in Deutschland strebt Wlodkowski nicht an. Er wolle nichts verhindern, sondern dazu aufrufen, mit Ackerland vorsichtiger umzugehen. In den nächsten Jahren müsse es möglich sein, die Bebauung von Boden zu halbieren, sprich auf 7,5 Hektar pro Tag. Im Raumordnungskonzept sei die Reduktion des Bodenverbrauchs bereits vor zehn Jahren definiert worden. Bis 2010 hätte die Flächenversiegelung auf 1 Hektar pro Tag gesenkt werden sollen.

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