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Masern

Wer nicht geimpft ist, muss die Schule wieder verlassen

Impfpassaktion an der Gesamtschule in Hildesheim

Impfpassaktion an der Gesamtschule in Hildesheim

Hildesheim. An einer Gesamtschule in Hildesheim wird dieser Freitag sicher in Erinnerung bleiben: Mitarbeiter des Gesundheitsamtes überprüften die Impfpässe aller 26 Klassen und auch die der Lehrer, weil zwei Schüler an Masern erkrankt sind. Der Landkreis will so verhindern, dass sich die Krankheit ausbreitet. Alle, die nicht ausreichend geschützt sind, dürfen die Schule vorerst nicht betreten. Solche weitreichenden Maßnahmen lässt das Infektionsschutzgesetz zu „bis nach ärztlichem Urteil eine Weiterverbreitung der Krankheit nicht mehr zu befürchten ist“. Masern sind hochansteckend und können gefährliche Folgen haben.

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Es ist kurz vor 8 Uhr, als der Schultag an der Oskar-Schindler-Gesamtschule (OSG) unter großem Medieninteresse beginnt. Drei Kamerateams machen sich vor dem Schulgebäude bereit, die Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes zu filmen. In zwei Klassenräumen machen sich neun Behördenvertreter, mit Textmarkern und Namenslisten ausgerüstet, daran, die Impfpässe der Schüler und Angestellten nach einem Ampelsystem zu kontrollieren. Wer ausreichend gegen Masern geimpft ist, bekommt eine grüne Markierung. Namen jener, deren Impfung aufgefrischt werden sollte, werden orange angestrichen.

Masernimpfung wird kontrolliert

Fehlt ein Impfpass oder die Impfung gegen Masern – roter Strich, die Eltern bekommen einen Brief. Darin werden sie aufgefordert, ihre Kinder bis Freitag, 22. März, nicht zur Schule zu schicken, weil sie sich anstecken können. „Das ist zum Schutz für alle anderen Kinder, Lehrer oder auch diejenigen, mit denen sie im Bus fahren“, erläutert Sabine Levonen, Sprecherin des Landkreises Hildesheim. Um 8.20 Uhr ertönt eine Durchsage im Schulgebäude: Alle Schüler, die ihren Impfpass zuhause vergessen haben, sollen von ihren Lehrern losgeschickt werden und ihn bis 10 Uhr holen.

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Vor einem Nebenraum stehen die Erwachsenen Schlange. Dort wird jeder Angestellte, ob Lehrer oder Putzkraft, einzeln zum Gespräch gebeten. Wer nicht sicher ist, wie es um seinen Impfstatus aussieht, dem wird Blut abgenommen. Vorsorglich kontrolliert das Gesundheitsamt auch die Impfpässe von 70 Kindern einer Grundschule. Sie waren im möglichen Infektionszeitraum in der Mensa der OSG zu Besuch.

In und um Hildesheim sind nach Angaben des Landesgesundheitsamts seit Jahresbeginn 18 Masernerkrankungen bestätigt – in Niedersachsen sind es insgesamt 26. Zuletzt kam ein Fall im Landkreis Peine dazu. Der an Masern Erkrankte wird, isoliert, im Krankenhaus stationär behandelt. Die anderen Erkrankten leben in den Landkreisen Cuxhaven und Harburg, Lüneburg und Lüchow-Dannenberg, einer in der Region Hannover. Masern zählen zu den Erkrankungen mit der höchsten Ansteckungswahrscheinlichkeit. Personen, die zweimal gegen Masern geimpft sind oder die Krankheit früher einmal gehabt haben, sind weitgehend geschützt.

Niedersachsen will Impfquote steigern

Die Impfquote lag in Niedersachsen zuletzt bei 93,3 Prozent, bei leicht rückläufiger Tendenz. „Wir streben eine Impfquote von 95 Prozent an“, sagt Holger Scharlach vom Landesgesundheitsamt. So werde eine Barriere geschaffen, die eine Ausbreitung verhindern könnte. Nicht geimpft werden dürften Schwangere und immungeschwächte Personen, etwa nach nach einer Transplantation. Von einer hohen Impfrate würden auch sie profitieren. In Niedersachsen ist die Impfbereitschaft ungleich verteilt, wie eine Anfrage der FDP an die Landesregierung 2018 ergab. Im Landkreis Lüchow-Dannenberg und in der Stadt Osnabrück war sie am niedrigsten, im Heidekreis besonders hoch; die Region Hannover lag genau im Mittel.

An der Gesamtschule in Hildesheim konnten von 700 Schülern und Angestellten 510 einen Impfschutz nachweisen. Die übrigen 190 sind entweder nicht geschützt, hatten ihre Unterlagen nicht dabei oder warten auf die Ergebnisse der Blutuntersuchung. Diese sollen dem Gesundheitsamt spätestens Dienstag vorliegen. Wer seinen Impfpass am Freitag nicht dabei hatte, kann ihn dem Gesundheitsamt des Landkreises noch vorlegen. Leiterin Katharina Hüppe macht kein Hehl daraus, was sie vom Ergebnis der Überprüfung hält: „Der Wert ist richtig schlecht.“

Von Gabriele Schulte und Kimberly Fiebig

HAZ

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