Heilige Fausta Jungfrau und Märtyrerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

20. September

Die heilige Fausta Märtyrerin

(Wunder)

Es gibt manche Heiligengeschichten, und die heutige gehört auch dazu, welche ganz zu erzählen man sich kaum getraut wegen der auffallenden Wunder, die darin vorkommen. Viele Leute, besonders die Weltmenschen, meinen nämlich, es müsse Alles nach derselben Naturordnung immer gegangen sein, wie wir es alle tage um uns sehen; sie meinen, Gott selber sei daran gebunden und es sei ihm gleichsam nicht erlaubt davon abzuweichen. Allein diese Ansicht ist so unvernünftig, wie wenn man sagen wollte, der Uhrmacher könne nicht den Zeiger vor- oder nachrichten, sondern müsse das Werk immer laufen lassen, wie er es einmal in Gang gesetzt hat. Gott ist der Herr über alle Dinge und alle Naturgesetze. Wenn keine besonderen Gründe es verlangen, so geht alles Sichtbare in der gewöhnlichen Ordnung der Natur; und der Mensch darf nicht verlangen, Gott soll seinetwegen diese Ordnung stören und Wunder tun. Wie aber Gott bei Erschaffung der Welt gleichsam lauter Wunder getan hat; so war es auch nötig, daß zur Gründung seiner Kirche große und viele Wunder geschahen und zwar nicht nur zur Zeit Christi und der Apostel, sondern einige hundert Jahre lang, damit der Glaube an die christliche Religion verbreitet und befestigt werde. Außerdem hat Gott aber zu allen Zeiten manche Heilige durch Wunder ausgezeichnet, um vor der Welt zu zeigen, daß sie vorzugsweise wahre lebendige Glieder Desjenigen seien, der gesagt hat: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ Die alten Akten, welche über den Tod der hl. Fausta vorhanden sind, erzählen Folgendes:

Da der Kaiser Maximinian erfahren hatte, daß eine gewisse Jungfrau, Namens Fausta, die Tochter des Beamten Gamellus, schon mit dem dreizehnten Lebensjahr verwaist im Christentum erzogen werde, schickte er den obersten Hofherrn Evilasius nach Kyzikus um das Mädchen aufzusuchen und zu bereden, daß es den Göttern opfere. Da die Jungfrau demselben vorgeführt war, wollte er sie nötigen zu opfern. Fausta aber sagte zu ihm: „O Evilasius, ich werde solchen Göttern nicht opfern, welche solchen Göttern nicht opfern, welche taub und blind sind und Werke von Menschenhänden; denn ich habe meinen Heiland JesusChristus, der im Himmel ist, und ich kann ihn nicht verlassen, wenn ich den Lohn nicht verlieren will, den ich bei ihm bekomme.“

Evilasius aber sagte zu ihr: „Höre auf mich, Fausta, wie auf deinen Vater, und folge mir und opfere dem großen Gott Jupiter und dem unüberwindlichen Mars und dem Apollo und dem Äskulap; ich weiß, du wirst mir folgen, wenn du hörst, was dir sonst bevor steht.“ – Fausta erwiderte ihm: „ Glauben nicht, daß ich eine aus den Törichten bin; wenn ich auch den Jahren nach jung bin, so hängt doch mein Geist ganz an Gott und in ihm gefestigt.“ – Da befahl Evilasius um sie zu beschimpfen, daß ihr der Schleier herunter gerissen werde. Fausta aber sagte nichts dabei, sondern schaute gegen Himmel, wo sie ihren geliebten Herrn Jesus Christus erblickte. Evilasius befahl nun den Dienern: „Bringt Schmiedeisen herbei; denn wenn sie nicht die Pein dieser Marterwerkzeuge inne geworden ist, so wird sie nicht nachgeben und opfern.“ Die Diener vollführten den Befehl und brachten Eisen. Nun sagte Evilasius zu Fausta: „Siehst du die Eisen, womit du gemartert werden sollst?“ – Fausta antwortete: „Ich sehe sie, aber meine Seele ist nicht erschrocken, du grausamer Blutmensch.“

