Poás: Vulkanologe beprobt den Kratersee





Staat: Costa Rica | Koordinaten: 0.2, -84.23 | Aktivität: Phreatisch

Vulkanologe stieg in den Krater des Poás hinab um Gasprobe zu nehmen und setzte sich der Gefahr aus

Der Poás in Costa Rica steht immer wieder aufgrund seiner phreatischen Eruptionen in den Schlagzeilen, wobei sich die Frequenz der Meldungen in diesem Jahr deutlich steigerte. Grund hierfür war, dass der Kratersee trockengefallen war und der Gegendruck des Wassers fehlte, so dass starke Entgasungen gleich kleine Eruptionen auslösten. Außerdem war bereits im Herbst ein Magmenkörper aufgestiegen, der vermutlich in 4 bis 5 Kilometern Tiefe unter dem Vulkan in der Erdkruste steckengeblieben war. Die Hitze der Schmelze befeuerte allerdings das Hydrothermalsystem, was zu vermehrter Aktivität führte.

Obwohl die Gefahr phreatischer Eruptionen nicht gebannt ist, kletterte OVISCORI-UNA-Geologe Geoffroy Avard gestern in den Krater des Poás hinab und nahm Gasproben aus einer Fumarole, die dem aktiven Förderschlot am nächsten ist. In einem Statement vor laufender Kamera erklärte er, dass die Probenentnahme äußerst wichtig sei: Durch die Gasanalyse hofft man, Daten zu gewinnen, die Rückschlüsse über das Magma zulassen, das sich unter dem Vulkan akkumulierte. Nur wenn die Magmakomposition bekannt ist, kann man einigermaßen verlässliche Prognosen über das eruptive Verhalten eines Vulkans treffen. Dabei schwenkt die Kamera einmal durch den Krater und enthüllt eine Asche-Dampferuption in unmittelbarer Nähe des Geologen.

Der Geowissenschaftler war sich des Risikos einer Probenentnahme im Krater durchaus bewusst: Seit dem 23. März musste der Poás-Nationalpark zweimal gesperrt werden, weil die phreatischen Eruptionen Touristen gefährdeten, die sich auf der Besucherterrasse am Kraterrand aufhalten. Zuvor waren die Zugangsregeln verschärft worden und jeder Besucher muss einen Helm tragen.

Der Poás ist aktuell der aktivste Vulkan in Costa Rica. Weiterhin aktiv ist der Rincon de la Vieja, der sporadisch phreatische Explosionen generiert. Der Turrialba ist länger nicht mehr ausgebrochen, zeigt aber eine schwache Seismizität. Leider ruht der Arenal, der zwischen 1968 und 2010 daueraktiv war und strombolianische Eruptionen erzeugte.

Der Poás ist ein 2708 Meter hoher Komplexvulkan und liegt in relativer Nähe zur Hauptstadt San José.

Campi Flegrei: Evakuierungsplan ergänzt

Erdbeben unter der Campi Flegrei gehen weiter – Evakuierungsplan für Anwohner konkretisiert

Solfatara Campi Flegrei. Unter der Caldera Campi Flegrei setzen sich Bodenhebung und Erdbeben fort. Seit gestern wurden über 30 schwache Erschütterungen registriert. Die meisten Beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Diese Erschütterungen finden hauptsächlich im Hydrothermalsystem statt und sind zu schwach, um von den Anwohnern bemerkt zu werden. Dennoch reagieren die Menschen in den sozialen Medien mittlerweile auf jedes Erdbeben mit einer Magnitude größer als 1, was die wachsende Besorgnis der Bewohner im Einflussbereich des Vulkans widerspiegelt. Die Ängste werden natürlich auch durch die Reaktionen des Zivilschutzes verstärkt, der mittlerweile recht aktiv geworden ist und konkrete Notfallpläne ausarbeitet, um die Anwohner im Falle eines Vulkanausbruchs zu evakuieren. Gestern stimmte der Regionalrat von Basilikata dem Vorschlag zu, im Ernstfall die Bewohner von Bagnoli, einem westlichen Stadtteil von Neapel, in die Region Basilikata zu evakuieren. Man sucht gezielt nach Unterbringungsmöglichkeiten für eine große Anzahl potenzieller Flüchtlinge aus dem Gebiet des Caldera-Vulkans. Offenbar bereitet man sich nicht nur auf Szenarien einer kleinen Eruption vor, sondern auch auf größere Ausbrüche.

