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«Diesmal präsentieren sie nicht einmal Fakten»

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Das Elend in Syrien – die Bevölkerung leidet unter den Bürgerkriegswirren.
«Wir haben keine Chemiewaffen»: Bashar al-Assad während eines Interviews in Damaskus. (3. April 2017)
Trump greift Assad an: Eine Rakete des Typs Tomahawk wird vom US-Zerstörer USS Ross abgefeuert. (7. April 2017)

Der russische Aussenminister Sergei Lawrow sieht sich nach dem US-Angriff auf Syrien an die US-Invasion im Irak 2003 erinnert. Damals intervenierten die Amerikaner ebenfalls ohne UNO-Mandat mit der Begründung, Diktator Saddam Hussein habe seine Chemiewaffen nicht zerstört. Massenvernichtungsmittel wurden nach dem Einmarsch aber nicht gefunden.

Russland hält auch den Vorwurf eines Giftgasangriffs des syrischen Regimes auf Zivilisten für nicht bewiesen. «Diesmal halten sie es nicht einmal für nötig, Fakten zu präsentieren», sagte Lawrow bei einem Besuch in der usbekischen Hauptstadt Taschkent an die Adresse der US-Regierung. «Sie berufen sich nur auf ein paar Fotos, spekulieren über Fotos von Kindern und stützen sich auf Aussagen von Nichtregierungsorganisationen, inklusive der Lügner von den ‹Weissen Helmen›, die versuchen, Aktionen gegen die syrische Regierung zu provozieren.»

Beklagt fehlendes UNO-Mandat: Der russische Aussenminister Sergei Lawrow in einer Aufnahme vom 27. März 2017.

«Es ist bedrückend, dass den ohnehin zerbrochenen Beziehungen zwischen Russland und den USA weiterer Schaden zugefügt wird», sagte Lawrow der Agentur Interfax zufolge. «Bleibt zu hoffen, dass diese Provokationen keine unumkehrbaren Ergebnisse nach sich ziehen.»

Putin sieht «Aggression gegen souveränen Staat»

Zuvor hatte bereits Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärt, Präsident Wladimir Putin glaube, dass der Angriff eine «Aggression gegen einen souveränen Staat» sei und gegen internationales Recht verstosse.

Ähnlich äusserte sich die iranische Regierung. Der einseitige Schritt sei «gefährlich, destruktiv und verstösst gegen die Prinzipien des internationalen Rechts», sagte der iranische Aussenamtssprecher Bahram Ghasemi heute laut der halbstaatlichen Nachrichtenagentur Isna. Der Angriff werde Terroristen stärken und die Situation in Syrien und der gesamten Region zusätzlich komplizieren, sagte er.

Der Iran gilt neben Russland als wichtigster Verbündeter des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad. Die paramilitärische Revolutionsgarde des Iran ist tief in den Krieg in Syrien verstrickt.

Beziehungen beschädigt

Der Angriff der USA mit rund 60 Tomahawk-Raketen war eine Reaktion auf den mutmasslichen Giftgasangriff in Khan Sheikhoun am Dienstag mit mehr als 80 Toten. Ziel war ein Luftwaffenstützpunkt in Shayrat im Südosten von Homs. Peskow sagte, die USA hätten vorherige Vorfälle ignoriert, bei denen syrische Rebellen Chemiewaffen verwendet hätten. Die syrische Regierung habe ihre Chemiewaffenbestände unter internationaler Kontrolle zerstört.

Der Vorsitzende im Aussenausschuss des Oberhauses des russischen Parlaments, Konstantin Kosatschew, erklärte, der US-Angriff beende wahrscheinlich die Hoffnungen auf eine amerikanisch-russische Kooperation in Syrien. «Russische Marschflugkörper treffen die Terroristen, US-Flugkörper treffen die syrischen Regierungskräfte, die den Kampf gegen die Terroristen anführen», schrieb er auf Facebook.

Lob aus Israel und der Türkei

Beipflichtende Worte kamen dagegen von den Verbündeten der USA. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte, er unterstütze die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump zu diesem Angriff vollkommen. Trump habe in Wort und Tat die deutliche Botschaft gesendet, dass der Gebrauch und die Verbreitung von Chemiewaffen nicht toleriert werde, schrieb Netanyahu in einer Mitteilung. Nach Angaben des TV-Senders Channel 2 waren Israel und weitere US-Alliierte über den Angriff informiert worden.

Israel hatte mehrfach gewarnt, dass von Syrien aus Waffen an die Hizbollah im Libanon geliefert werden könnten. Die Miliz steht im syrischen Bürgerkrieg an Assads Seite. Im vergangenen Monat hatte Israel eine Rakete abgefangen, die ein israelisches Flugzeug treffen sollte, das wiederum einen mutmasslichen Hizbollah-Konvoi im Visier hatte.

Auch die Türkei erachtet die Luftschläge als «positiv». Auf Fox TV sagte der türkische Vizepremierminister Numan Kurtulmus: «Das Assad-Regime muss international vollständig bestraft werden.»

Zustimmung auch aus Australien

Saudiarabien lobte die «mutige Entscheidung» Trumps. Dies sei die richtige Reaktion auf «die Verbrechen dieses Regimes an seinem Volk» gewesen, erklärte das saudische Aussenministerium.

Australien hiess den US-Angriff ebenfalls gut. Seine Regierung unterstütze die schnelle und angemessene Reaktion der USA, sagte Premierminister Malcolm Turnbull am Freitag in Sydney. «Das war eine kalibrierte, verhältnismässige und gezielte Antwort. Sie sendet eine starke Botschaft an das Assad-Regime und (...) traf genau den Flugplatz, von dem der chemische Angriff erbracht wurde», sagte er. Man befinde sich jedoch nicht im Krieg mit Assad.

AFP/rub