Voll Zorn befahl Evilasius, daß sie aufgehängt und stark gefoltert werde. Da solches geschah, hob sie ihre Augen zum Himmel und sprach: „Gott, Vater unseres Herrn Jesu Christi, der du den drei Jünglingen im Feuerofen beigestanden bist, und den Daniel aus dem Rachen der Löwen errettet, der du den Moses durch das rote Meer wie durch trockenes Land geführt, der du den Petrus unversehrt aus Kerker und Banden erlöst hast, der du mit einem Blick die Erde zittern machst, sei mir Sünderin gnädig.“ – Alsbald blitzte es vom Himmel. Wie Evilasius dieses sah, fürchtete er, es sei Zauberei und er und seine Diener könnten um`s Leben kommen; er rief: „Fausta, du verspottest mich und treibst Zauberkünste.“ – Sie antwortete: „Evilasius, wenn du ein Bild von mir hättest und würdest das Bild martern, so wäre das eine ganz vergebliche Mühe. Sieh`, gerade so wenig fühle ich es, wenn ich gefoltert werde, als ein Bild es fühlt; umsonst gibst du dir Mühe; du hast Gewalt über einen Leib, in meiner Seele aber hat nur Gott Gewalt.“ – Da Evilasius solches hörte, ließ er eine Bank herbei bringen, die Jungfrau darauf legen und mit scharfen Nägeln annaglen und befahl sie mitten entzwei zu sägen. Während nun die Scharfrichter an ihr zu sägen versuchten, wie an Holz, sagte die hl. Fausta mit dem Psalmisten: „Ich werde kein Übel fürchten, weil du, o Herr, bei mir bist.“
Die Henkersknechte wurden aber bei diesem Versuch müde und matt und richteten nichts aus. Sie gingen zu Evilasius und meldeten es ihm, daß sie einige Stunden lang vergeblich den Versuch gemacht hätten; sie hätten auch die Sägen gewechselt und zuletzt sogar Feuer angebracht, aber Alles habe ihr nichts getan. Da Evilasius solches hörte, wußte er nicht mehr was er denken solle und wurde ganz verwirrt; er sprach zu Fausta: „Du verspottest mich mit Zauberkünsten; ich bin schon achtzig Jahre alt und habe solches noch nie gesehen. Ich schwöre dir beim Leben des Kaisers und bei allen Göttern, ich will dir nichts antun, wenn du einwilligst und opferst; denn ich kann wegen dir selbst um das Leben kommen; ich sehe wohl, daß ich dir nicht schaden kann und gegen Gott streite; gestehe mir jetzt die Wahrheit.“

Fausta sprach zu ihm: „Merke auf, denn was ich dir sage, sind Worte höherer Kraft und können dich bewegen unsere Religion anzunehmen.“ Da Evilasius solches hörte, ging er mit Fausta bei Seite, um von ihr Genaueres über das Christentum zu hören. Fausta gab ihm nun klare und eindringliche Rechenschaft über den christlichen Glauben. Indem aber Evilasius die Worte dieser heiligen Jungfrau vernahm, und wie Gottes Barmherzigkeit so überaus herrlich sei, öffnete ihm der heilige Geist das herz; er fing an sich zu bekehren und fürchtete nicht mehr des Kaisers Befehl und den Verlust seiner Gerichtsstelle, sondern befahl Fausta frei zu lassen. Da lief einer der Diener des Evilasius zum Kaiser und berichtete ihm: „Evilasius hat dir den Christus vorgezogen und wird selber Christ werden, wenn deine Majestät ihn nicht schnell ergreifen läßt.“ – Kaiser Maximinianus ließ alsbald den Präfekten kommen und sprach zu ihm: „Schwöre mir bei den Göttern, daß du nicht zu denen hälst, welche den Gekreuzigten bekennen.“ – Der Präfekt legte den Eid ab und wurde dann gegen Evilasius nach Kyzikus gesandt. Hier stellte er ein Verhör an und sprach: „Verrückter Kopf, wie kannst du die Götter verlassen und dich an die unsinnigen Christen hingeben?“ – Evilasius antwortete: „Beim Sohn Gottes, wenn du an den lebendigen und ewigen Gott glaubst, so wirst du glückselig sein; was du aber bis jetzt anbetest sind Teufel, keine Götter.“ – Über diese Sprache entsetzte sich der Präfekt ganz, denn er war ein Götzendiener, und befahl voll Zorn ihn zu foltern.

Evilasius aber rief: „Fausta, Taube Christi, die du rein und unbefleckt bist, rufe deinen Bräutigam für mich an, der ich dich viel verfolgt habe; denn durch dich habe ich den Sohn Gottes erkannt; du hast mich zum Licht geführt, hast mich der Finsternis entrissen, hast mich vom Teufel befreit.. Stehe mir bei, zürne mir nicht der Marter wegen, welche ich dir antun ließ, ich bitte dich, Herrin, sei mir am Tage des Heils eine Fürbitterin.“ – Da Fausta das Flehen des Evilasius hörte, vergaß sie aller früheren Quallen und sprach: „Mein Gott, erweise mir doch die hohe Gnade, und nimm den Evilasius in die Herde deiner Schafe auf und zähle ihn zur Zahl der Gerechten.“ – Da der Präfekt hörte, daß Evilasius von der hl. Fausta bekehrt worden sei, ließ er sie vorführen.