Man erkennt langsam einen Paradigmenwechsel bei den verantwortlichen Behörden in Italien, denn jahrelang gab es bestenfalls halbherzige Kampagnen in Bezug auf den Katastrophenschutz, wenn es um den Bradyseismos der Campi Flegrei ging. Dies änderte sich im letzten September, als es zu einer ersten signifikanten Zunahme von Seismizität und Bodenhebung kam. Mittlerweile scheint sich nicht nur bei den Behörden, sondern auch bei den Wissenschaftlern ein Paradigmenwechsel anzudeuten: Während Vertreter der These einer Magmenakkumulation in 4 Kilometern Tiefe in der Vergangenheit in der Minderheit waren, scheinen nun immer mehr Forscher dieser These zuzustimmen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass es eine neue Studie gibt, die kurz vor der Veröffentlichung steht und vorab an italienische Medien durchgesickert ist, die bereits darüber berichteten. Sobald das Papier offiziell veröffentlicht wird, gibt es hier weitere Details dazu.

Kurzfristig betrachtet scheint das Eruptionsrisiko nicht wesentlich größer geworden zu sein als vor Monaten. Vor einem Ausbruch würde man das Einsetzen einer starken seismischen Krise mit Tausenden von Erdbeben in kurzer Zeit erwarten, und davon sind wir noch ein Stück entfernt. Mittel- und besonders langfristig besteht die Möglichkeit einer Eruption, über deren Größenordnung bis jetzt nur spekuliert werden kann. Sollte es innerhalb von Monaten zu einem Ausbruch kommen, wird dieser wahrscheinlich ähnlich wie der Ausbruch vom Monte Nuovo sein. Lässt die Caldera noch Jahre oder sogar Jahrzehnte Zeit verstreichen, muss man mit einer größeren Eruption rechnen. Oder es passiert eben nichts und die Bodenhebung geht in eine Phase der Absenkung über.

Erta Alé mit Lavastrom am 24.April

Vulkan Erta Alé in Äthiopien stößt Lavastrom aus – Touristen filmen vom Kraterrand aus

Seit 2 Tagen detektiert MIROVA eine thermische Anomalie, die am 22. April begann und auch am Folgetag anhielt. Zu Spitzenzeiten wurde eine Wärmestrahlung mit 340 MW Leistung nachgewiesen. Die Anomalie stammt von einem Lavastrom, der aus einem Hornito sprudelt, der sich an der Stelle des früheren Pitkraters gebildet hat. Heute scheint der Lavastrom nachzulassen, denn es wird nur noch eine Wärmestrahlung mit 95 MW gemessen.

Tatsächlich gibt es auch handfeste Beweise für die Lavastromtätigkeit, denn gestern befand sich eine kleine Reisegruppe vor Ort, die vom äthiopischen Reiseführer Solayke Anwar geleitet wurde, der Aufnahmen auf seiner FB-Seite teilte. Zu sehen ist, wie er mit zwei jungen Touristinnen vor der Lava posiert, die offenbar den Calderarand erreicht hat. Auf den Bildern sieht es so aus, als würden nur noch einige Meter fehlen, bis die Lavaströme über den Calderarand hinwegfließen. Der Hornito hat in den letzten Monaten ein dickes Lavafeld geschaffen, das diesen Teil der Caldera immer weiter auffüllt.

Viele Dekaden lang brodelte in dem nun verfüllten Pitkrater ein Lavasee, bevor er im Rahmen einer starken Flankeneruption im Jahr 2017 ablief. Seitdem gab es mehrere Anläufe, einen neuen Lavasee zu bilden, doch der Vulkan schaffte es nicht. Stattdessen bildeten sich Hornitos auf dem Deckel über dem früheren Lavasee. Seit dem letzten Jahr kommt es immer wieder zu Episoden wie der aktuellen, bei denen Lavaströme durch den Nordwestteil der Caldera fließen. Diese misst 1800 x 800 Meter und nimmt die Gipfelregion des flachen Schildvulkans ein, der nur 613 m hoch ist.




