Der Frosch im kochenden Wasser

Der irische Wirtschafts- und Sozialphilosoph Charles B. Handy soll Folgendes herausgefunden haben (veröffentlicht in seinem Buch »The age of unreason“):

Wenn man einen Frosch in einen Topf gibt und das Wasser darin langsam zum Kochen bringt, unternimmt der Frosch trotzdem keine Fluchtversuche.

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Er nahm den Frosch, brachte ihn in seine Hütte …

Dazu hat Charles B. Handy auch die folgende Geschichte geschrieben:

Ein alter Mann saß vor seiner Hütte am Ufer eines Sees und sinnierte über sein Leben. Und während er so saß und nachdachte, sah er am Ufer einen Frosch. Er packte diesen Frosch, brachte ihn in seine Hütte, wo er ihn in einen Topf mit kochendem Wasser gab. Der Frosch machte einen entsetzten Sprung aus dem Topf, sprang aus der Hütte und verschwand im Gestrüpp.

Eines Tages saß der alte Mann wieder vor seiner Hütte und dachte über sein Leben nach. Ihm fiel der Frosch ein, der sich mit Sicherheit stark verbrannt hatte, sich aber beherzt der Situation entzogen hatte, um weiter zu leben.

In diesem Moment entdeckte der Mann wieder einen Frosch am Ufer. Er fing ihn und nahm in mit in seine Hütte. Da dieses Mal kein kochendes Wasser bereit stand, gab er den Frosch in einen Topf mit kaltem Wasser und stellte ihn auf den Ofen. Dann machte er Feuer im Ofen.

Zu seinem Erstaunen stellte der alte Mann fest, dass sich der Frosch im Topf ruhig verhielt. Das Wasser wurde immer wärmer, schließlich heiß und dann begann es zu kochen. Doch der Frosch blieb selbst im heißen Wasser ruhig und machte keinerlei Anstalten, der bedrohlichen Situation entkommen zu wollen.

Der alte Mann freute sich über das unerwartete Abendmahl und dachte weiter über das Leben nach, während er mit Genuss an seiner Froschsuppe schlürfte.

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Warum sprang der Frosch nicht aus dem Wasser?

Dem Mann ging aber eine Frage nicht aus dem Kopf: Warum war der Frosch nicht aus dem immer heißer werdenden Wasser gesprungen, sondern ist lieber gestorben als sich zu retten?

Der alte Mann glaubte eine gewisse Ähnlichkeit im Verhalten des Frosches und der Menschen entdeckt zu haben.

Es gibt Menschen, die in ihrem Leben nichts ändern, obwohl ihre Situation immer schlechter und bedrohlicher wird. Lieber ergeben sie sich ihrem Schicksal als sich mit einem beherzten Sprung aus der Problemsituation zu retten.

Oder war es bei dem Frosch vielleicht so, dass er erst zu spät bemerkt hatte, wie heiß das Wasser war und dann keine Kraft mehr hatte, um sich zu retten? Ist das vielleicht bei einigen Menschen auch so?

Wie würden diese Menschen reagieren, wenn die Verschlechterungen nicht schleichend, sondern schlagartig kämen? Würden sie dann wie der erste Frosch aus dem kochenden Wasser springen?

Fragen über Fragen.


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