Papst Franziskus schreibt eine Enzyklika über die „Brüderlichkeit aller Menschen“

Die Häresie der Häresien und ihr roter Faden


Papst Franziskus unterzeichnet am 4. Februar 2019 das Abu-Dhabi-Dokument. Die Brüderlichkeit aller Menschen und die gottgewollte Vielfacht der Religionen sollen demnächst Gegenstand einer Enzyklika werden.
Papst Franziskus unterzeichnet am 4. Februar 2019 das Abu-Dhabi-Dokument. Die „Brüderlichkeit aller Menschen“ und die laut dem Dokument gottgewollte „Vielfalt der Religionen“ sollen demnächst Gegenstand einer Enzyklika werden.

(Rom) Papst Fran­zis­kus wird „in Kür­ze“ eine Enzy­kli­ka über die „Brü­der­lich­keit aller Men­schen“ ver­öf­fent­li­chen. Das gab Msgr. Dome­ni­co Pom­pi­li, der Bischof von Rie­ti, am ver­gan­ge­nen Diens­tag bekannt. Damit knüpft Fran­zis­kus an das umstrit­te­ne Doku­ment über die Brü­der­lich­keit aller Men­schen für ein fried­li­ches Zusam­men­le­ben in der Welt an, das er am 4. Febru­ar 2019 zusam­men mit Ahmad al-Tay­yeb, dem Groß­i­mam von Al-Azhar, in Abu Dha­bi unter­zeich­ne­te, und führt es in das ordent­li­che Lehr­amt der Kir­che ein.

Anzei­ge

Die Ankün­di­gung einer päpst­li­chen Enzy­kli­ka zu die­sem The­ma erfolg­te durch Bischof Pom­pi­li am 26. August im Rah­men der Unter­zeich­nung einer „Absichts­er­klä­rung“. Mit die­ser wur­de das Komi­tee für die 800-Jahr­fei­ern der Fran­zis­ka­ner­re­gel und der Krip­pe von Greccia (1223–2023) errichtet.

Der Moral­theo­lo­ge Msgr. Pom­pi­li, vor allem ein Kom­mu­ni­ka­ti­ons­exper­te, der 2015 von Papst Fran­zis­kus zum Bischof von Rie­ti ernannt wor­den war, beton­te bei die­ser Gele­gen­heit, daß das geplan­te päpst­li­che Doku­ment „natür­lich“ das Doku­ment über die „mensch­li­che Brü­der­lich­keit“ (fra­tel­lan­za uma­na, human fra­ter­ni­ty, fra­ter­ni­té humaine) auf­grei­fen wer­de, was in der deut­schen Über­set­zung des Vati­kans mit „Brü­der­lich­keit aller Men­schen“ wie­der­ge­ge­ben wird.

Bischof Pom­pi­li sag­te zudem, daß die Coro­na­maß­nah­men eine Ver­zö­ge­rung um ein hal­bes Jahr mit sich brach­ten. Die Enzy­kli­ka dürf­te daher aller Wahr­schein­lich­keit nach bereits aus­for­mu­liert sein.

Das Dokument von Abu Dhabi, mit dem Franziskus vollendete Tatsachen schuf

Die Unter­zeich­nung des Doku­ments, mit dem Fran­zis­kus Kir­che und Welt ohne Vor­ankün­di­gung vor voll­ende­te Tat­sa­chen stell­te, zog eini­ge Kri­tik nach sich. In der Sub­stanz wur­de die bis­her här­te­ste Ankla­ge an sei­ner Amts­füh­rung geäu­ßert. Im Doku­ment von Abu Dha­bi steht:

„Der Plu­ra­lis­mus und die Ver­schie­den­heit in Bezug auf Reli­gi­on, Haut­far­be, Geschlecht, Eth­nie und Spra­che ent­spre­chen einem wei­sen gött­li­chen Wil­len, mit dem Gott die Men­schen erschaf­fen hat. Die­se gött­li­che Weis­heit ist der Ursprung, aus dem sich das Recht auf Bekennt­nis­frei­heit und auf die Frei­heit, anders zu sein, ableitet.“