Heißes Pflaster Danakil

Der Erta Alé liegt in der Wüste Danakil im Afar-Dreieck. Die Region ist nicht nur aus meteorologischer und geologischer Sicht ein heißes Pflaster, sondern auch politisch. Hier treiben seit Jahrzehnten freiheitskämpfende Rebellen und Terroristen ihr Unwesen, wobei der Übergang zwischen den beiden Gruppierungen fließend ist und vom Standpunkt des jeweiligen Betrachters abhängt. Man könnte auch sagen: Was dem einen ein Freiheitskämpfer, ist dem anderen ein Terrorist. Für mich persönlich liegt die Grenze da, wo Freiheitskämpfer anfangen, bei ihren Streitereien Zivilpersonen zu bedrohen oder sogar zu töten. Das trifft auf Äthiopien und Eritrea genauso zu wie auf andere Konflikte, von denen auf der Welt gerade ja mehr als genug wüten.

Azoren: Mehrere Erdbeben entlang des Mittelatlantischen Rückens

Erdbeben Mb 5,3 bei den Azoren – Insgesamt rege Bebentätigkeit am Mittelatlantischen Rücken

Datum 24.04.2024 | Zeit: 15:40:04 UTC | Lokation: 38.103 ; -30.772 | Tiefe: 12 km | Mb 5,3

Der Mittelatlantische Rücken wurde gestern bei den Azoren von einem Erdbeben der Magnitude 5,3 erschüttert. Das Epizentrum wurde 146 km südlich von Lajes das Flores lokalisiert. Der Erdbebenherd befand sich in 12 Kilometern Tiefe. Es folgten drei schwächere Nachbeben. Das Hauptbeben könnte auf den Azoren spürbar gewesen sein, doch es liegen keine Meldungen darüber vor, ebenso wenig über eventuelle Schäden. Betrachtet man die Inselgruppe im Atlantik über einen längeren Zeitraum, so stellt man fest, dass es in den letzten 10 Tagen fast 30 Erdbeben gegeben hat, die über die Inselgruppe verteilt waren und nicht in direktem Zusammenhang mit dem Mittelatlantischen Rücken standen. Doch entlang der kontinentalen Naht zwischen Amerika und Europa gab es in den vergangenen Tagen mehrere mittelstarke Erdbeben: Ein Erdstoß manifestierte sich gestern mit einer Magnitude von 5,0 auf der Breite von Irland. Heute gab es dann einige Hundert Kilometer nördlich ein Beben mit einer Magnitude von 4,8. Dieses Beben wurde dem Reykjanes-Ridge zugesprochen. Wie der Name schon vermuten lässt, mündet der Reykjanesrücken auf Island und erhebt sich dort auf der Reykjaneshalbinsel über den Meeresspiegel. So hängt vieles auf unserem Planeten auf wundersame Weise wenigstens indirekt zusammen.

Beim Mittelatlantischen Rücken handelt es sich um ein Unterwassergebirge entlang der divergenten Kontinentengrenze. Nordamerika und Eurasien entfernen sich mit einer jährlichen Rate von 20 bis 30 mm voneinander, wobei es an einigen Stellen auch zu einer doppelt so hohen Geschwindigkeit kommen kann. Das ist ein Grund dafür, warum sich die Kontinentalplatten nicht gleichförmig verschieben, sondern auch relativ zueinander betrachtet drehen. So wird sich in ca. 200 Millionen Jahren ein neuer Superkontinent bilden, in dem alle Landmassen zusammenhängen. Modellrechnungen sehen hierfür zwei Möglichkeiten vor: Entweder entsteht ein Superkontinent auf der Nordhalbkugel ohne die Antarktis, oder ein äquatorialer Superkontinent mit der Antarktis. Auf jeden Fall wird dann auch der Atlantik mit seinem Ozeanrücken verschwunden sein.

Neue Studie zur Hunga-Tonga-Ha’apai-Eruption

Hauptphase der Hunga-Tonga-Hunga Ha’apai-Eruption vermutlich durch magmatisches Gas ausgelöst

Der submarine Vulkan Hunga-Tonga-Hunga Ha’apai war im Januar 2022 für eine der größten Eruptionen der letzten 300 Jahre verantwortlich. Bei der Eruption handelte es sich um einen plinianischen Ausbruch mit einem VEI 6. Nachdem der Ausbruch einige Wochen andauerte, intensivierte er sich am 15. Januar innerhalb weniger Stunden enorm und erzeugte in gigantischen Explosionen eine Aschewolke, die bis zu 58 Kilometer hoch aufstieg. Die Explosionen rissen ein Loch in die Ozonschicht und bliesen enorme Mengen Wasserdampf in die Stratosphäre, wo sie das Klima bis heute beeinflussen. Die Eruption war so zerstörerisch, dass die Vulkaninsel, die gerade über den Meeresspiegel hinausgewachsen war, zerstört wurde. Zurück blieb ein 850 Meter tiefer Krater mit einem Volumen von 6,3 Kubikkilometern. Diese explosive Eruption verursachte auch atmosphärische Schockwellen, extrem hohe Tsunamis und ungewöhnliche, zerstörerische Meteotsunamis.

