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Die Anschläge in Brüssel am 22. März 2016 mit 34 Toten und mehr als 340 Verletzen haben sie uns wieder mehr als deutlich vor Augen geführt: die Angst vor dem Terror.

Diese Angst, Opfer eines Terroranschlags zu werden, ist auch in Europa inzwischen groß. Doch wie bei allen Emotionen handeln wir bei dieser Angst sehr irrational und schätzen die Gefahr durch einen Terroranschlag in der Regel als überporportional groß ein. Dass wir uns jeden Tag viel größeren Gefahren aussetzen, meist ohne uns dies bewusst zu machen, zeigt ein Blick in die Statistik. Auf dem Weg zur Arbeit bei einem Verkehrsunfall zu sterben oder bei einem Unfall im eigenen Haushalt ist um ein Vielfaches wahrscheinlicher, als Opfer eines Terroranschlags zu werden. 
 

Wir schätzen die Gefahr falsch ein

In den letzten 16 Jahren wurden in Europa 443 Menschen bei Anschlägen durch islamistischen Terror getötet. Betrachtet man diese Zahl und stellt sie in Relation zu den rund 508,5 Millionen Menschen, die in der EU leben, war die Wahrscheinlichkeit bei einem der vergangenen Anschläge getötet zu werden verschwindend gering.
Der Soziologe Otwin Renn sagte jüngst in einem Interview mit dem SÜDKURIER: "In Deutschland werde ich eher vom Blitz erschlagen, als dass ich Opfer von Terror werde." Und er hat recht. Die Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden, ist 1,13-mal größer als die Opfer eines Terroranschlags zu werden.
Viele andere Todesursachen sind um ein Vielfaches wahrscheinlicher.

Hier sehen Sie, wie viel mal wahrscheinlicher verschiedene Todesursachen in Deutschland sind, als in den vergangenen 16 Jahren bei einem Terroranschlag in Europa getötet worden zu sein:

Terror


Dem Terror keine Chance geben

Wie die Aufzählung zeigt, ist es rund 3800-mal wahrscheinlicher an einer Grippe zu sterben, als Opfer eines Terroranschlags in Europa zu werden. Dennoch fürchtet sich kaum jemand davor, sich zu erkälten oder mit Grippeviren anzustecken. Dennoch ist es wichtig, sich diese Verhältnisse stets vor Augen zu führen und mit Hilfe solcher Zahlen die Wahrscheinlichkeit eines Terroranschlags richtig einzuschätzen. Diese Zahlen zeigen, dass wir uns nicht der Angst vor dem Terror hingeben dürfen. Wir sollten nicht durch eine irrationale Beurteilung dieser Gefahr entscheiden, unser Leben zu ändern. Wenn wir uns aus Angst vor Terror dazu entscheiden, eine Reise nicht anzutreten oder Menschenansammlungen zu meiden, knicken wir ein vor den Terroristen und geben ihnen so eine Macht über uns, die sie niemals haben sollten - und die von keiner Statistik begründet wird.
  • So haben wir die Werte errechnet
    In Europa gab es laut Statista seit dem Jahr 2000 443 Tote durch islamistische Terroranschläge. Das entspricht im Schnitt 27,6875 Toten pro Jahr. Teilt man diese Zahl durch die laut Europäischer Kommission 508.450.856 Bürger der EU, ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit von 0,00000005445462363426526 eines dieser Opfer geworden zu sein. 

    Wie setzt man dies in Relation zu den Todesursachen in Deutschland?
    Dies zeigen wir Ihnen am Beispiel der Blitztoten in Deutschland. Laut Ausschuss für Blitzschutz und Blitzforschung des VDE gibt es in Deutschland jedes Jahr zwischen drei und sieben Blitztoten. Daraus ergibt sich im Schnitt eine Zahl von fünf Blitztoten. Setzt man diese in Relation zu den laut Statistischem Bundesamt 81.200.000 Einwohnern in Deutschland, ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit von 0,00000006157635467980296 von einem Blitz erschlagen zu werden.

    Nun wurden die beiden Wahrscheinlichkeiten, Opfer eines Terroranschlags zu werden und durch einen Blitzschlag zu sterben, in Relation gesetzt. Daraus ergibt sich der Wert 1,130782852385743. Somit ist es um ein 1,13-faches wahrscheinlicher, in Deutschland von einem Blitz erschlagen zu werden, als in den vergangenen 16 Jahren in Europa Opfer eines islamistischen Terroranschlags geworden zu sein. Die anderen Werte wurden auf Basis der Todesursachen-Statistik des Statistischen Bundesamts analog zum Beispiel mit den Blitztoten errechnet.