Die Scharfrichter brachten sie mit abgerissenem Schleier und Kleidern, sie wollten sie dadurch zu Schanden machen, allein Fausta ging freudig einher. – Der Präfekt redete sie an: „Ruchlose Verbrecherin, du hast dich bemüht, einen Verehrer der Götter zum Anfall zu bringen und für deinen Gott zu gewinnen.“ – Fausta antwortete dem Präfekten: „Ich glaube zu Gott, welcher den Evilasius, den ehemaligen Götzendiener, zum Sohn der Wahrheit umgewandelt hat, daß er auch dich zu sich rufen wird.“ – Der Präfekt erwiderte: „Du musst nicht meinen, du habest mit Evilasius zu tun; ich werde dein Fleisch durchstechen lassen den Göttern zu Ehren, da du sie nicht bekennen willst.“ – Fausta sprach: „Du hast meinen Körper in der Gewalt, mache, was du willst.“ – Ergrimmt befahl der Präfekt, ihr die Füße zu durchbohren und Nägel durch zuschlagen. Da solches ausgeführt wurde, hatte die hl. Dienerin Gottes keine Schmerzen davon; denn sie wurde von der göttlichen Macht bewahrt. Da der Präfekt sah, daß diese Strafe nichts ausrichte, rief er zu seinem Dienstpersonal: Wer mir die ärgste Strafe anzugeben weiß, der wird befördert.“

Einer Namens Claudius sagte: „Man werfe sie den wilden Tieren vor.“ – Der Präfekt befahl auf den andern Tag hierfür Anstalten zu machen, und ließ dann Fausta von den Henkersknechten auf den Schauplatz führen und eine Löwin auf sie loslassen. Dieses Raubtier lief zu Fausta hin und machte Gebärden, wie wenn es seine Ehrfurcht vor ihr bezeigen wollte. Als der Präfekt solches sah, befahl er alle wilden Tiere auf sie loszulassen; diese aber legten sich ihr zu Füßen. – Angesichts dieses neuen Wunders befahl der Präfekt sie ganz nackt auszuziehen; Fausta aber flehte zum Herrn und sprach: „Herr Jesus Christus, bedecke dein Geschöpf!“, und sogleich wurde sie von einer Wolke umhüllt. – Der Präfekt aber sprach zu den Dienern: „Wenn mir einer die ärgste Strafe ausfindig macht, wie ich schon gesagt habe, so wird er befördert und bekommt eine größere Besoldung.“ – Da sagte ein gewisser Eusebius zum Präfekten: „Gib mir sie in die Gewalt, ich werde sie zum Opfern bringen.“ Da der Präfekt einwilligte, so schlug er mit einem Hammer ihr Nägel in den Kopf, in die Stirne, in das Gesicht, in die Brust, in die Beine, wie man die Soldatenstiefel mit Nägeln beschlägt. Die Heilige betete aber: „Herr Jesus Christus, der du lebst und bleibst in Ewigkeit, Sonne der Gerechtigkeit, Krone der Heiligen, der du auch mich Sünderin berufen hast, gib diesem Präfekten die Erkenntnis, daß es keinen Gott gibt außer dir.“ – Eusebius ließ nun einen Scheiterhaufen herrichten und warf Pech darauf; darauf sollten Fausta und Evilasius verbrannt werden. Diese aber lobten und priesen Gott in den Flammen. Die Gnade Gottes aber, und was er hier gesehen und gehört hatte, brachten auch den Präfekten zum Glauben, wofür er dann ebenfalls den Märtyrertod litt.“

Da der Kaiser Maximinian erfuhr, was mit Evilasius und dem Präfekten geschehen sei, fluchte er über seine Götter, besonders über den Apollo, Mars und Äskulap, daß sie seine Leute nicht vor den Christen behütet hätten. Die Christen hingegen, welche dabei gewesen, begruben mit Freuden die Körper der Heiligen, und lobten Gott den Vater, den Sohn und den heiligen Geist, welchem Ehre sei und Ruhm und Macht jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen. –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 3 Juli bis September, 1872, S. 466 – S. 471

Tags: Heilige

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