Bislang wurde vermutet, dass Risse im Vulkan Meerwasser bis zu den Magmenkörpern dringen ließen und phreatomagmatische Explosionen auslösten. Neue Untersuchungen eines neuseeländisch-australischen Forscherteams legen nahe, dass der Vulkanausbruch auf eine gasgetriebene Explosion magmatische Ursprungs zurückzuführen ist, nicht auf eine phreatomagmatische Explosion. Die jüngsten Erkenntnisse von GNS Science und der Australian National University deuten darauf hin, dass der Unterwasserausbruch des Hunga-Vulkans durch komprimiertes Gas ausgelöst wurde.

Die Studie deutet darauf hin, dass verschiedene Faktoren wie die Größe des Ausbruchs, die zeitliche Abfolge, die Menge des freigesetzten Gases und die Vulkanstruktur den gasgetriebenen Auslöser beeinflusst haben könnten. Die Autoren schlagen vor, dass dieser Mechanismus möglicherweise für ähnliche Ausbrüche charakteristisch ist, unabhängig davon, ob es sich um ozeanische oder subaerische Vulkane handelt.

Die Forscher entwickelten ein Modell, das zeigt, dass die chemische Reaktion vulkanischer Volatile im Magmenkörper Minerale hervorbringt, die einen Magmenkörper so abdichten können, dass Gase, die bei der Magmendifferentiation entstehen, nicht entweichen. Zu diesen Mineralien gehören Anhydrit und Quarz, die bei der Eruption in großen Mengen ausgestoßen wurden. Durch diese Abdichtung steigt der Gasdruck im Magmenkörper enorm, bis die abdeckenden Gesteinsschichten nachgeben und das Gas explosionsartig entweicht und so den Ausbruch auslöst.

Allerdings ist bekannt, dass so starke Eruptionen auch ausgelöst werden können, wenn frisches Magma in einen Magmenkörper mit differenzierter Schmelze eindringt. Dann kommt es zu chemischen Reaktionen, die ebenfalls viel Gas freisetzen. Was gegen das neue Modell spricht, ist meiner Meinung nach, dass die Eruption schon Wochen im Gange war, bevor es zu dem plinianischen Ausbruch kam. Ich würde daher vermuten, dass der Magmenkörper bereits offen war und Gelegenheit hatte, Gasdruck abzubauen.




Richard Henley, der Hauptautor der Studie, betonte die Bedeutung des Verständnisses der Ursache des Ausbruchs für die Vulkanüberwachung und Risikovorsorge nicht nur in Tonga, sondern auch in anderen Gebieten mit Unterwasservulkanen, wie dem neuseeländischen Meeresgebiet. (Quelle: sciencedirekt.com)

Island: Eruption auf Reykjanes schwächelt

Eruption auf Island schwächelt – Tremor rückläufig

Wer heute auf eine der vielen Livecams am Vulkan Sundhnukargira blickt, wird feststellen, dass die Eruption zwar noch vor sich hin köchelt, aber merklich an Schwung verloren hat. Das wird auch durch den Tremor bestätigt, der eine leichte fallende Tendenz aufweist. Sollte es nicht zu einem neuen Lavaschub kommen, wird der Ausbruch wohl keinen Maibaum mehr setzen. Der verminderte Lavaausstoß führt zu einer beschleunigten Bodenhebung unter Svartsengi und den benachbarten Messstationen, wobei es heute zu einer Abflachung der Kurve gekommen ist, die jedoch möglicherweise auf Messfehler zurückzuführen ist. Um zu sehen, ob es auch hier eine Trendwende gibt, müssen wir die Messungen der nächsten Tage abwarten.

