• Die aktuellen Zahlen der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Schweden steigen rasant an.
  • Das Land verzeichnet im November die höchste Zahl an Todesfällen innerhalb eines Monats, das sind mehr als bei der Spanischen Grippe 1918.
  • Damit wird erneut die Kritik am schwesiachen Sonderweg in der Corona-Pandemie, noch lauter.

Update, 17.12.2020, 12:55 Uhr

Der schwedische König Carl XVI. Gustav ist der Meinung, dass Schweden im Kampf gegen die Corona-Pandemie nicht erfolgreich war. «Ich denke, wir sind gescheitert», sagte der König in einem Interview, das das schwedischen Fernsehen SVT am Donnerstag ausschnittsweise veröffentlichte. «Wir haben eine große Anzahl, die gestorben ist, und das ist schrecklich.» Das schwedische Volk habe unter schwierigen Bedingungen enorm gelitten.
In Schweden sind inzwischen mehr als 7800 Menschen an Covid-19 gestorben. Rund 75 Prozent von ihnen waren älter als 70 Jahre. Das Land hatte bis vor kurzem weniger strenge Coronamaßnahmen als andere.
Carl Gustav sagte, leid täten ihm vor allem die Familien, die sich nicht von ihren verstorbenen Verwandten hatten verabschieden können. «Ich denke, es ist eine schwere und traumatische Erfahrung, nicht herzlich Abschied nehmen zu können», sagte der 74-Jährige.
Auf die Frage, ob er selbst Angst vor einer Infektion mit Covid-19 habe, sagte er: «In letzter Zeit fühlt es sich mehr konkret an, es ist näher und näher gekrochen.» Im November waren sein Sohn, Prinz Carl Philip, und dessen Frau Sofia positiv auf Covid-19 getestet worden. (Stand, 17.12)

Was seit Dienstag, 24.11., in Schweden gilt:

  • Erstmals gelten nun Auflagen für Treffen in der Öffentlichkeit, nur noch acht Menschen dürfen zusammenkommen.
  • Bisher durften sich je nach Anlass 50 bis 300 Menschen treffen.
  • Schulen und Restaurants sollen laut der Regierungsanordnung weiter geöffnet bleiben.
  • Betreiber von Restaurants müssen allerdings darauf achten, dass pro Tisch nicht mehr als acht Gäste Platz nehmen.

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Museum schließt erstmals seit 129 Jahren

Das Stockholmer Freilichtmuseum Skansen schließt wegen der Coronavirus-Pandemie erstmals in seiner 129-jährigen Geschichte seine Tore. Der Park im Stadtteil Djurgården bleibt bis auf Weiteres zu, auch die traditionellen Weihnachtsfeierlichkeiten werden eingestellte. Man hoffe, im Frühjahr 2021 wieder öffnen zu können, schrieb das Museum an seine Besucher gerichtet.

Regierung führt strengere Maßnahmen ein

Jetzt ebnet Schweden angesichts steigender Corona-Zahlen auch den Weg für die Wiedereinführung eines Verbots von Altersheimbesuchen. Die Regierung will die Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten mit der Möglichkeit ausstatten, auf lokaler Ebene ein Besuchsverbot für Altersheime auszusprechen.

Schweden setzt auf Verbote

Es handele sich um eine sehr eingreifende und weitreichende Maßnahme, die deshalb nur dort eingeführt werden solle, wo sie wirklich gebraucht werde. Für die allerengsten Angehörigen der Heimbewohner solle es Ausnahmen geben.
Im Zuge der Corona-Krise hatte die Regierung solche Besuche im ganzen Land monatelang untersagt - es war eine der striktesten der schwedischen Corona-Beschränkungen gewesen. Dieses nationale Besuchsverbot war zum 1. Oktober nach fast einem halben Jahr von der Regierung aufgehoben worden.

Kann ein landesweiter Lockdown ausgeschlossen werden?

Europaweit steigen die Zahlen an Neuinfektionen weiter an. Viele Regierungen ziehen die „Reißleine“, indem sie teils drastische Lockdowns verhängen. „Lockdowns sind keine langfristige Lösung“, sagte der Epidemiologe Anders Tegnell im Gespräch mit "Zeit Online". Er sehe härtere Maßnahmen generell kritisch. Schweden benötige eine Strategie, die langfristig durchzuhalten sei.

Herdenimmunität? Der bisherige Weg Schwedens durch die Corona-Pandemie

Schweden geht im Gegensatz zu seinen skandinavischen Nachbarn sowie dem Großteil Europas deutlich freizügiger mit den Beschränkungen im Kampf gegen die Corona-Krise um. Das Land kam bislang ohne Lockdown durch das Jahr und scheint nun sogar teilweise von der zweiten Welle verschont zu bleiben, obwohl Anfang November die Corona-Regeln verschärft werden mussten.
Mediziner führen das auf eine möglicherweise beginnende Herdenimmunität zurück. „Wir glauben, dass diese in Stockholm zwischen 20 und 40 Prozent liegt“, sagte Staatsepidemiologe Anders Tegnell den Medien.

Masken sind in Schweden verpönt

Manches in Schweden wirkt für Mitteleuropäer wie aus einer anderen Welt: Während Masken aufgrund von wissenschaftlichen Zweifeln an ihrem Nutzen komplett verpönt sind, wurden Personen mit positiv getesteten Familienmitgliedern im Haushalt bis vor Kurzem weiter zum Arbeiten geschickt. Ebenso sollten die Geschwister von positiv getesteten Kindern anfangs weiter die Schule oder die Tagesstätte besuchen, statt in Quarantäne zu gehen.

Schweden verbietet Alkohol in Bars und Kneipen nach 22 Uhr

Schwedens Regierung hat wegen gestiegener Corona-Infektionszahlen den Verkauf von Alkohol in Gaststätten nach 22.00 Uhr verboten.. Bars und Kneipen müssen eine halbe Stunde später zudem schließen. „Alle Indikatoren zeigen in die falsche Richtung“, sagte er auf einer Pressekonferenz. Das Verbot tritt am 20. November in Kraft und wird bis Ende Februar andauern.