Bischof Dome­ni­co Pom­pi­li bei sei­ner Ankündigung

Der öster­rei­chi­sche Phi­lo­soph Josef Sei­fert bezeich­ne­te die­se Aus­sa­ge als „Sum­me aller Häre­si­en“. Papst Fran­zis­kus habe die „Häre­sie der Häre­si­en“ unter­zeich­net, denn:

„Wie kann Gott Reli­gio­nen wol­len, die die Gott­heit Chri­sti und sei­ne Auf­er­ste­hung leugnen?“

Sei­fert for­der­te Fran­zis­kus auf, sich in die­ser Sache zu kor­ri­gie­ren, denn mit dem Doku­ment wer­de der „Rela­ti­vis­mus auf die Spit­ze getrieben“:

„Wenn er das nicht macht, dann fürch­te ich, daß das Kir­chen­recht Anwen­dung fin­det, wonach ein Papst auto­ma­tisch sein Petrus-Amt ver­liert, wenn er eine Häre­sie ver­kün­det, ins­be­son­de­re wenn er die Sum­me aller Häre­si­en verkündet.“

Der ita­lie­ni­sche Histo­ri­ker Rober­to de Mat­tei sprach vom „schreck­lich­sten Schis­ma, das die Welt je gese­hen hat“.

In der Erklä­rung von Abu Dha­bi unter­wer­fen sich Chri­sten und Mus­li­me dem ober­sten Prin­zip der Frei­mau­re­rei, so de Mattei.

Mit der Unter­zeich­nung des Abu-Dha­bi-Doku­ments wur­de die Fra­ge auf­ge­wor­fen, ob Fran­zis­kus ein „häre­ti­scher Papst“ ist und die Kir­che einen häre­ti­schen Papst ertra­gen kann.

4. Febru­ar 2019, der Moment der Unter­schrift in Abu Dhabi

Der Versuch einer Korrektur

Msgr. Atha­na­si­us Schnei­der, Weih­bi­schof von Ast­a­na, reagier­te auf das Abu-Dha­bi-Doku­ment mit einer Klar­stel­lung aus katho­li­scher Sicht:

„Die Viel­falt der Reli­gio­nen ist nicht gott­ge­wollt. Die christ­li­che Reli­gi­on ist die ein­zig gül­ti­ge Reli­gi­on und der ein­zi­ge von Gott gewoll­te Glaube.“

Bischof Schnei­der setz­te dem Abu-Dha­bi-Doku­ment die Offen­ba­rung der Hei­li­gen Schrift entgegen:

„Amen, amen, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Was­ser und Geist gebo­ren wird, kann er nicht in das Reich Got­tes kom­men. Was aus dem Fleisch gebo­ren ist, das ist Fleisch; was aber aus dem Geist gebo­ren ist, das ist Geist. Wun­de­re dich nicht, daß ich dir sag­te: Ihr müßt von neu­em gebo­ren wer­den“ (Joh 3,5–7).

„Allen aber, die ihn auf­nah­men, gab er Macht, Kin­der Got­tes zu wer­den, allen, die an sei­nen Namen glau­ben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Wil­len des Flei­sches, nicht aus dem Wil­len des Man­nes, son­dern aus Gott gebo­ren sind“ (Joh 1,12–13).

„Man wird nicht als Christ gebo­ren, ein Christ wird man“ (Apg. 18, 5).

„Ich bin der Weg und die Wahr­heit und das Leben; nie­mand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6).

„Du sollst neben mir kei­ne ande­ren Göt­ter haben“ (Ex 20,3).

