Epicenter-Komplex

Hier ersetzen Chip-Implantate den Büroschlüssel

Elektronik
02.02.2015 10:27
Geht es nach den Betreibern des vor wenigen Tagen eröffneten Bürokomplexes Epicenter im schwedischen Stockholm, sind Schlüssel und Kopierkarte ein Relikt der Vergangenheit. Die Zukunft, so glaubt man, gehört RFID-Chips, die den Mitarbeitern direkt in die Hand implantiert werden. Mit den Chips können sie Türen öffnen, den Kopierer benutzen und künftig sogar Essen kaufen. Allerdings: Nicht jeder kann sich mit dem Mikrochip unter der Haut anfreunden.

Felicio de Costa, der sich mit seiner Firma in dem Bürokomplex eingemietet hat, ist einer der ersten "gechippten" Büroarbeiter in Schweden. Wenn er morgens ins Büro kommt, braucht er keinen Schlüssel, sondern hält seine Hand gegen einen Scanner. Will er kopieren, ersetzt die Hand die Kopierkarte. Wie die britische TV-Anstalt BBC berichtet, hat de Costa einen reiskorngroßen RFID-Chip in seiner Hand, durch den er von den überall im Bürokomplex verteilten Scannern erkannt wird.

Funktionen des Chips werden stetig erweitert
Noch steht die Nutzung der Chips am Anfang, die Funktionen der Implantate sollen künftig aber noch erweitert werden. Das Mittagessen in der Kantine könnte schon bald mit dem implantierten Chip bezahlt werden, weitere Anwendungsmöglichkeiten dürften folgen. Die Betreiber des Komplexes sind überzeugt von der Technologie, selbst der Chef des Epicenter hat sich chippen lassen.

Aktuell ist das neue Bürogebäude noch spärlich bevölkert. Man sucht nach Mietern. Insgesamt 700 Menschen sollen mittelfristig in dem Gebäude arbeiten – und allen will man das Angebot machen, sich chippen zu lassen, um die Infrastruktur so unkompliziert nutzen zu können wie Felicio de Costa. Der Prozess, bei dem der RFID-Chip in die Hand implantiert wird, ist so unkompliziert, dass der Chip binnen weniger Minuten unter der Haut in Position gebracht ist. BBC-Reporter Rory Cellan-Jones, der die Prozedur über sich ergehen ließ: "Es tut einen Moment lang weh – nicht viel schlimmer als eine Spritze."

Chip-Implantate werden kontrovers diskutiert
In Schweden im Allgemeinen und dem Epicenter im Speziellen gibt es viele, die RFID-Chips unter der Haut als praktisch betrachten. Zum Beispiel Hannes Sjoblad, der die Entwicklung der RFID-Chips leitet. "Heute ist es ein bisschen umständlich. Wir brauchen PIN-Codes und Passwörter. Wäre es nicht einfacher, etwas einfach mit der Hand zu berühren? Das ist doch wirklich intuitiv", sagt er.

Es gibt aber auch viele RFID-Gegner. Manche sind strikt dagegen, sich Chips implantieren zu lassen. Andere würden darüber nachdenken, wenn der Funktionsumfang noch erweitert wird – nur Türen zu öffnen und den Kopierer zu bedienen, rechtfertigt die Prozedur für viele noch nicht. Und manche betrachten die Chips auch kritisch: Was, wenn sie eines Tages von Staaten und Unternehmen zur Überwachung der Bevölkerung verwendet werden?

Gerade diese Frage spreche für die RFID-Chips, glaubt Sjoblad. "Wir wollen in der Lage sein, die Technologie zu verstehen, bevor große Firmen und Regierungen kommen und sagen, jeder muss sich chippen lassen – mit dem Finanzamt-Chip, dem Google- oder Facebook-Chip." Nur, wenn man bereits viel über die Technologie und ihren praktischen Einsatz wisse, könne man solche Pläne effektiv in Frage stellen.

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