Gestern verursachten die steigenden Spannungen infolge der Bodenhebung an verschiedenen Spaltensystemen auf Reykjanes wieder zahlreiche Erdbeben. Zeitweise wurden über 100 Erschütterungen in den IMO-Tabellen verzeichnet. Auffallend viele Erdbeben traten südwestlich des Fagradalsfjalls auf, also in der Nähe des Eruptionsgebiets, sowie im benachbarten Krýsuvík-System. Hier deuten die Messergebnisse erneut auf eine schwache Bodenhebung hin, ähnlich wie vor dem Eruptionsbeginn am 16. März. Es stellt sich die Frage, ob hier tatsächlich Magma aufsteigt oder ob es Auswirkungen der Hebung unter Svartsengi/Sundhnukar sind.

Die Erdstöße der letzten 24 Stunden beschränkten sich jedoch nicht nur auf die Reykjanes-Halbinsel, sondern es gab auch vermehrt Beben entlang der kontinentalen Nahtstellen, die durch Island verlaufen, sowie an den Zentralvulkanen Katla, Bárðarbunga und Askja/Herdubreid, die sich entlang eines Arms der Naht aufreihen.

Möglicherweise stehen die vielen Erdbeben auch mit den Gezeitenkräften des Vollmonds in Verbindung. Ähnliches könnte für die Schwankungen der GPS-Messungen zur Bodenhebung gelten.

Obwohl der Vulkanausbruch langsam an Schwung verliert, wurde gestern von einer starken Luftverschmutzung im Südwesten Islands berichtet. Ein blauer Dunstschleier aus vulkanischen Gasen und Aerosolen legte sich über das Land und beeinträchtigte nicht nur die Sicht, sondern stellte auch eine Gesundheitsgefahr für empfindliche Personen dar. Eine Ursache für die Gasansammlung in Bodennähe war die Tatsache, dass nur sehr wenig Wind wehte. Normalerweise tritt vulkanischer Smog bei Inversionswetterlagen auf, bei denen es zu einer umgekehrten vertikalen Temperaturverteilung der Luftschichten kommt, wobei sich warme Höhenluft über kältere Luft am Boden legt, sodass die kalte Luft in Bodennähe gefangen bleibt. Schadstoffe können dann nicht abziehen und sammeln sich unten an.

Kawah Ijen: Touristin stürzte in den Tod

Eine chinesische Touristin kam am Kawah Ijen ums Leben – Beim fotografieren gestolpert und abgestürzt

Auf der indonesischen Insel Java ereignete sich am Vulkan Kawah Ijen ein Unfall mit Todesfolge, bei dem eine 31-jährige chinesische Touristin abstürzte und 75 Meter tief in den Krater stürzte. Laut Medienberichten befand sich die Frau zusammen mit ihrem 32-jährigen Ehemann am Vulkan, um den Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu erleben. Das Paar war zusammen mit einem Reiseführer unterwegs gewesen und machte Fotos am fast 2800 m hoch gelegenen Kraterrand. Die Frau bat ihren Mann, sie etwa zwei bis drei Meter vom Rand entfernt zu fotografieren. Dabei stolperte sie über ihren Rock und stürzte rückwärts in die Tiefe.

Obwohl sofort Rettungsmaßnahmen eingeleitet wurden, gelang es dem Bergungsteam erst nach 2 Stunden, die Frau zu erreichen und konnte nur noch ihren Tod feststellen. Bei der Untersuchung der Leiche wurden mehrere Knochenbrüche festgestellt. Der Reiseführer bezeichnete den Vorfall als tragischen Unfall.

Nach diesem tragischen Vorfall erwägen die örtlichen Tourismusbehörden Medienberichten zufolge ein teilweises Verbot von Fotografien in der Region. „Dieser Unfall sollte eine Lehre für alle sein“, kommentierte Dwi Sugiharto, ein Beamter der örtlichen Naturschutzbehörde. Alle Besucher sollten äußerst vorsichtig sein, wenn sie den Vulkan besteigen.

