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Gendern in der Sprache CDU stimmt in Hessen gegen Verbotsantrag der AfD – der eigentlich von der CDU ist

Die hessische AfD hat im Landtag ein Verbot von Gendersprache eingebracht – und wurde von den übrigen Parteien abgewatscht. Auch die CDU stimmte dagegen. Allerdings war der Antrag fast wortgleich mit einem der Christdemokraten.
Der hessische Landtag

Der hessische Landtag

Foto: Andreas Arnold / dpa

Der Streit über geschlechtergerechte Sprache gehört zu den leidigsten Themen des Bundestagswahlkampfes. Und wohl auch zu den verwirrendsten: Die Hamburger CDU hatte jüngst ein Verbot des Genderns ins Gespräch gebracht, nun stimmten Parteikollegen gegen ein solches Vorhaben.

Am Donnerstag hatte die AfD im hessischen Landtag den Antrag »Gegen Gender-Zwang – für die deutsche Grammatik«  eingebracht. Alle übrigen Parteien, auch die CDU, lehnten ihn ab. Allerdings gibt es einen solchen Antrag fast wortgleich aus Hamburg: »Für die deutsche Grammatik, gegen Gender-Zwang« . Er stammt von der CDU.

Fast wortgleiche Anträge

Die AfD-Fraktion wollte mit ihrem Antrag durchsetzen, dass in hessischen Landesbehörden, Schulen und anderen staatlichen Einrichtungen nicht gegendert werden dürfe. Das sei Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen aus, die die Verwendung von gendergerechter Sprache ablehnen. Eine ebensolche Forderung gibt es in Hamburg von den Christdemokraten.

  • So heißt es bei der CDU unter anderem: »Privat sollte jeder so sprechen und schreiben können, wie er möchte. Wenn aber in staatlichen Einrichtungen ohne jegliche Grundlage und Legitimation ein häufig orthografisch und grammatisch fehlerhafter Stil herrscht und in der offiziellen Kommunikation verwendet wird, droht eine linksideologische Vereinnahmung der Sprache.«

  • Die AfD formuliert fast identisch: »Im privaten Raum kann jeder schreiben und sprechen, wie er möchte. Jedoch droht eine linksideologische Vereinnahmung der Sprache, wenn in staatlichen Einrichtungen ohne jegliche Grundlage und Legitimation ein häufig orthografisch und grammatikalisch falscher Stil herrscht und in der offiziellen Kommunikation verwendet wird.«

Die hessische CDU lehnte den AfD-Antrag als anmaßend ab. »Ein wenig Recherche hätte der CDU diese Peinlichkeit ersparen können«, sagte Frank Grobe, kulturpolitischer Sprecher der AfD.

Geschlechtergerechte Sprache will unter anderem erreichen, Frauen in Wort und Schrift sichtbarer zu machen. Statt der Verwendung des generischen Maskulinums sollen auch Frauen miterwähnt werden, anderer Befürworter setzen sich auch für die Verwendung von Sonderzeichen ein, um Minderheiten zu inkludieren.

Anstoß gab der Gender-Debatte vor wenigen Wochen der Hamburger CDU-Chef Christoph Ploß. In einem SPIEGEL-Interview sprach er sich für ein Gendern-Verbot für staatliche Einrichtungen aus. Diese Forderung, so der Bundestagsabgeordnete, solle Teil des Regierungsprogramms der Union werden.

»Mitgemeint sein, führt nur zu Ungerechtigkeiten«

Mit seinem Vorschlag löste Ploß breite Kritik aus der eigenen und anderen Parteien aus. »Ich finde nicht, dass wir solche Pflichten auferlegen sollten und umgekehrt auch keine Verbote aussprechen«, sagte unter anderem SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz.

Wie absurd der Streit um geschlechtersensible Sprache werden kann, zeigte im hessischen Landtag auch die Linkenpolitikerin Christiane Böhm. In ihrer Rede gegen den AfD-Antrag redete sie zunächst konsequent alle Anwesenden im Saal mit der weiblichen Form an. Als sich die (männliche) AfD-Fraktion empörte, antwortete Böhm mit Blick auf das generische Maskulinum: »Sie sehen, mitgemeint sein, führt nur zu Ungerechtigkeiten.«

Dann hörte sie selbst auf, nur die weibliche Form in ihrer Anrede zu verwenden. »Sieben rechte Männer dauerhaft zu Frauen aufzuwerten, das kann ich dem Feminismus nicht antun«, so Böhm.

mrc