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Lourdes: Was Schweizer Gardisten und Soldaten unterscheidet

Zur Internationalen Soldatenwallfahrt nach Lourdes kommen Jahr für Jahr immer mehr junge Schweizer. Das sagt uns der Schweizer Militärbischof Alain de Raemy, der früher als Kaplan bei der Päpstlichen Schweizergarde in Rom wirkte und die Unterschiede zwischen den beiden Corps gut kennt.

Gudrun Sailer – Lourdes

Vatican News: Sie waren früher Kaplan bei der Päpstlichen Schweizergarde und sind nun Militärbischof der Schweiz, was für Unterschiede gibt es zwischen den beiden Corps?

Alain de Raemy: In der Schweizergarde leben Sie privilegiert beim Nachfolger Petri, müssen sich die Glaubensfragen wirklich stellen, und sie haben diese langen Dienste in der Stille, ohne Telefon, ohne jede Zerstreuung. Dort erleben sie wirklich ein sich-selber-Entdecken in der Stille vor Gott. Das ist eine tiefe Erfahrung, die die Militärs in der Schweiz weniger machen. Sie kehren ja auch am Wochenende zurück und dort ist die Seelsorge nicht so präsent wie die Schweizergarde. Aber die Schweizer Soldaten kommen jetzt immer mehr nach Lourdes – immer mehr von denen, die jetzt gerade im Dienst sind, kommen nach Lourdes. Sie können sich melden und viele machen es, darunter auch Protestanten oder vor zwei Jahren auch Muslime. Letztes Jahr haben wir einen Katholiken hier gefirmt, er wünschte das während dieser Wallfahrt zu erleben.

Zum Nachhören

Vatican News: Wie viele sind es, die aus der Schweiz kommen?

Alain de Raemy: Dieses Jahr etwa 80 dienstleistende junge Männer, wir haben im Januar eine Milizarmee, die sind jetzt im Dienst, dürfen diese Wallfahrt machen, es gehört zum militärischen Dienst, sie wohnen hier im Zelt, eine militärisches Erlebnis, aber etwas ganz Anderes. Für viele ist es das erste Mal im Leben, dass sie drei Tage in einem religiösen Kontext sind.

Vatican News: Die Wallfahrt findet zum 60. Mal statt, und abgesehen von der Tradition: warum, würden Sie sagen, passt eine Soldatenwallfahrt ausgerechnet nach Lourdes – das Lourdes der Marienerscheinungen und der Aufnahme der Kranken. Wie passt das zusammen mit den Soldaten?

Alain de Raemy: Jedenfalls für die, die in Kriegsgebieten sind, die kommen mit ihren Kriegsverletzten, zum Beispiel beim Kreuzweg werden sie getragen. Die Sinnfragen stellen sich für diese, die Gewalt gesehen haben, ganz tief. Lourdes bedeutet, kommt zu Quelle. Das sagte Maria der Bernadette. Sie sollen hier pilgernd zusammen sein, als Völker zusammen marschieren, das hat einen tiefen Sinn für die, die das Kriegsgeschehen erlebt haben. Und für die anderen: die Kameradschaft mit den anderen Militärs, die ist so groß unter Militärleuten. Und wenn sie sich am Abend zum Bier treffen und vorher in der Messe mitgefeiert, mitgesungen haben, das ist wirklich ein vollständiges Lebenserlebnis.

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19. Mai 2018, 13:35