Der Kawah Ijen ist ein beliebtes Ausflugsziel. Die Touristen kommen nicht nur, um den Sonnenaufgang vom Kraterrand zu bewundern, sondern wollen meistens in den Krater absteigen. Dort befindet sich am Rand eines Kratersees ein Fumarolenfeld, an dem sich Meter dick Schwefel ablagert. Arbeiter bauen den Schwefel in Handarbeit ab und tragen ihn in Körben aus dem Krater. Die Schwefelgase sind so heiß, dass sich der frisch kondensierte Schwefel entzündet. Der Schwefelbrand wird normalerweise von den Arbeitern gelöscht, doch seit vor einigen Jahren bekannt wurde, dass man nachts die blauen Flammen des Schwefelbrandes sehen kann, kommen die Touristen scharenweise. Gegen ein Trinkgeld lassen die Arbeiter den Schwefel dann brennen. Der flüssige Schwefel fließt dann in schmalen Rinnsalen, so dass Feuerflüsse entstehen. Oft wird dieses Phänomen fälschlicherweise als Blaue Lava bezeichnet.

Es sollte klar sein, dass die Bedingungen im Krater für Menschen alles andere als optimal sind. Man könnte auch sagen, es herrscht ein lebensfeindliches Environment, wovon sich die Touristen aber nicht abschrecken lassen. So ist der aktuelle Vorfall nicht der einzige, bei dem Touristen ums Leben kamen. Erst im Februar wurde ein polnischer Tourist während einer Wanderung auf dem Vulkan tot aufgefunden. Im Jahr 2015 brach ein Tourist aus der Schweiz während des Aufstiegs auf den Ijen zusammen und verstarb, nachdem er über Atembeschwerden klagte.

Campi Flegrei: Beschleunigung der Bodenhebung

Bodenhebung unter Caldera Campi Flegrei verstärkte sich deutlich – Erdbeben gehen weiter

Die starke Bebentätigkeit, die wir unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei in den letzten Wochen gesehen haben, setzt sich fort: Wenige Stunden nachdem das INGV das Ende eines Schwarmbebens verkündet hat, beginnt bereits das nächste, so auch gestern Nacht, als gegen 3:36 Uhr ein neuer Schwarm einsetzte und inzwischen wieder für beendet erklärt wurde.

Generell darf man sich fragen, ob es sich immer wieder um neue Erdbebenschwärme handelt, oder ob man die Beben nicht als einen Schwarm betrachten kann, dessen Intensität fluktuiert, da die Bebentätigkeit praktisch nie ganz aufhört. Aber das ist sicher eine akademische Frage, insbesondere, da die Erdbeben nur Symptom und nicht die Ursache für das eigentliche Problem darstellen. Bei diesem Problem handelt es sich um die Bodenhebung, die sich laut dem gerade veröffentlichten Wochenbulletin deutlich beschleunigt hat: In den letzten 15 Tagen kam es zweimal zu Schüben verstärkter Bodenhebung, bei denen der Boden einmal um 10 mm und ein weiteres Mal um ca. 5 mm anstieg. Zwischen den Schüben stieg der Boden mit der gleichen Rate wie zuvor. Wir sprechen also von einer Bodenhebung von gut 10 mm pro Woche. Rechnet man die Bodenhebung der letzten 15 Tage hoch, vervierfacht sich die Hebung auf eine Rate von 40 mm pro Monat. Das ist ein signifikanter Sprung und dürfte die stärkste Rate der aktuellen Hebungsphase sein, die im Jahr 2005 begann und sechs Jahre später an Fahrt zunahm. Im Vergleich zur vorherigen Bradyseismos-Phase in den 1980er Jahren ist das allerdings immer noch wenig, denn damals gab es Phasen mit einer Hebung von 3 mm pro Tag.

Auf Wochensicht bebte es in der Caldera 145 Mal und die Gastemperatur bei Pisciarell pendelte sich bei 95 Grad ein.

INGV-Chef geht von magmatischen Sill unter der Campi Flegrei aus

Interessant ist ein Interview mit dem INGV-Präsidenten Carlo Doglioni, das von einem italienischen Journalisten der Seite Fanpage geführt wurde. Doglioni nimmt darin Bezug auf einen reißerisch aufgemachten Dokumentarfilm, der im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde und von einem Worst-Case-Szenario einer extrem starken Eruption ausgeht, die das Umland der Caldera einschließlich Neapel verwüsten könnte. Der INGV-Chef erklärt eine solche Dokumentation für Unsinn, räumt aber ein, dass ein lokal begrenzter Ausbruch innerhalb der Caldera durchaus möglich sei. Er geht davon aus, dass sich in 4 Kilometern Tiefe ein Sill (eine linsenförmige Magmakammer) gebildet hat, der von einem größeren Magmenkörper in 8 Kilometern Tiefe gespeist wird. Somit sieht es so aus, als wäre ein wissenschaftlicher Konsens erreicht worden, denn viele Forscher stellten die Existenz einer Magmenansammlung in 4 Kilometern Tiefe bisher infrage.

