Prof. Kwasniewski: „Die überlieferte Liturgie ist ein unaufhörlicher Exorzismus, deshalb haßt sie der Teufel so sehr“

Interview über Liturgie und Liturgiereformen


Prof. Peter Kwasniewski, Unterzeichner des „Offenen Briefs“ an Papst Franziskus, spricht in einem Interview über die Bedeutung des überlieferten Ritus.
Prof. Peter Kwasniewski, Unterzeichner des „Offenen Briefs“ an Papst Franziskus, spricht in einem Interview über die Bedeutung des überlieferten Ritus.

(Rom) Prof. Peter Kwas­niew­ski, Seni­or Fel­low am St. Paul Cen­ter in Steu­ben­ville, ist einer der Unter­zeich­ner des Offe­nen Brie­fes einer inter­na­tio­na­len Grup­pe katho­li­scher Intel­lek­tu­el­ler, mit der Papst Fran­zis­kus die Rote Kar­te gezeigt wird. Das amtie­ren­de Kir­chen­ober­haupt wird in einem detail­liert beleg­ten Doku­ment der Häre­sie beschul­digt wird. In einem aktu­el­len Inter­view, „Der ‚Usus anti­qui­or‘ wird uns ret­ten“, spricht er vom Haß des Teu­fels auf die über­lie­fer­te Liturgie.

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Kwas­niew­skis bekann­te­stes Werk, das 2017 auch in deut­scher Spra­che ver­öf­fent­licht wur­de, ist: Neu­an­fang inmit­ten der Kri­se: Die hei­li­ge Lit­ur­gie, die tra­di­tio­nel­le latei­ni­sche Mes­se und die Erneue­rung in der Kir­che. Das von Prof. Rober­to de Mat­tei gelei­te­te Monats­ma­ga­zin Radi­ci Cri­stia­ne (Christ­li­che Wur­zeln) ver­öf­fent­lich­te in der aktu­el­len Aus­ga­be ein Inter­view mit dem US-Ame­ri­ka­ner von Chia­ra Chie­ssi. Prof. Kwas­niew­ski führt dar­in aus, daß der Teu­fel „Dis­zi­plin, Ord­nung, Schön­heit, Demut, Opfer, das lit­ur­gi­sche Lob, die Tra­di­ti­on und das Prie­ster­tum“ haßt. Kwas­niew­ski wörtlich:

„Die über­lie­fer­te Lit­ur­gie ist ein unauf­hör­li­cher Exor­zis­mus, des­halb haßt sie der Teu­fel so sehr.“

Die „außer­or­dent­li­che Form“, wie Papst Bene­dikt XVI. sie im Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum bezeich­net, und damit ist nicht nur die Hei­li­ge Mes­se gemeint, son­dern auch das Stun­den­ge­bet und alle Sakra­men­ta­li­en, ist „von Ord­nung und Schön­heit“ durch­drun­gen, so der US-ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaft­ler. Sie ver­lan­ge größ­te Demut und Dis­zi­plin vom Kle­rus, da sie auf rech­te und ange­mes­se­ne Wei­se zu zele­brie­ren ist.

Der über­lie­fer­te Ritus, so Kwas­niew­ski, for­dert eine bewuß­te Zurück­stel­lung der Indi­vi­dua­li­tät des Zele­bran­ten, einen Ver­zicht auf jeden Wunsch, selbst „in Erschei­nung“ zu tre­ten, oder „sich selbst“ zu sein.

Kwasniewski-Interview in „Radici Cristiane“
Kwas­niew­ski-Inter­view in „Radi­ci Cristiane“

Laut Kwas­niew­ski, der von 1998 bis 2006 am Inter­na­tio­na­len Theo­lo­gi­schen Insti­tut für Stu­di­en zu Ehe und Fami­lie im öster­rei­chi­schen Gam­ing und der dor­ti­gen Nie­der­las­sung der Fran­zis­kan­er­uni­ver­si­tät Steu­ben­ville lehr­te, ist der über­lie­fer­te Ritus in sei­nem Gan­zen auf Anbe­tung und Ver­herr­li­chung Got­tes aus­ge­rich­tet mit Chri­stus selbst als Hohe­prie­ster, dem alle ande­ren die­nen. In die­sem Kern­ver­ständ­nis kom­me das Han­deln als Dienst und das Selbst­ver­ständ­nis der Han­deln­den als Die­ner zum Aus­druck. Eine Vor­stel­lung, die dem „moder­nen“ Ver­ständ­nis von Indi­vi­dua­lis­mus und „Selbst­ver­wirk­li­chung“ völ­lig widerspreche.