„Was haben denn Gerech­tig­keit und Gesetz­wid­rig­keit mit­ein­an­der zu tun? Was haben Licht und Fin­ster­nis gemein­sam? Was für ein Ein­klang herrscht zwi­schen Chri­stus und Beli­ar? Was hat ein Gläu­bi­ger mit einem Ungläu­bi­gen gemein­sam? Wie ver­trägt sich der Tem­pel Got­tes mit Göt­zen­bil­dern?“ (2 Kor 6,14–16).

„Wer an ihn glaubt, wird nicht gerich­tet; wer nicht glaubt, ist schon gerich­tet, weil er an den Namen des ein­zi­gen Soh­nes Got­tes nicht geglaubt hat“ (Joh 3, 18).

„Denn es ist der Wil­le mei­nes Vaters, daß alle, die den Sohn sehen und an ihn glau­ben, das ewi­ge Leben haben und daß ich sie auf­er­wecke am Letz­ten Tag“ (Joh 6,40).

„Das ist das ewi­ge Leben: dich, den ein­zi­gen wah­ren Gott, zu erken­nen und Jesus Chri­stus, den du gesandt hast“ (Joh 17, 3).

Kri­tik kam auch von Msgr. Mari­an Ele­gan­ti OSB, Weih­bi­schof des Bis­tums Chur. Das Doku­ment von Abu Dha­bi blen­de die uni­ver­sa­le Mitt­ler­schaft Jesu Chri­sti aus. Die Erklä­rung pro­pa­gie­re „eine Art säku­la­re ‚Reich Gottes‘-Vorstellung, die nicht den christ­li­chen Glau­ben zur Vor­aus­set­zung hat“.

Die mei­sten Kir­chen­ver­ant­wort­li­chen schwie­gen jedoch, nicht imstan­de oder nicht wil­lens sich mit dem The­ma zu befas­sen und not­wen­di­ge Kri­tik zu üben. Meh­re­re fol­gen dem päpst­li­chen Bei­spiel und laden Mus­li­me zur Eucha­ri­stie­fei­er ein und las­sen Ima­me in Kir­chen den Koran rezitieren.

Als Bischof Schnei­der den Papst beim Ad-limi­na-Besuch der Bischö­fe Kasach­stans am 1. März 2019 mit sei­ner Sor­ge wegen die­ses Doku­ments kon­fron­tier­te, habe Fran­zis­kus ein­ge­räumt, „daß in einem direk­ten Ver­gleich der Satz falsch ver­stan­den wer­den kann“.

Das geschah im per­sön­li­chen Gespräch und hin­ter ver­schlos­se­nen Türen. In der Öffent­lich­keit kor­ri­gier­te Fran­zis­kus die „Häre­sie der Häre­si­en“ nicht. Viel­mehr bekräf­tig­te er das Abu-Dha­bi-Doku­ment mehrfach.

Großimam al-Tayyeb und Papst Franziskus (November 2019)
Groß­i­mam al-Tay­yeb und Papst Fran­zis­kus (Novem­ber 2019)

Der Geist von Abu Dhabi und sein roter Faden

Am 4. Mai 2019, in sei­ner Rede an die neu ver­ei­dig­ten Schwei­zer Gar­di­sten und ihre Ange­hö­ri­gen, wie­der­hol­te Fran­zis­kus, daß für ihn die „Viel­falt der Reli­gio­nen“ ein „mensch­li­cher Reich­tum“ ist:

„Ihr habt aber auch die Gele­gen­heit, gesun­de Freund­schaf­ten auf­zu­bau­en und Euch im Respekt für die Beson­der­hei­ten und die Ideen ande­rer zu üben, indem Ihr lernt, im ande­ren einen Bru­der und einen Gefähr­ten zu erken­nen, mit dem ihr in Ruhe ein Stück des Weges tei­len könnt. Das wird Euch hel­fen, in der Gesell­schaft mit der rich­ti­gen Hal­tung zu leben, indem ihr die kul­tu­rel­le, reli­giö­se und sozia­le Viel­falt als mensch­li­chen Reich­tum und nicht als Bedro­hung erkennt. Das ist beson­ders wich­tig in einer Welt, die gro­ße Volks- und Men­schen­be­we­gun­gen erlebt wie noch nie, die auf der Suche nach Sicher­heit und einem wür­di­gen Leben sind.“