Im Rahmen der Notfallübung des Katastrophenschutzes wurde gestern tatsächlich auch die Evakuierung einiger Schulen geprobt. Alles in allem sieht es für mich so aus, als würde man einen Vulkanausbruch oder ein starkes Erdbeben auch auf offizieller Ebene immer wahrscheinlicher halten.

Bei den Campi Flegrei handelt es sich um die größte besiedelte Caldera in Europa. Bereits eine Eruption vergleichbar mit der am Monte Nuovo würde für die Anwohner katastrophal verlaufen.

Stammen Bausteine des Lebens aus Vulkanen?

Einem Forscherteam der Universität München gelang es organische Polymere in einem simulierten Hydrothermalsystem zu erzeugen

Woher stammt das Leben auf der Erde? Das ist eine Frage, die die Menschen schon viel länger beschäftigt, als die moderne Wissenschaft existiert. Lange Zeit war die einzige plausible Erklärung, dass es einen Schöpfer geben muss, der das Universum, die Planeten und das Leben erschaffen hat. Doch nach und nach entwickelte die Wissenschaft andere Lösungsansätze. Zwei davon rücken seit den letzten Jahrzehnten in den Fokus der Forschung: Es wird vermutet, dass die Bausteine des Lebens aus dem Weltall stammen könnten und mit Asteroiden auf die Erde gelangt sind. Allerdings erklärt dieser Ansatz nicht, wie organische Moleküle in den Tiefen des Weltraums entstehen könnten. Der zweite, von mir favorisierte Ansatz, liefert eine überaus irdische Erklärung: Die ersten organischen Verbindungen, die als Bausteine des Lebens dienten und möglicherweise sogar das Leben selbst, könnten sich in Hydrothermalen Systemen vulkanischen Ursprungs entwickelt haben.

Bereits in den 1950er Jahren gab es einen entsprechenden Versuchsaufbau im Chemielabor, in dem nachgewiesen wurde, dass man eine organische Ursuppe aus planetarer Materie herstellen konnte, die unter Einwirkung von Wärme und Elektrizität die Grundstoffe des Lebens bereitstellte.

Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München haben nun in einer wegweisenden Studie gezeigt, wie komplexe Moleküle, die für die Entstehung des Lebens von entscheidender Bedeutung sind, aus den grundlegenden Bausteinen der frühen Erde synthetisiert werden könnten. Statt herkömmlicher Laborgeräte nutzten sie winzige Rissnetzwerke in Gesteinen, um geologische Prozesse zu imitieren. Durch diese Gesteinsrisse ließ man Wasser und chemische Substanzen zirkulieren, wie sie zu Zeiten der frühen Erde vorkamen und setzte sie einer Hitzequelle aus. Somit simulierte man Bedingungen, wie sie in Geothermalsystemen herrschten, die nicht nur ihre Wärme aus einer magmatischen Quelle erhielten, sondern auch viele chemische Bestandteile der Ursuppe lieferten. Tatsächlich entstanden in den Fluiden, die im Rissnetzwerk zirkulierten, komplexe Biopolymere, die als grundlegende Bausteine des Lebens gelten. Das Experiment liefert zwar noch keinen eindeutigen Beweis dafür, dass das Leben aus Vulkanen stammt, stützt jedoch die These, dass der Magmatismus/Vulkanismus ein wichtiger Motor der Entstehung des Lebens auf der Erde gewesen sein könnte.

Diese bahnbrechende Forschung eröffnet neue Einblicke in die präbiotische Chemie und zeigt, wie natürliche physikalische Prozesse auf der frühen Erde möglicherweise zur Entstehung des Lebens beigetragen haben. Obwohl der genaue Ort, an dem das Leben begann, noch ungewiss ist, legt die Studie nahe, dass die Bedingungen auf der frühen Erde ideal gewesen sein könnten, um die komplexen chemischen Reaktionen zu unterstützen, die letztendlich zur Entstehung von Leben führten. Diese Erkenntnisse könnten nicht nur unser Verständnis der frühen Erdgeschichte vertiefen, sondern auch wichtige Hinweise darauf liefern, wie das Leben an anderen Orten im Universum entstehen könnte. (Quelle: Washington Post, nature.com)