Para­do­xer­wei­se, so Kwas­niew­ski, erbaut und för­dert der über­lie­fer­te Ritus die Gläu­bi­gen gera­de wegen sei­ner Theo­zen­trik und Chri­sto­zen­trik im Gegen­satz zur Anthro­po­zen­trik der moder­nen Phi­lo­so­phie und Kultur.

Luzi­fer, einst der ober­ste Engel, der Licht­trä­ger, das schön­ste Geschöpf Got­tes, ver­lieb­te sich in sich selbst. Sei­ne Sün­de war die Ego­zen­trik, das Selbst­ver­liebt­sein, das ihn dazu führ­te, sich selbst zu fei­ern. Das, so der US-ame­ri­ka­ni­sche Phi­lo­soph und Theo­lo­ge, habe ihn von Gott ent­fernt, weil er nicht mehr die­nen wollte. 

Dar­aus folgt, daß jede Bewe­gung in der Lit­ur­gie, die auf „Befrei­ung“, Eman­zi­pa­ti­on, Applaus, die Zele­bra­ti­on oder die Pfle­ge des Ego des Zele­bran­ten oder der Gläu­bi­gen abzie­le, „dia­bo­lisch ist, in ihrem Ursprung und in ihrer Wirkung“.

Die Kir­che, so Kwas­niew­ski, habe in ihrer Weis­heit, die ihr von Gott gege­ben wur­de, immer um die Gefahr der „cha­ris­ma­ti­schen“ Per­sön­lich­keit gewußt und sich vor ihr gehü­tet durch Riten, die sich „durch Objek­ti­vi­tät, Sta­bi­li­tät, Prä­zi­si­on, dog­ma­ti­sche Klar­heit, aske­ti­sche Anfor­de­run­gen und ästhe­ti­sche Vor­nehm­heit“ aus­zeich­ne­ten. Die­se Wesens­merk­ma­le ste­hen im bewuß­ten Gegen­satz zu gewis­sen Nei­gun­gen der gefal­le­nen, mensch­li­chen Natur wie Emo­tio­na­li­tät oder Sen­ti­men­ta­li­tät, Rela­ti­vis­mus, Zwei­deu­tig­keit, Kau­sa­li­tät, Nach­sich­tig­keit und Ästhe­ti­zis­mus, der sich durch Man­gel an gutem Geschmack, Gleich­gül­tig­keit oder Schlam­pig­keit zu erken­nen gebe, oder anders aus­ge­drückt, durch einen Kle­rus, der sich in ritu­el­len Din­gen gehenläßt.

„Der überlieferte Ritus wird uns retten“
Kwas­niew­ski: „Der über­lie­fer­te Ritus wird uns retten“

Der über­lie­fer­te Ritus ver­leiht dem Prie­ster, die unver­wech­sel­ba­re Rol­le des sakra­men­ta­len Ver­mitt­lers, eben­so in unter­schied­li­chem Maß auch den ande­ren lit­ur­gi­schen Dien­sten, so Kwasniewski:

„Die­se Mitt­ler­rol­le ist das leben­de Abbild der Inkar­na­ti­on des ein­zi­gen Mitt­lers zwi­schen Gott und dem Men­schen, gegen den sich Satan auflehnte.“

Die ein­zi­ge „Lit­ur­gie­re­form“, die der Teu­fel wol­le, sei immer und allein eine, die die Kir­che von der Inkar­na­ti­on, von der im eucha­ri­sti­schen Leib Chri­sti ver­wur­zel­ten, sakra­men­ta­len Öko­no­mie und von der gesam­ten Struk­tur der Riten, Zere­mo­nien und Gebe­te, die sie ver­kör­pern, wegführt.

Die Tat­sa­che, daß in der neu­en Lit­ur­gie die Exor­zis­men, wo immer man sie aus­fin­dig mach­te – ob im Tauf­ri­tus, in den ver­schie­de­nen Seg­nun­gen, natür­lich beson­ders im Ritus des Exor­zis­mus selbst – abge­schafft oder ver­kürzt wur­den, „spricht für sich“. 

Der Rechts­phi­lo­soph Cor­ra­do Gner­re, der unter ande­rem an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom Phi­lo­so­phi­sche Anthro­po­lo­gie lehrt, schrieb dazu in einem Kom­men­tar zum Kwasniewski-Interview:

„Es stellt sich die Fra­ge, ob der ver­wirr­te und gequäl­te Papst Paul VI. die­se Wahr­heit fühl­te, als er 1972 kurz nach der Ein­füh­rung jenes gigan­ti­schen Spalts namens ‚Novus Ordo‘ sag­te: ‚Wir haben das Gefühl, daß durch irgend­ei­nen Spalt der Rauch des Satans in den Tem­pel Got­tes ein­ge­drun­gen ist ‘. Viel­leicht war die­ser Spalt nichts ande­res als die unauf­hör­li­chen lit­ur­gi­schen Refor­men des 20. Jahr­hun­derts, die in einer Ände­rung der ‚lex oran­di‘ vom Aus­maß eines Erd­be­bens gipfelten.“

Aus den Aus­füh­run­gen von Prof. Kwas­niew­ski läßt sich schlie­ßen: Wann immer gläu­bi­ge Katho­li­ken, ob Lai­en oder Prie­ster, sich die unglaub­lich har­te und hart­näcki­ge Abnei­gung gegen den über­lie­fer­ten Ritus mensch­lich und ratio­nal nicht erklä­ren kön­nen, darf ange­nom­men wer­den, daß die Hör­ner des Teu­fels erkenn­bar wer­den, der am Werk ist.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Il Cammi­no dei Tre Sentieri/​Radici Cristiane/​ICRSS

Das Buch von Peter Kwas­niew­ski: Neu­an­fang inmit­ten der Kri­se: Die hei­li­ge Lit­ur­gie, die tra­di­tio­nel­le latei­ni­sche Mes­se und die Erneue­rung in der Kir­che Una Voce Edi­ti­on, Tremsbüt­tel 2017, 240 Sei­ten, kann über unse­re Part­ner­buch­hand­lung bezo­gen werden.

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5 Kommentare

  1. Die­ser Text ist sehr gut dazu geeig­net das Beten Jesu zu ver­an­schau­li­chen und passt her­vor­ra­gend zur Anspra­che des Pap­stes über das Ver­ständ­nis der Vater-unser-Bit­te „und füh­re uns nicht in Versuchung“.

    Die­se Bit­te, und das erwähnt der Papst nicht, geht ja noch wei­ter und ist nur im Kon­text des gan­zen Sat­zes zu ver­ste­hen: „…, son­dern erlö­se uns von dem Bösen.“

    „Dem Bösen“ meint ‚den Bösen‘, näm­lich Luzi­fer. „Erlö­se uns von den Machen­schaf­ten Luzifers-Satans“. 

    Wenn wir mit ihm diku­tie­ren, so erscheint er uns als Luzi­fer und wir erken­nen sei­ne Bos­heit nicht. Bei Maria Val­t­or­ta heißt es im 1. Band („Der Gott­mensch“), dass Jesus zu allem schwieg. Ein­zig wenn die Gott­heit des Vaters ange­grif­fen wur­de, indem Luzi­fer direk­te Anbe­tung ver­lang­te, sprach Jesus.

    Jesus macht uns vor, wie wir mit Men­schen, die uns auf die Pro­be stel­len wol­len, umge­hen sol­len. Wir sol­len nicht aus uns her­aus spre­chen, son­dern mit der Schrift.

    Val­t­or­ta erklärt, wer mit Luzi­fer zu dis­ku­tie­ren anfin­ge, der wer­de ver­lie­ren. Dar­um mei­det Jesus das Gespräch mit dem Teu­fel, der uns in die­se Welt zie­hen will und in den Lei­den­schaf­ten erträn­ken will.

    Der Ver­lust der Ruhe, der Ord­nung, des inne­ren Frie­dens zeigt uns schließ­lich Luzi­fer als Satan. Wir ver­lie­ren die Freu­de der Rein­heit, sind stän­dig besorgt und traurig.

    Das Vater­un­ser ist ein Exor­zis­mus­ge­bet. Und der Über­lie­fer­te Ritus zeigt uns, wie wir mit Gott spre­chen sol­len: wir sol­len die Anbe­tung der Welt und des Teu­fels drau­ßen lassen.

    „Die über­lie­fer­te Lit­ur­gie ist ein unauf­hör­li­cher Exor­zis­mus, des­halb haßt sie der Teu­fel so sehr.“ sagt Kwas­niew­ski. Die­se schö­ne und wah­re For­mu­lie­rung spricht aus, mit wel­cher Hal­tung ‚vor Gott‘ wir das Leben leben sol­len – und dass das Ste­hen in der Wahr­heit Lei­den bedeu­tet; aber dass uns die­ses Lei­den die Freu­de im hei­li­gen Geist nicht rau­ben kann.

    Von daher erschließt sich auch, was sich kaum einer aus­zu­spre­chen wagt: Män­ner und Frau­en, Jun­gen und Mäd­chen sol­len im lit­ur­gi­schen Raum nicht zusam­men auf­tre­ten, da dies die Aus­rich­tung auf Gott gera­de bei jun­gen Men­schen verhindert.

    Der Novus Ordo ist ins­ge­samt ein Mach­werk des Durch­ein­an­ders, wel­ches wirk­li­che Fröm­mig­keit nur schwer beför­dert und das Gebet sehr ober­fläch­lich wer­den lässt. Man sieht alles, aber sieht kaum in sich hin­ein. Im inne­ren Her­zens­ge­bet sol­len wir mit Gott doch sprechen.

  2. Zumin­dest wür­de es den boden­lo­sen Haß erklä­ren, mit dem die Mes­se aller Zei­ten und ihre Anhän­ger über­zo­gen wer­den. Vom Vor­wurf der „Gemein­de­spal­tung“ bis zur Ver­bin­dung zum Rechts­extre­mis­mus, vom dün­kel­haf­ten Eli­ta­ris­mus bis zur mit­tel­al­ter­li­chen Bigot­te­rie – kübel­wei­se wer­den Ver­leum­dun­gen aus­ge­schüt­tet. Dabei ging man doch auf Sei­ten der Refor­mer in den 1960ern sie­ges­trun­ken davon aus, das alles mit dem bio­lo­gi­schen Ende der letz­ten alten Müt­ter­chen erle­digt sei, wer­de doch nun die Jugend stramm kon­zi­li­ar erzogen. 

    Offen­bar ist es unan­nehm­bar, dass es Katho­li­ken gibt, wel­che die Mes­se so fei­ern wol­len, wie dies seit apo­sto­li­scher Zeit bis in die 60er Nor­ma­li­tät war – man fragt sich, war­um? Tän­ze­rin­nen um den Altar­tisch, Bud­dha-Sta­tue auf dem Taber­na­kel, quir­li­ges Kin­der­fest – alles kann im Got­tes­dienst sei­nen Platz haben, wenn gewünscht, nur bei der „Alten Mes­se“ wird hyste­risch Alarm gegeben…

    • genau, wenn die Alte Mes­se tat­säch­lich so schlecht wäre wie ihre Geg­ner immer behaup­ten, dann hät­te sie sich längst von selbst erledigt

  3. Anders­her­um wird ein Schuh dar­aus, seit dem NOM geht die Kir­che vor die Hun­de, die letz­te Ret­tung ist der über­lie­fer­te Ritus.

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