Katho​li​sches​.info schrieb in die­sem Zusam­men­hang von „Schleif­spu­ren des reli­giö­sen Relativismus“:

  • Es ist nicht das erste Mal, daß Fran­zis­kus die „reli­giö­se Viel­falt“ lobt. Den Auf­takt mach­te am 1. Okto­ber 2013 ein sich seit­her viel­fach wie­der­ho­len­der Angriff gegen „Pro­se­ly­ten­ma­che­rei“, womit in Wirk­lich­keit der Mis­si­ons­auf­trag der Kir­che unter­gra­ben wird. Sei­nem athe­isti­schen Freund Euge­nio Scal­fa­ri ver­si­cher­te er, ihn „nicht bekeh­ren“ zu wollen.
  • Im Vati­kan herrscht unter Fran­zis­kus ein Wett­lauf dar­um, wer den Mis­si­ons­auf­trag mehr ein­schränkt. Kar­di­nal Kurt Koch erklär­te im Mai 2016, die Kir­che habe „die Mis­si­on, die Men­schen aller nicht-christ­li­chen Reli­gio­nen außer dem Juden­tum zu bekeh­ren“. Kei­ne Juden­mis­si­on? Davon sag­te Jesus nichts, im Gegen­teil, da er selbst alle Apo­stel aus dem Kreis der Juden erwähl­te. Kurz dar­auf ruder­te Vati­kan­spre­cher Lom­bar­di (im Auf­trag von Papst Fran­zis­kus?) auch bei der Muslim­mis­si­on zurück. Kei­ne Juden­mis­si­on? Kei­ne Muslimmission?
  • Ein beson­ders ekla­tan­tes Bei­spiel war das syn­kre­ti­sti­sche „Video vom Papst“ im Janu­ar 2016, wo Chri­sten, Juden, Mus­li­me und Bud­dhi­sten auf eine Stu­fe gestellt und als „Kin­der Got­tes“ ange­spro­chen wur­den. Jesus Chri­stus war neben Meno­rah, mus­li­mi­scher Gebets­ket­te und Bud­dha nur mehr einer unter ver­schie­de­nen Wegen „zu Gott“ und „zur Liebe“.
  • Weni­ge Mona­te spä­ter bezeich­ne­te Fran­zis­kus am 24. April 2016, beim Earth Day der Foko­lar­be­we­gung, daß es „nicht wich­tig“ sei, zu wel­cher Reli­gi­on ein Mensch gehöre.
  • In Abu Dha­bi unter­zeich­ne­te er am 4. Febru­ar 2019 mit dem Groß­i­mam von al-Azhar ein Doku­ment über die „mensch­li­che Brü­der­lich­keit“, das reli­giö­sen Rela­ti­vis­mus atmet und des­halb die Frei­mau­rer vor Begei­ste­rung öffent­lich jubeln ließ. Fran­zis­kus ließ das von ihm unter­zeich­ne­te Doku­ment allen katho­li­schen Uni­ver­si­tä­ten und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen zukom­men, damit sie es im Sin­ne einer Richt­li­ni­en­vor­ga­be studieren.
  • Am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de besuch­te Fran­zis­kus Bul­ga­ri­en und Nord­ma­ze­do­ni­en, wo er in Varia­tio­nen sag­te, die Schön­heit die­ser Län­der sei der „reli­giö­sen Viel­falt“ geschuldet.

Ein sol­ches Ver­hal­ten erstaunt aus dem Mund des Pap­stes, der beru­fen ist, bis an die Enden der Erde die Fro­he Bot­schaft von Jesus Chri­stus zu verkünden.

