„Solacium migrantium“ – Papst Franziskus selbst gibt neuer Anrufung vorrangig geistliche Interpretation

Ein Beitrag von Clemens Victor Oldendorf.
Erstellt von Clemens Victor Oldendorf am 11. Juli 2020 um 13:39 Uhr
Papst Franziskus

Bald nach Bekanntwerden der Entscheidung des Heiligen Vaters, die Lauretanische Litanei mit drei weiteren Anrufungen zu bereichern, hat er eine Predigt gehalten, die sich als Deutung der nach wie vor umstrittenen Formulierung Solacium migrantium auffassen lässt. Deshalb nämlich, weil der Papst darin am Ende die Jungfrau Maria ausdrücklich mit den lateinischen Worten dieses neuen Zusatzes anruft.

Nach den hier bereits unternommenen Ansätzen, die Ergänzung zu legitimieren und eine dem beabsichtigten Sinn der lateinischen Prägung möglichst gut entsprechende deutsche Formulierung zu finden, ist die angeführte Predigt eine entscheidend wichtige, authentische Interpretation des Solacium migrantium durch Papst Franziskus selbst.

Deutlich ist wahrzunehmen, dass zwar der Anlass der Einfügung ein politischer und aktueller sein mag und dass dieser Aspekt auch nicht ganz in den Hintergrund treten sollte, dass aber die Perspektive und der Horizont, die durch die Anrufung aufgezeigt werden sollen, den christlichen Lebensweg an sich als eine Pilgerschaft durch die Fremde, das Exil dieser Erdenzeit, wie das Salve Regina wörtlich sagt, hin zum himmlischen Vaterlande vorrangig geistlich deuten. Aus dieser geistlichen Sichtweise freilich entspringt die Motivation zu den Werken der geistlichen und leiblichen Barmherzigkeit, die konkret auch politisch-innerweltliches Engagement zugunsten Notleidender und Heimatloser umfassen.

Aufbau und bestehende Struktur der Lauretanischen Litanei

Sieht man sich näher an, wie die Lauretanische Litanei aufgebaut ist, folgen auf Mater– und Virgo-Anrufungen solche, die die Gestalt Mariens in metaphorischen Bildern personifizieren. Dort findet Solacium migrantium seinen Platz, nämlich eingebettet zwischen Refugium peccatorum und Consolatrix afflictorum, ein Kontext, der für die Bedeutung des neuen Einschubs selbstverständlich aussagekräftig ist und nicht unterschätzt werden darf.

Markant ist in diesem Zusammenhang ferner die Anrufung Auxilium Christianorum, traditionell mit Hilfe der Christen wiedergegeben, in der Neuübersetzung von Pater Martin Ramm FSSP leider mit Du Helferin, wodurch einigermaßen verdunkelt wird, dass die hier vorliegende Reihe von Anrufungen sich in sprachlichen Bildern an Maria wendet. Doch um eine so geringfügige Kritik an dieser Übersetzung geht es jetzt nicht.

Auxilium Christianorum und die inhaltliche Aussage der neu hinzukommenden Einfügung

Wichtig ist vielmehr, dass das Auxilium Christianorum gleichsam der Schlusspunkt der in Metaphern gefassten Anrufungen ist. Die Anrufung Auxilium Christianorum schließt alle Anrufungen dieses Abschnitts ab und legt sie somit sozusagen rückwirkend nochmals aus.

Damit widerlegt sie den Einwand, entkräftet ihn jedenfalls ziemlich, Franziskus berücksichtige mit der neuen Anrufung Solacium migrantium nicht oder zu wenig, dass viele Flüchtlinge ja gar keine getauften Christen sind. Denn selbst, wenn er das nicht bewusst bedacht haben sollte, unterstreicht Auxilium Christianorum, dass es (katholische) Christen sind, die Maria in der Lauretanischen Litanei anrufen und in ihr (vorrangig) für Christen beten.

Denn diesen ist Maria im Lieblingsjünger zur Mutter gegeben (vgl. Joh 19, 25-27), nicht schlechthin allen Menschen. Das schließt freilich nicht aus, dass es Maria ist, die Muslimen, die sie sogar bereits verehren, mit Hochachtung umgeben und teilweise selbst ihre immerwährende Jungfräulichkeit bejahen, sowie Heiden, die mit traditionell christlichen Kulturkreisen in Berührung kommen, bei ihrem göttlichen Sohn die Gnade der Bekehrung erlangt. Und in diesem Sinne ist niemand von der Fürbitte der Kirche und von Mariens Fürsprache ausgeschlossen. Die Lauretanische Litanei klingt schließlich aus in einer Gruppe von Regina-Anrufungen.

Foto: Papst Franziskus – Bildquelle: Kathnews

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