Politik

"Schlächter vom Balkan" Gericht bestätigt lebenslange Haft für Mladic

Unter Mladics Führung hatten serbische Truppen 1995 die UN-Schutzzone Srebrenica überrannt.

Unter Mladics Führung hatten serbische Truppen 1995 die UN-Schutzzone Srebrenica überrannt.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Das Massaker an 8000 bosnisch-muslimischen Männern und Jungen im Jahre 1995 gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des 2. Weltkriegs, der ehemalige General Mladic als einer der Hauptverantwortlichen. Ein Gericht bestätigt nun dessen Verurteilung zu lebenslanger Haft.

Fast 26 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica hat das UN-Kriegsverbrechertribunal die lebenslange Haftstrafe für den serbischen Ex-General Ratko Mladic bestätigt. Seine Schuld an den Gräueltaten im Bosnienkrieg sei zweifelsfrei erwiesen, urteilten die Richter in Den Haag. Sie folgten damit dem Urteil der ersten Instanz von 2017, gegen das Mladic Berufung eingelegt hatte. Die abschließende Gerichtsentscheidung, mit der nun auch das letzte große internationale Srebrenica-Verfahren zu Ende geht, kann als historisches Urteil gelten. Nicht zuletzt für die Verwandten und Nachkommen der Opfer.

Der als "Schlächter vom Balkan" bekannt gewordene Mladic gilt als einer der Hauptverantwortlichen für Kriegsverbrechen und Völkermord während des Bosnien-Krieges, in dessen Verlauf etwa 100.000 Menschen getötet und 2,2 Millionen Menschen in die Flucht getrieben wurden.

Unter Führung von General Mladic hatten serbische Truppen 1995 die UN-Schutzzone Srebrenica überrannt und anschließend mehr als 8000 bosnisch-muslimische Männer und Jungen ermordet. Das Massaker gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa.

Für US-Präsident Biden ein "historisches Urteil"

Chefankläger Serge Brammertz begrüßte das Urteil und mahnte in Richtung Mladic' Anhänger: "Es ist Zeit, die Wahrheit zu akzeptieren." Mladic sei einer der "berüchtigtsten Kriegsverbrecher der modernen Geschichte". US-Präsident Joe Biden sprach von einem "historischen Urteil". "Es stärkt auch unsere gemeinsame Entschlossenheit, künftige Gräueltaten überall auf der Welt zu verhindern." EU-Ratspräsident Charles Michel sprach von einem wichtigen Schritt für Gerechtigkeit für die Opfer. Bundesaußenminister Heiko Maas zeigte sich "erleichtert über das finale Urteil". Es sei gut, "dass Recht über Unrecht gesiegt hat. Hoffe, dass dies ein gewisser Trost ist für die Opfer und Hinterbliebenen", twitterte er.

Der knapp 80 Jahre alte Mladic wird nun den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen, wie auch sein politischer Weggefährte. Im März 2019 war bereits der politische Gefährte des Ex-Generals, Serbenführer Radovan Karadzic, im Berufungsverfahren zu lebenslanger Haft verurteilt worden - auch für den Völkermord von Srebrenica.

Erst Grimassen von Mladic, dann Kopfschütteln

Mladic gab sich bei seinem letzten Auftritt vor dem Gericht - gekleidet in einen dunklen Anzug mit blauem Schlips - zunächst betont locker. Er lachte und schnitt Grimassen zu den Fotografen, die Corona-Schutzmaske locker in der Hand. Dies war kein Novum. In den letzten Jahren hatte Mladic die Sitzungen oft zum Spektakel gemacht, dabei auch Richter angepöbelt oder einfach ignoriert. Während der Verlesung des Urteils blickte er dann fast unbewegt vor sich. Und als die Richterin seine Schuld von Srebrenica feststellte, schüttelte er mehrfach den Kopf. Als das Urteil gefallen war, schwieg er.

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Auf dem Platz vor dem Gericht hatten sich schon Stunden vor der Urteilsverkündung Demonstranten versammelt. "Gerechtigkeit für Bosnien" stand auf manchen Plakaten. "Heute ist ein historischer Tag", sagte Munira Subasic, Vorsitzende der "Mütter von Srebrenica".

Chefankläger Brammertz gab nach dem Urteilsspruch noch zu bedenken, dass bis heute die Täter verherrlicht werden. Mladic sollte weltweit von allen führenden Politikern verurteilt werden. "Sein Name muss auf die Liste gesetzt werden zu den schlimmsten und barbarischsten Figuren der Geschichte."

Quelle: ntv.de, mpe/AFP/dpa

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