Papst Fran­zis­kus mit Reli­gi­ons­ver­tre­tern bei einem Tref­fen gegen Skla­ve­rei und moder­nen Menschenhandel

Auf die „Häresie der Häresien“ folgt der Supergau

Fran­zis­kus zeig­te sich unbe­ein­druckt von der Kri­tik und der per­sön­lich vor­ge­brach­ten Sor­ge von Bischof Schnei­der. Im August 2019 lob­te der Papst das Abu-Dha­bi-Doku­ment und voll­zog die Errich­tung eines Hohen Komi­tees für die Brü­der­lich­keit aller Men­schen mit dem Auf­trag, das Doku­ment vom Febru­ar umzusetzen.

Als Begleit­mu­sik zur Ama­zo­nas­syn­ode zün­de­te Euge­nio Scal­fa­ri wenig spä­ter die Atom­bom­be aller Atom­bom­ben. Der Freund des Pap­stes, ein Athe­ist aus frei­mau­re­ri­scher Tra­di­ti­on, ließ am 9. Okto­ber 2019 ver­lau­ten, was ihm Fran­zis­kus anver­traut habe. Scal­fa­ris Arti­kel krei­ste um das gro­ße Pro­blem, an dem das Pro­jekt der Welt­ein­heits­re­li­gi­on von dem Einen Gott und der Einen Reli­gi­on schei­tert: Jesus Chri­stus. Juden­tum und Islam leh­nen die Got­tes­sohn­schaft Jesu Chri­sti und die Tri­ni­täts­leh­re ab. Wegen des Anspruchs, der Sohn des leben­di­gen Got­tes zu sein, wur­de Chri­stus ans Kreuz geschla­gen. Wie die­se Hür­de für die Ver­wirk­li­chung des frei­mau­re­ri­schen Trau­mes neh­men, den Les­sing in sei­ner Ring­pa­ra­bel arti­ku­lier­te? Scal­fa­ri lie­fer­te den Supergau:

„Wer wie ich mehr­fach das Glück hat­te, ihm zu begeg­nen und mit ihm in größ­ter kul­tu­rel­ler Ver­traut­heit zu spre­chen, weiß, daß Papst Fran­zis­kus Chri­stus als Jesus von Naza­reth, als Men­schen und nicht als mensch­ge­wor­de­nen Gott versteht.“

Und wei­ter:

„Als es mir mög­lich war, die­se Sät­ze zu dis­ku­tie­ren, sag­te mir Papst Fran­zis­kus: ‚Sie sind der erwie­se­ne Beweis, daß Jesus von Naza­reth, sobald er Mensch wur­de, wenn auch ein Mensch mit außer­ge­wöhn­li­chen Kräf­ten, mit­nich­ten Gott war.“

Damit wur­de die „Häre­sie der Häre­sie“ vom Febru­ar 2019 noch in den Schat­ten gestellt. Zusam­men­ge­nom­men ergibt sich jedoch ein roter Faden.

Katho​li​sches​.info schrieb dazu:

„Dane­ben fällt noch ein Detail auf. Nur ein Detail, aber immer­hin: Was meint Scal­fa­ri genau mit sei­ner For­mu­lie­rung, daß die Begeg­nun­gen zwi­schen ihm und Fran­zis­kus ‚in größ­ter kul­tu­rel­ler Ver­traut­heit‘ statt­fan­den? Was ist die­se ‚größ­te kul­tu­rel­le Ver­traut­heit‘ für einen Athe­isten und Freimaurer?

Wie wird der Hei­li­ge Stuhl reagie­ren? Wie bis­her: schweigend?“

Der Hei­li­ge Stuhl reagier­te erwar­tungs­ge­mäß nicht. Qui tacet, con­sen­ti­re vide­tur. Wer schweigt, scheint zuzu­stim­men, sag­te Papst Boni­fa­ti­us VIII. (1294–1303).

Das „Abra­ha­mi­ti­sche Haus“, wie es in Abu Dha­bi entsteht.

