WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Politik
  3. Ausland
  4. Harvard-Studie: Nirgends kommt Trump schlechter weg als im deutschen Fernsehen

Ausland Harvard-Studie

Nirgends kommt Trump schlechter weg als im deutschen Fernsehen

„Kein Politiker wurde jemals schlechter behandelt als ich“

US-Präsident Trump hat eine Rede vor der Akademie der Küstenwache in New London gehalten. Dabei motivierte er das Publikum, niemals aufzugeben. Und nutzte auch die Gelegenheit, kurz über die Presse zu sprechen.

Quelle: N24

Autoplay
Donald Trump ist in seinen ersten 100 Tagen als Präsident in den Medien schlechter rübergekommen als jeder Amtsvorgänger, besagt eine Studie. Am negativsten war die Berichterstattung in einem deutschen TV-Sender.

Eine Studie der amerikanischen Universität Harvard hat die Berichterstattung führender amerikanischer und europäischer Medien in den ersten 100 Amtstagen von US-Präsident Donald Trump ausgewertet. Die ARD wurde als einziges deutsches Medium in die Betrachtung mit einbezogen.

Das Ergebnis: Nirgends wurde negativer über den neuen Präsidenten reportiert als in dem deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. 98 Prozent der wertenden Berichte in der Hauptnachrichtensendung im Ersten waren laut der Studie negativ, nur zwei Prozent positiv.

Die Studie erfasste nicht nur journalistische Bewertungen von Trumps Politik, sondern auch vorgeblich aus Trumps Sicht ungünstige Nachrichten (z.B. fallende Umfragewerte oder gescheiterte Gesetzesvorhaben) oder etwa Berichte über Kritik von Seiten der Opposition als „negativ im Ton.“ Berichte, die nach Einschätzung der Firma Media Tenor, welche die Fernsehsendungen im Auftrag des Shorenstein Centers auswertete, „neutral im Ton“ waren, wurden nicht berücksichtigt.

Durchschnittlich etwa ein Drittel der Nachrichtenbeiträge sind der Untersuchung zufolge im Ton neutral – diese flossen nicht in die Bewertung ein. Am positivsten kam der Präsident in den Hauptnachrichten beim US-Sender Fox weg, der Trumps Partei – den Republikanern – nahesteht. Doch auch hier waren etwas mehr als die Hälfte der Berichte negativ.

Die Studienautoren betrachteten sieben US-Medien – vier Fernsehsender (CNN, NBC, CBS, Fox) und drei Zeitungen („New York Times“, „Washington Post“, „Wall Street Journal“) – sowie drei europäische Medien (die Sender ARD und BBC sowie die Zeitung „Financial Times“). Ausgewertet wurden bei den Fernsehsendern die Hauptnachrichtensendungen und in den Zeitungen alle Artikel außer die Sport-Seiten und Leserbriefe. Als negativ werden Berichte betrachtet, in denen Trump direkt kritisiert wird oder in denen ein Ereignis, ein Trend oder eine politische Entwicklung nachteilig auf den Präsidenten zurückfallen.

Durchschnittlich etwa ein Drittel der Nachrichtenbeiträge sind der Untersuchung zufolge im Ton neutral – diese flossen nicht in die Bewertung ein
Durchschnittlich etwa ein Drittel der Nachrichtenbeiträge sind der Untersuchung zufolge im Ton neutral – diese flossen nicht in die Bewertung ein
Quelle: Infografik Die Welt

Insgesamt fielen 80 Prozent der wertenden Berichterstattung über Trump negativ aus. Damit kommt Donald Trump in den Medien nach 100 Tagen sogar noch schlechter weg als einer seiner Amtsvorgänger, Bill Clinton (60 Prozent). Der Politiker der Demokratischen Partei war während seiner Amtszeit durchweg mit negativer Berichterstattung konfrontiert gewesen. Einst ließ er sich deshalb in einem „Rolling Stone“-Interview zu dem Satz hinreißen: „Ich habe mehr verdammte Kämpfe ausgefochten als jeder Präsident in 20 Jahren ... und habe dafür von der liberalen Presse kein bisschen Anerkennung bekommen. Ich habe es so satt.“

Der Unterschied zwischen Clinton und Trump ist nach Angaben der Autoren, dass Letzterer einen „Kampf mit der Presse“ aufgenommen hat. Er twittert gegen die Medien, weigert sich, bestimmte Fragen in Pressekonferenzen zu beantworten, verzichtet auf das Presse-Dinner im Weißen Haus. Er gehe offen auf Konfrontationskurs mit den Medien, heißt es in der Studie – auch „mit Genuss“.

