Können einem ganz schön auf die Nerven fallen, wenn man nahe an ihnen wohnt: Kirchenglocken. (Symbolbild) Foto: Pixabay

Frau klagt in Schreiben über Schlafbeschwerden, will aber lieber anonym bleiben.

Jungingen - Der Klang der Kirchenglocken – bei oberflächlicher Betrachtung ist er Bestandteil der dörflichen Idylle manche Anwohner aber leiden schwer darunter. In Jungingen ist das auch so.

Das Problem: Offen ansprechen will das Problem niemand, "da würden uns viele hier sehr anfeinden, wir könnten echte Probleme kriegen", erklärte nun eine Leserin unserer Zeitung, die uns in einem Fax ihr Leid geklagt hatte, dass sie lieber anonym bleiben will.

Deshalb können wir ihren Text auch nicht als Leserbrief abdrucken. Darüber einen Artikel zu schreiben, geht aber. Auch deshalb, weil die Leserin versichert: "Ich kenne einige, die im Gespräch immer wieder über die lauten Glocken klagen. Manche leiden richtig darunter."

Was ihr wichtig ist. Sie hat nichts gegen die Kirche: "Wir haben größten Respekt vor den Kirchen und Religionen, aber es ist einfach nicht mehr auszuhalten", schreibt sie und hält fest: "90 Prozent aller Menschen heutzutage besuchen selten oder nie eine Kirche". Auf dieser Grundlage sei es nicht mehr einzusehen, dass Glockengeläut toleriert werden müsse.

Vor allem das nächtliche Zeitschlagen und Frühgeläut ist für Anwohner ein Problem

Vor allem das nächtliche Zeitschlagen der Kirchenglocken und das "allmorgendliche Frühgeläute" seien ein Problem. Diese Geräusche würden zu Schlafproblemen führen, seien aber doch in der modernen Zeit, wo jeder eine Uhr habe, gar nicht mehr nötig. "Warum nehmen die Kirchen und Gemeinden keine Rücksicht auf all die vielen Menschen, die sich schon darüber beklagt haben – wo bleibt die viel zitierte biblische Nächstenliebe", fragt sie und stellt klar: "Weder möchten wir durch Glockengeläut oder Zeitschlag geweckt werden, noch durch penetrante Zeitschläge beim Einschlafen gestört werden."

Sie fordert dabei keineswegs, dass die Glocken völlig verstummen, aber zwischen 22 und 7 Uhr, der normalen Zeit der Nachtruhe, müsse es doch möglich sein, die Glocken ruhen zu lassen. Dass dadurch christliche Werte verletzt würden, hält sie nicht für stichhaltig. "Das Wort ›Glocke‹ kommt in der Bibel nicht ein einziges Mal vor", schreibt sie.

Natürlich sei auch sie von Kindheit an mit dem Glockenschlag aufgewachsen, so sei das früher überall üblich gewesen. Aber vielleicht würden die Menschen heute lärmempfindlicher, weil an immer weniger Stellen wirkliche Ruhe zu finden sei. Alles werde heute mit Motorkraft und damit auch mit Lärm erledigt.

Und das sei vielleicht auch der Grund, dass Glocken heute stören. Früher habe man von Hand läuten müssen, und das sei dann meist nur am Sonntag als Aufruf zum Kirchgang passiert. Mittlerweile aber würden die Glocken computergesteuert geläutet, so dass nun "sieben Tage die Woche, Stunden am Tag" geläutet werde.

Ein ähnliches Problem war übrigens kürzlich Thema im Ortschaftsrat von Beuren gewesen. Anwohner hatten dort festgestellt, dass die Glocken des Dörfleins lauter läuten, als es die Lärmschutzvorschriften erlauben. Der Ortschaftsrat hat daraufhin beschlossen, dass die Glocken nachts nicht mehr läuten.