Das gemeinsame Haus für die drei monotheistischen Weltreligionen

Im Novem­ber 2019 emp­fing Fran­zis­kus den Groß­i­mam al-Tay­yeb im Vati­kan, um die Ver­wirk­li­chung des Pro­jekts Abra­ha­mic Fami­ly Hou­se (Haus der Abra­ha­ma­ti­schen Fami­lie), ein gemein­sa­mes Haus für die drei mono­the­isti­schen Welt­re­li­gio­nen Juden­tum, Chri­sten­tum und Islam, zu star­ten, das in Abu Dha­bi ver­wirk­licht wird.

Gemäß dem Pro­jekt des Archi­tek­ten Sir David Adjaye wer­den die drei Kult­stät­ten durch ein gemein­sa­mes Fun­da­ment ver­bun­den und in eine aus­ge­dehn­te Gar­ten­an­la­ge inte­griert sein, die offen­bar eine Art neu­er Gar­ten Eden wer­den soll.

Adjaye ver­kör­pert per­sön­lich das neue „uni­ver­sa­le“ Ide­al: Mus­lim, Sohn eines Gha­na­er Diplo­ma­ten, gebo­ren in Dar­essa­lam in Tan­sa­nia, auf­ge­wach­sen in Ägyp­ten, im Jemen und im Liba­non, Stu­di­um in Groß­bri­tan­ni­en, pro­jek­tier­te das Natio­nal Muse­um of Afri­can Ame­ri­can Histo­ry and Cul­tu­re in Washing­ton in den USA, inzwi­schen bri­ti­scher Staats­bür­ger und von Köni­gin Eli­sa­beth II. geadelt.

Kri­tik am Pro­jekt äußer­te der ehe­ma­li­ge Vati­kan­di­plo­mat Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò:

„Das ist der Ver­such einer Neu­auf­la­ge der ersten Schöp­fung in gno­sti­scher und frei­mau­re­ri­scher Les­art. (…) Im Gar­ten von Abu Dha­bi erhebt sich der Tem­pel der syn­kre­ti­sti­schen neu­en Welt­re­li­gi­on mit ihren anti­christ­li­chen Dog­men. Nicht ein­mal der hoff­nungs­voll­ste Frei­mau­rer hät­te sich noch vor kur­zem so etwas vor­zu­stel­len gewagt!“

Und wei­ter:

„Papst Berg­o­glio setzt damit die Apo­sta­sie von Abu Dha­bi fort, die das Ergeb­nis des pan­the­isti­schen und agno­sti­schen Neo-Moder­nis­mus ist, der aus dem Kon­zils­do­ku­ment Nost­ra aet­a­te her­vor­ge­gan­gen ist und die römi­sche Kir­che tyran­ni­siert. Wir sind gezwun­gen, es anzu­er­ken­nen: Die ver­gif­te­ten Früch­te des ‚Kon­zils­früh­lings‘ sind für alle sicht­bar, die sich von der herr­schen­den Lüge nicht blen­den lassen.“

Abu Dha­bi ist nicht das ein­zi­ge „abra­ha­mi­ti­sche“ Pro­jekt für eine Welt­ein­heits­re­li­gi­on. Auch mit­ten in Ber­lin soll ein ähn­li­cher Plan Ver­wirk­li­chung fin­den. Dort nicht mit katho­li­scher, son­dern pro­te­stan­ti­scher Beteiligung.

Von Nost­ra aet­a­te führ­te der Weg zum „Geist von Assi­si“, der 1986 von der Gemein­schaft von San­t’E­gi­dio geru­fen wur­de. 2019 folg­te als näch­ster Schritt der Über­gang zum „Geist von Abu Dha­bi“, der „in Kür­ze“ zum Inhalt einer päpst­li­chen Enzy­kli­ka wer­den soll.

Papst Franziskus 2016 in Assisi: 30 Jahre Assisi-Treffen der Gemeinschaft von Sant'Egidio
Papst Fran­zis­kus 2016 in Assi­si: 30 Jah­re Assi­si-Tref­fen der Gemein­schaft von Sant’Egidio

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va (Screen­shot)

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