Lesen Sie auch

Ein weiterer früherer US-Präsident, Richard Nixon, ging demnach vor allem hinter den Kulissen gegen unliebsame Berichte vor. So habe er gedroht, die Lizenzen der Sender zu übernehmen, wenn sie nicht gefälliger über ihn berichten würden. Clinton und Barack Obama hingegen hätten auf Eins-zu-eins-Interviews mit Reportern gesetzt, um ihre Seite der Geschichte an die Öffentlichkeit zu bringen.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Trump-Berichterstattung „sogar für die heutzutage extrem kritische Presse erstaunlich negativ war“. Auswertungen über frühere Präsidenten seien nicht einmal ansatzweise auf dem Niveau der ungünstigen Berichterstattung über Donald Trump. Ginge das so weiter, übertreffe er bald Bill Clinton. „Trump könnte die Negativberichterstattung auf ein neues Level heben“, schreibt Harvard-Professor Thomas Patterson, der die Studie durchgeführt hat.

Anzeige

Sehr ungewöhnlich sei außerdem, dass die TV-Berichterstattung so negativ ist, obwohl Trump in den Berichten selbst zu Wort kommt – nämlich in zwei Dritteln der Sendezeit. Clinton hatte sich hingegen über die Medien beschwert, weil sie ihn selbst nicht genug sprechen ließen. Trump bekommt zwar viel Redezeit – aber hinterlässt dadurch selbst einen negativen Eindruck.

Quelle: Infografik Die Welt

In den amerikanischen Medien spielten in den ersten 100 Tagen vor allem die Themen Immigration und Terrorismus sowie das Gesundheitssystem eine Rolle. In den europäischen Medien lag der Fokus mehr auf internationalem Handel, Trumps Außenpolitik und seinem Verhältnis zu Russland.

Und in noch einem wichen die Europäer ab: in der Berichterstattung über die Gesundheit Donald Trumps. Die Hauptnachrichtensendungen der ARD hielten die Amtstauglichkeit des Präsidenten für ein entscheidendes Thema. Allein im Januar machte sie gemäß der Erhebung ein Fünftel der Berichterstattung über Trump aus. Auch drei Monate später sei immer noch prominent darüber berichtet worden (zehn Prozent der Berichte) – zu 98 Prozent negativ.

Korrektur: In einer früheren Version des Artikels hieß es fälschlicherweise: „98 Prozent der Berichte im Ersten waren laut der Studie negativ, nur zwei Prozent positiv.“ Es muss jedoch lauten: „98 Prozent der wertenden Berichte in der Hauptnachrichtensendung im Ersten waren laut der Studie negativ, nur zwei Prozent positiv. Durchschnittlich etwa ein Drittel der Nachrichtenbeiträge sind der Untersuchung zufolge im Ton neutral – diese flossen nicht in die Bewertung ein.“ Im letzten Absatz hieß es außerdem, die „körperliche Verfassung des Präsidenten“ sei ein entscheidendes Thema. Dies war falsch übersetzt, es handelt sich um die „Amtstauglichkeit des Präsidenten“. Wir bitten das zu entschuldigen.

Nachtrag zur Korrektur: Folgende Passage haben wir an entsprechender Stelle zur Erläuterung ergänzt: „Die Studie erfasste nicht nur journalistische Bewertungen von Trumps Politik, sondern auch vorgeblich aus Trumps Sicht ungünstige Nachrichten (z.B. fallende Umfragewerte oder gescheiterte Gesetzesvorhaben) oder etwa Berichte über Kritik von Seiten der Opposition als „negativ im Ton.“ Berichte, die nach Einschätzung der Firma Media Tenor, welche die Fernsehsendungen im Auftrag des Shorenstein Centers auswertete, „neutral im Ton“ waren, wurden nicht berücksichtigt.“

„Das ist keine Drohung. Er hat einfach Fakten aufgeschrieben“

Bei der täglichen Pressekonferenz des Weißen Hauses wurde Sean Spicer von Journalisten auf die jüngsten Twitter-Eskapaden des US-Präsidenten angesprochen. Spicer verweigerte eine Erklärung.

Quelle: N24

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema