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Corona-Pandemie bald vorbei? WHO-Direktor mit überraschender Aussage

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Angebliche Aussagen der WHO zu einem Ende der Corona-Pandemie sorgen für Aufsehen. Ein Virologe stimmt zu, Söder und Lauterbach warnen – dann folgt die Wende. 

Update vom 28.02.2021, 15.00 Uhr: Die Aussagen von Hans Kluge, über ein mögliches baldiges Ende der Corona-Pandemie, sorgen weiterhin für Diskussionen – in sozialen Netzwerken und in der Wissenschaft. Der WHO-Direktor für Europa hatte Medien des dänischen Rundfunks ein Interview gegeben, in dem er gesagt haben soll, dass die Pandemie „in wenigen Monaten überwunden“ sei. Konfrontiert mit dieser Aussage stellte Kluge nun klar: „Ich habe das nie gesagt“, erklärt er dem „ZDF“. Im Interview sei er gefragt worden, wann die Corona-Pandemie überstanden sei. Er habe daraufhin gesagt, dass dies niemand prognostizieren könne.

Hans Kluge, WHO
Hans Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, (l.). (Archivfoto) © Ida Guldbaek Arentsen/AFP

„Ich würde sagen – als Arbeitshypothese – Anfang 2022 haben wir die Pandemie hinter uns“, so der WHO-Direktor weiter. Das Coronavirus werde immer noch da sein, aber er glaube, dass dann keine störenden Maßnahmen mehr nötig sein werden, erklärt Kluge auf „ZDF“-Anfrage.

Corona-Pandemie: Virologe Drosten kommentiert angebliches WHO-Statement

Im Nachgang zahlreicher Veröffentlichungen über die Thematik entbrannten wilde Debatten in sozialen Netzwerken. Tausendfach wurden entsprechende Artikel kommentiert. Hass und Hetze waren dort oftmals zu lesen.

Auf Twitter äußerte sich unter anderem Virologe Christian Drosten dazu. „Nein, es gibt derzeit bei keiner bekannte Mutante Anzeichen für eine Abschwächung. Das wäre reine Spekulation“, so Drosten. Damit bezog sich der Charité-Virologe auf Äußerungen Kluges aus dem dänischen Interview, bezüglich der weiteren Entwicklung von Mutanten weltweit.

Drosten äußerte sich in der Vergangenheit des Öfteren zu einem möglichen Ende der Corona-Pandemie. Gegenüber dem „Spiegel“ sagte der Virologe, dass die Corona-Lage im Jahr 2021 gefährlicher werden könnte, als viele denken. Auch Karl Lauterbach, der vor voreiligen Lockerungen warnt, äußerte sich ähnlich. Im Interview* sagte er beispielsweise: „Ende 2021 ist die Pandemie keinesfalls vorbei“.

Corona-Pandemie in wenigen Monaten vorbei? WHO überrascht mit Aussagen

Erstmeldung vom 26.02.2021, 10.00 Uhr: Genf – Wie lange dauert die Corona-Pandemie noch? Diese Frage stellen sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger derzeit. Angesichts kursierender Mutanten erscheint eine pandemische Prognose schwierig. Insbesondere die B.1.1.7-Mutation aus Großbritannien breitet sich laut Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) in Deutschland aus.

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WHO verblüfft mit Aussagen zum Coronavirus. © National Institute of Allergy and Infectious Diseases/dpa

Der Lockdown läuft vorerst bis März 2021. Eine Verlängerung erscheint unwahrscheinlich, zahlreiche Meldungen von Corona-Lockerungen machen aktuell die Runde. Hinzu kommt eine neue Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation. Die WHO geht offenbar davon aus, dass die Pandemie bereits in wenigen Monaten vorbei sein wird. Grundlage dessen, sei der weltweite Rückgang im Bereich der Neuinfektionen. Hans Henri Kluge, WHO-Regionaldirektor Europa, sagte Medien des dänischen Rundfunks: „Es wird weiterhin ein Virus geben, aber ich glaube nicht, dass Einschränkungen nötig sein werden.“

