Absperrband und Polizisten am Tatort.
APA/AFP/Tolga Akmen
Tory-Abgeordneter Erstochen

Britische Polizei geht von Terrorakt aus

Die britische Polizei geht bei dem tödlichen Angriff auf den Abgeordneten David Amess von einem islamistischen Hintergrund aus. „Erste Ermittlungen haben ein mögliches Motiv im Zusammenhang mit islamistischem Extremismus ergeben“, erklärten die Behörden am Freitag und stuften die Tat als Terrorakt ein. Derweil forderten britische Abgeordnete eine Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen für Politiker bei öffentlichen Veranstaltungen.

Der Konservative Amess war während einer Bürgersprechstunde in einer Methodisten-Kirche in der Kleinstadt Leigh-On-Sea in seinem Wahlkreis östlich von London erstochen worden. Die örtliche Polizei erklärte, sie sei gegen Mittag wegen des Messerangriffs alarmiert worden und habe an Ort und Stelle einen 25-jährigen Verdächtigen festgenommen. Der 69-jährige Abgeordnete wurde von Notärzten versorgt, erlag aber seinen Verletzungen.

Der Brexit-Befürworter, Abtreibungsgegner und Tierschützer Amess saß seit 1983 im britischen Unterhaus. Nach der Tat wurden die Fahnen vor dem britischen Parlament in London auf halbmast gesetzt. Am Freitagabend nahmen rund 100 Menschen in einer Kirche in Leigh-on-Sea an einer Gedenkfeier für den Vater von fünf Kindern teil.

Zwei Polizisten sperren eine Zufahrt zum Eastwood Road North.
AP/Alberto Pezzali
Amess wurde mitten am Tag bei einer Bürgersprechstunde angegriffen

Erinnerungen an Mord an Jo Cox

Unter britischen Politikern herrschte große Bestürzung: Es handelt sich bereits um den zweiten Mord an einem Politiker binnen fünf Jahren. 2016 war die Labour-Abgeordnete Jo Cox im Vorfeld des Brexit-Referendums von einem Rechtsextremen ermordet worden. Cox’ Witwer bezeichnete den Angriff auf Amess als „so feige, wie es nur geht“.

Premierminister Boris Johnson zeigte sich tief betroffen von dem tödlichen Angriff auf den 69 Jahre alten Parteifreund. Die Herzen aller seien erfüllt von „Schock und Traurigkeit“ sagte Johnson am Freitag zu Reportern. Amess sei einer der „liebenswertesten und freundlichsten Menschen in der Politik“ gewesen.

Der britische Abgeordnete David Amessmit seinen Hunden.
APA/AFP/Richard Townshend

Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei schrieb per Twitter: „Furchtbare und zutiefst schockierende Nachrichten. Denke an David und seine Familie und seine Mitarbeiter.“

Die tödliche Messerattacke sorgte bis ins Königshaus für Entsetzen. „Wir sind schockiert und traurig über den Mord an Sir David Amess, der 40 Jahre seines Lebens dem Dienst an der Gemeinschaft geopfert hat“, teilten Prinz William und Herzogin Kate am Freitagabend per Twitter mit. Ihre Gedanken und Gebete seien bei der Familie, den Freunden und Kollegen des getöteten Abgeordneten, so das Paar weiter.

Abgeordnete fordern bessere Sicherheitsbedingungen

Mehrere Abgeordnete forderten eine Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen bei öffentlichen Veranstaltungen sowie Maßnahmen gegen die zunehmende Gewalt gegen Politiker.

Der Labour-Abgeordnete Chris Bryant sagte dem „Guardian“, dass „vernünftige Maßnahmen“ nicht nur im Parlament, das in der Regel bewacht wird, sondern auch in den Wahlkreisen notwendig seien. Dort hielten sich Abgeordnete häufig an öffentlichen Orten wie Gemeindehäusern oder auf der Straße auf. „Wir wollen nicht in Festungen leben. Aber ich möchte nicht noch einen Kollegen durch einen gewaltsamen Tod verlieren.“

Tödlicher Messerangriff auf Abgeordneten

Ein Abgeordneter der konservativen Regierungspartei, der Torys, in Großbritannien ist Opfer einer Messerattacke geworden.

Ein Sprecher von Innenministerin Priti Patel sagte, sie habe „alle Polizeikräfte aufgefordert, die Sicherheitsvorkehrungen für Abgeordnete mit sofortiger Wirkung zu überprüfen“. Auch Parlamentspräsidentin Lindsay Hoyle sagte dem Sender Sky News: „Wir werden weitere Maßnahmen ergreifen, wenn es nötig ist.“