Corona-Pandemie bald vorbei? WHO-Direktor verblüfft mit Aussagen

Eine Einschätzung, die schwer auf Deutschland zu übertragen scheint: Am Freitag (26.02.2021) vermeldete das RKI nahezu 10.000 Neuinfektionen in der Bundesrepublik. Die Zahlen stabilisieren sich derzeit zwar auf einem niedrigeren Niveau, als im Januar 2021. Allerdings warnt die Politik vor voreiligen Lockerungen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte beispielsweise: „Wir dürfen angesichts der Mutation keinen Blindflug starten. Eine generelle Öffnungshektik hilft niemandem.“ Im Gegensatz dazu steht die Einschätzung des Virologen Hendrik Streeck. Er fordert Lockerungen und kritisiert das Bundesgesundheitsministerium.

Kluge betont im Nachgang seiner Einschätzung: Mutationen seien normal und würden nicht zwangsläufig zu einem Kontrollverlust führen. Seine Argumentation stützt er auf das Infektionsgeschehen in Ländern mit hohen Mutationsinzidenzen – Beispiel Südafrika: Dort ist eine der Corona-Mutationen weit verbreitet und dennoch fallen die Inzidenzen, ähnlich stark wie in anderen Staaten ohne derart hohe Mutationsverbreitung aus.

Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO und Kluges Chef, betonte ebenfalls die gute Entwicklung – schätzt die Lage jedoch differenzierter ein: „Jetzt müssen wir den positiven Trend verstetigen. Das Feuer ist noch nicht aus, und wenn wir es nicht weiter bekämpfen, kommt es lodernd zurück.“ Ghebreyesus sprach zudem von einer „Wende“ in der Pandemie, die „sehr ermutigend“ sei.

Corona – Virologe zieht Vergleich zu Influenza-Pandemien

Klaus Stöhr, Epidemiologe, Virologe und ehemaliger WHO-Funktionär warnte bereits vor geraumer Zeit, Mutanten falsch einzuschätzen. Laut Stöhr zeige die historische Entwicklung, dass ein plötzliches Nachlassen des Infektionsgeschehens wahrscheinlich sei. Er verglich die Corona-Pandemie dabei mit zwei Influenza-Pandemien, der asiatischen Grippe und der Honkong-Grippe. In beiden Fällen sei das Infektionsgeschehen genauso schnell abgeflacht, wie es sich aufgebaut hätte. Die Viren seien jedoch nicht komplett verschwunden, so Stöhr. Das berichtet „Focus Online“. Stöhr hatte kürzlich für Aufsehen gesorgt, da er Kanzlerin Merkel in einer grundlegenden Einschätzung widersprach. Er betonte, dass die Mutanten nicht für die steigenden Infektionszahlen verantwortlich seien.

Stöhrs Einschätzung wird offenbar durch eine neue Studie aus den USA gestützt. Diese wurde vor Kurzem im Fachmagazin „Science“ veröffentlicht – und kommt zur Prognose: Das Coronavirus werde sich „endemisch“ entwickeln, sprich: sich nur noch sehr lokal verbreiten. Das Forscherteam unterstreicht in der Studie zudem, dass die weltweite Impfkampagne dem zusätzlich im Weg stehe. Friedemann Weber, Virologe an der Universität Gießen, sieht das ähnlich: „Schon das Frühjahr 2021 sollte spürbar unbeschwerter sein, der Sommer schon fast wieder normal und der Herbst so gut wie normal“, so Weber gegenüber „Focus Online“.

Karl Lauterbach sieht die Lage indes weniger entspannt. Er warnt vor einer „dritten Welle“ in Deutschland. Am Donnerstag warnte er auf Twitter: „Leider beginnt die 3. Welle präzise genau so, wie epidemiologisch vorhergesehen. Daran wird sich auch nichts ändern, nur weil weltweit die Fälle sinken.“ Es gelte weiterhin, „einfach nur Zeit zu gewinnen, bis möglichst viele das rettende Ufer der ersten Impfung erreicht haben.“ (Tobias Utz) *merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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